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Zahlungsverfahren

Im Web nichts Neues

Trotz zahlreicher neuer Systeme sind Händler und Kunden konservativ: Vorauskasse, Rechnungsstellung und Nachnahme dominieren im Online-Handel.

Je mehr sich ändert, desto mehr bleibt doch gleich – genauer kann man den Zustand im Internet-Zahlungsverkehr fast nicht beschreiben. Der Markt bleibt in Bewegung, neue Verfahren und Anbieter treten hinzu, andere verschwinden. Zurzeit sind es wieder die mobilen Zahlungsverfahren, die die Fantasie der Experten beflügeln. Die Banken sind mit Giropay an den Markt gegangen und auch die Geldkarte soll für die Online-Shopper benutzerfreundlicher werden. Schließlich gibt es noch die Kreditkarten, wo zurzeit das Thema Prepaid hoch gehandelt wird. Trotz all dieser Neuerungen bleiben wesentliche Strukturmerkmale des Markts jedoch fast unverändert. Dies gilt insbesondere für die Dominanz herkömmlicher Verfahren wie Vorauskasse und Zahlung nach Rechnungsstellung, Nachnahme und Lastschrift.

Dies ist eine wesentliche Erkenntnis der aktuellen Studie "Der Internet-Zahlungsverkehr aus Sicht der Händler", die gemeinsam vom E-Commerce-Center Handel (ECC) an der Universität zu Köln, der fiveforces GmbH für Unternehmensberatung und der Sektion Geld und Währung des Instituts für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung der Universität Karlsruhe (TH) durchgeführt wurde.

"Internet-Zahlungsverfahren sind nach wie vor ein Bereich, in dem viele Unternehmen und Unternehmensgründer Chancen wittern", so Sebastian van Baal, Projektleiter am ECC. "Das ist erfreulich, denn die Suche nach optimalen Zahlungsverfahren für E-Commerce ist keineswegs abgeschlossen." Andererseits erhöhe die Vielfalt der verfügbaren Verfahren die Unsicherheit der Händler und der Konsumenten. Dies sei ein mögliches Hindernis, um das Umsatzpotenzial im Internet-Handel voll zu entfalten. Hinzu kämen Berichte über Betrugsfälle, die zwar nicht von der Hand zu weisen seien, die jedoch nicht dem Normalfall entsprächen: Die meisten Online-Käufe gehen nach Kenntnis des Instituts ohne Probleme vonstatten.

Dr. Malte Krueger von der Universität Karlsruhe verweist in diesem Zusammenhang auf die Verteilung der Risiken: "Man sollte auch nicht übersehen, dass meist die Händler das größere Risiko bei einer Online-Transaktion tragen, da sie den Kunden im Durchschnitt vier Zahlungsverfahren anbieten." Dies ermögliche es den Kunden, ein für sie sicher erscheinendes Zahlungsverfahren auszuwählen. Daher erstaune es, dass nach wie vor viele Händler allenfalls ein rudimentäres Risikomanagement betreiben. Im Vergleich zur Vorgängerstudie habe es in diesem Punkt jedoch Verbesserungen gegeben.

Der Studie zufolge dominieren traditionelle Zahlungsverfahren, die nicht speziell für das Internet konzipiert sind, weiterhin den Online-Zahlungsverkehr. So bieten über 80 Prozent der befragten Händler die Zahlung per Vorauskasse, über 50 Prozent die Zahlung nach Rechnungsstellung oder per Nachnahme an. Die Zahlung per Lastschrift, Kreditkarte und Paypal wird jeweils von mehr als einem Drittel der Händler angeboten. Im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2005 verzeichnet insbesondere Paypal ein großes Wachstum, etwa 45 Prozent der Händler bieten dieses Zahlungsverfahren an. Obwohl Paypal zu Ebay gehört, ist dieses Verfahren auch außerhalb des Marktplatzes verbreitet.

Durchschnittlich bieten die Händler vier Zahlungsverfahren an. Dennoch ist weder eine Sättigung noch eine weitere Konsolidierung absehbar: Die befragten Händler planen, bis Ende 2008 ein bis zwei neue Zahlungsverfahren einzuführen. Dabei profitieren vor allem die speziellen Internet-Zahlungsverfahren. Der hohe Anteil herkömmlicher Zahlungsverfahren spiegelt sich auch in einer relativ niedrigen Outsourcing-Quote wider: Über 60 Prozent der Händler wickeln ihren Zahlungsverkehr komplett intern ab.

Die Studie kann zum Preis von 49 Euro beim ECC über das Internet bestellt werden (ISBN 978-3-935546-37-9, 90 Seiten).

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 46

 
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