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Arabische Länder

Märchenhafte Geschäfte

Die Wirtschaft in der arabischen Region boomt. Ein IHK-Seminar informierte über Marktchancen in einzelnen Ländern sowie über Besonderheiten, die es zu beachten gilt.

Ein großer Teil der arabischen Staaten verfügt über viel Kapital, das diese vor allem zu Hause investieren. Dr. Mohamed Al-Sady, Sprecher Nahost des IHK-Außenwirtschaftsausschusses, sieht deshalb gute Geschäftschancen in dieser Region, "die mehr Aufmerksamkeit verdient, als wir ihr schenken".

Vom Wirtschaftswachstum in diesen Ländern können auch ausländische Unternehmen profitieren. Deutsche Firmen haben dabei den Vorteil, dass "Made in Germany" in der arabischen Welt allgemein in hohem Ansehen steht. Vor allem mit ihrem Know-how und ihren High-Tech-Produkten können sie Geschäftserfolge erzielen, so wie etwa die Invent Umwelt- und Verfahrenstechnik AG aus Erlangen. Einer ihrer Manager, Dr. Peter Huber, sieht ein enormes Marktpotenzial für innovative Umwelttechnik in den arabischen Ländern, vor allem in Saudi-Arabien, Ägypten und Syrien, wo ein besonders hoher Nachholbedarf bestehe.

Die einzelnen Länder haben jeweils besondere Vorzüge für Investoren und Handeltreibende. Frank Maul von der Exportberatung der Auslandhandelskammer Marokko (AHK) sieht als Pluspunkte für das nordafrikanische Land etwa das große Potenzial an Arbeitskräften sowie die Nähe zum spanischen und französischen Markt. Es gebe Unternehmen, die dort für diese Märkte produzieren. Auch sei Marokko selbst ein interessanter Absatzmarkt, in den Städten entstehen zahlreiche moderne Einkaufsstraßen. Im Nachbarland Algerien gibt es hohen Investitionsbedarf insbesondere im Energie- und Umweltsektor. Sebastian Metz von der Messeabteilung der AHK Algerien berichtete, dass im Wasserbereich bereits einige deutsche Unternehmen aktiv sind, aber auch beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist deutsches Know-how gefragt. Das U-Bahn-Netz in Algier wird mit Hilfe deutscher Firmen erweitert, im Straßenbau sind deutsche Unternehmen insbesondere als Zulieferer tätig.

Tunesien galt lange Zeit als Musterländle der Region, so Dagmar Spantzel, Geschäftsführerin der dortigen deutschen Auslandshandelskammer. Das Land blickt auf mehr als zehn Jahre mit stabilem Wirtschaftswachstum zurück. Neue Großprojekte sind jetzt in der Startphase. Auf der Liste der Produkte, die dafür gebraucht würden, stehen Baustoffe, Gebäudetechnik und -ausstattung, die zu 90 Prozent importiert werden müssen.

Sven-Thorsten Potthoff von der AHK Saudi-Arabien stellt den Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation WTO im Jahr 2005 als Positivum heraus. Das Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland stehe kurz vor der Ratifizierung. Nach Worten Potthoffs investiert das Land vor allem in die Zukunft, wobei besonders die geplanten Economic Cities hervorstechen. In der King AbdullahEconomicCity (KAEC) sollen einmal 1,7 Mio. Menschen wohnen. Ähnlich wie sein Kollege von der AHK Algerien sieht Potthoff allerdings ein Problem mit den offiziellen Zahlen, die nicht immer mit der Realität übereinstimmten.

Den größten Boom entfachen die Petrodollars freilich in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dr. Dalia Abu Samra Rothe, Leiterin des German Industry & Commerce Office Abu Dhabi, empfahl die nördlichen Emirate in Betracht zu ziehen, vor allem weil sie kostengünstiger als Abu Dhabi und Dubai seien. Zwischen den einzelnen Emiraten herrsche nämlich auch ein Wettbewerb. Für einen erfolgreichen Markteintritt sollten aber auf jeden Fall etwa zwei Jahre veranschlagt werden. Im benachbarten Oman, das etwas im Abseits stehe, biete der Aufbau der Infrastruktur zahlreiche Chancen.

Auch Libyen ist für ausländische Unternehmen wieder ein interessanter Standort, nachdem die USA ihre Sanktionen aufgehoben haben. Nach Nigeria ist Libyen der größte Erdöl-Exporteur Afrikas, berichtete Noel Hollier von der Botschaft Maltas in der libyschen Hauptstadt Tripolis. Als Brückenkopf für den libyschen Markt empfahl der Experte sein Heimatland Malta.

Zu beachten ist, dass die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen arabischen Staaten sehr unterschiedlich sind. In Syrien etwa gibt es für ausländische Investoren noch manche Probleme. Dr. Pierre Azar, Leiter der Wirtschaftsberatung German Arab Business Services (GABS) in Beirut, verwies auf Auflagen wie etwa die, dass der Geschäftsführer vor Ort ein Syrer sein müsse. Das neue Investitionsgesetz aus dem Jahr 2007 erlaube es aber immerhin, Gewinne über syrische Banken außer Landes zu bringen. Generell warnte Rechtsanwältin Carla Everhardt von der Nürnberger Kanzlei Rödl & Partner vor schnellen Lösungen. Fehler in der Konzeption seien kaum mehr auszubügeln und in der Praxis sei nicht alles durchsetzbar, was im Gesetz steht.

Ratschläge für den interkulturellen Umgang gab Irma Kevorkian-Bauer, Geschäftsführerin von Interkulturelle Beratung Orient, Ansbach. Ehre und Moral spielten in der arabischen Welt eine entscheidende Rolle. Ein Tipp von vielen: Im Gespräch nicht die Schuhsohle zeigen, denn diese Haltung vermittle Negatives.

Die Vortragsfolien der meisten Referenten können unter www.ihk-nuernberg.de (Rubrik "International"/"Länderinformationen"/"MENA") abgerufen werden.

Autor/in: 
Stephan Mühlbaur
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 14

 
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