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Karl Matthäus Schmidt /quirin bank

Karl Matthäus Schmidt

Als Gründer des Nürnberger Discountbrokers Consors wirbelte der Banker die Finanzwirtschaft durcheinander. Heute will er als Chef der Berliner quirin bank AG einem neuen Ansatz des Private Banking zum Durchbruch verhelfen.

Mein Herz schlägt weiter für Nürnberg", bekennt Karl Matthäus Schmidt, wenngleich er beruflich jetzt in Berlin tätig ist. Club-Fan ist er auch an der Spree geblieben, und nach wie vor kommt er privat gerne nach Nürnberg. Die Verbindungen zu seiner früheren Wirkungsstätte sind aber auch geschäftlicher Natur: Regelmäßig führen ihn Dienstreisen hierher, weil seit Anfang 2007 eine von elf Filialen der quirin bank ihren Sitz im Nürnberger Wirtschaftsrathaus hat. "Nicht nur aus persönlichen Gründen finde ich Nürnberg spannend", so Schmidt, der die Metropolregion zu den dynamischsten Wirtschaftsstandorten in Deutschland zählt.

Dazu hat er einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Denn wenn Nürnberg sich heute als eines der deutschen Zentren für Online-Finanzdienstleistungen bezeichnen kann, ist dies wesentlich auch Karl Matthäus Schmidt zuzuschreiben. Noch während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre in Nürnberg gründete er 1994 die Consors Discount Broker AG. Sein Ansatz damals: Privatanleger sollten ihre Wertpapiergeschäfte über das Internet schnell und unbürokratisch abwickeln können – und das bei moderaten Kosten. Der Sohn des Bankiers Karl Gerhard Schmidt startete mit fünf Mitarbeitern, zwei PCs und lediglich zwölf Anlegern, untergekommen war das kleine Team in der Anfangsphase in Büros der Schmidt-Bank in Nürnberg. In den folgenden Jahren machte das Geschäftsmodell bundesweit Furore und verzeichnete ein rasantes Wachstum: Schon 1999 ging das Unternehmen an die Börse, wo die Consors-Aktien einen Spitzenwert von 7,5 Mrd. DM erreichten. Im Jahr 2001 betreute Consors 450 000 Kunden und war auch in Frankreich, Italien, Spanien und der Schweiz engagiert.

Nach den Turbulenzen am Neuen Markt wurde Consors im Jahr 2002 an die französische BNP Paribas verkauft und schließlich mit der BNP-Tochter Cortal zu Cortal Consors verschmolzen. Heute beschäftigt Cortal Consors Deutschland, deren Hauptsitz sich in der Nähe des Nürnberger Hauptbahnhofs befindet, über 700 Mitarbeiter und betreut weit über 600 000 Kunden. Schmidt war bis Mitte 2003 Vize-Vorstandsvorsitzender bei diesem Unternehmen und anschließend stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. 2005 wechselte der Liebhaber von Wagner-Opern und Hobby-Sportler (Mountainbike und Handball) als Vorstandssprecher zur Berliner CCB Bank und pendelt seitdem zwischen der Bundeshauptstadt und seinem privaten Wohnsitz in Oberfranken.

Heute firmiert die frühere CCB als qurin bank AG und ist in den Geschäftsbereichen Corporate Finance (Investment-Banking für den Mittelstand) und Business Process Outsourcing (Mandantengeschäft für Finanzdienstleister) aktiv. Schlagzeilen macht die Gesellschaft jedoch insbesondere im Geschäftsfeld Private Banking, also dem Anlagegeschäft für Privatkunden.

Die Bank mit dem Reiter im Logo vertritt nichts weniger als den Anspruch, das "Neue Private Banking" (so der Firmen-Slogan) zu begründen. "Wir wollen Schluss machen mit dem provisionsgesteuerten Verkauf, bei dem die Beratungskosten in die Produkte hineingebaut werden", umreißt Schmidt die Strategie. Im Klartext heißt das: Die quirin bank lässt sich nicht von Fondsanbietern oder anderen Investmentgesellschaften mit Provisionen bezahlen. Vielmehr werden alle Ausgabeaufschläge, Vertriebs- und Bestandsprovisionen an die Kunden rückvergütet. Dieses Prinzip soll gewährleisten, dass die Berater ihre Anlageempfehlungen nur an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten, nicht aber an den zu erzielenden Provisionen.

Oder anders ausgedrückt: Die Bank wird vollständig von den Kunden bezahlt, die sich für eine monatlich "Flatrate" von 75 Euro die Dienstleistungspalette der Bank erschließen. Zudem wird die quirin bank prozentual am Anlageerfolg beteiligt. Dafür erhalten die Kunden nach Worten Schmidts eine glasklare Kostentransparenz und eine garantiert unabhängige Anlageberatung. Weiterer wichtiger Aspekt des Konzeptes: Auch Anlegern mit mittleren Vermögen soll bereits eine Vermögensverwaltung geboten werden. Ab einem Anlagebetrag von 50 000 Euro ist man bereits dabei, der durchschnittliche Anlagebetrag pro Kunde liegt jedoch bei etwa 240 000 Euro. Andere Banken ziehen laut Schmidt die Untergrenze für den Einstieg in die Vermögensverwaltung bei deutlich höheren Beträgen.

Derzeit betreut die quirin bank über 2 000 Kunden und ein Depotvolumen von mehr als 800 Mio. Euro. In den nächsten zwei Jahren will Schmidt bei rund 10 000 Kunden angelangt sein. Die aktuelle Finanzkrise hat bei dem 39-jährigen Vorstandschef die Überzeugung verstärkt, dass der Trend weg vom provisionsgesteuerten Verkauf hin zur honorarbasierten Beratung geht. "Ich erwarte hier relativ schnell amerikanische Verhältnisse", so Schmidt mit Verweis auf die USA, wo dieser Ansatz schon deutlich stärker verbreitet sei.

Autor/in: 
bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2008, Seite 59

 
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