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Hombach

Formvollendete Kunststoffe

Der Kunststoff-Systemlieferant Hombach in Uehlfeld hatte drei gute Gründe, zu feiern: Das 60-jährige Firmenjubiläum, die 25-jährige Tätigkeit von Rudolf Tobolla als Inhaber und Geschäftsführer sowie 20-jähriges Bestehen des sogenannten Twin-Sheet-Verfahrens.

In dem 3 000-Einwohner-Ort im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim erinnert ein Straßenname an Ernst Hombach, der das Unternehmen zusammen mit seiner Frau Thea 1947 als Lampenschirmfabrik gegründet hatte. Als nach zwei Jahrzehnten die Nachfrage schwand, konzentrierte sich Hombach auf die Herstellung von Kunststoffteilen im Vakuum-Tiefzieh-Verfahren. Der Übergang zu Rudolf Tobolla im Jahr 1982 vollzog sich höchst untypisch: Das Ehepaar Hombach, ohne Nachwuchs geblieben, übergab den damals sieben Mitarbeiter zählenden Betrieb nach Vermittlung durch ihren Steuerberater an dessen Sohn. Dieser war zuvor 18 Jahre lang als Beamter beim Landratsamt für den Fremdenverkehr tätig gewesen war und hatte seinen technischen Hintergrund vor allem aus dem Tuning von Oldtimer-Autos geschöpft.

Zuerst auf Kunststoffverpackungen konzentriert, knüpfte Rudolf Tobolla (Jahrgang 1946) erste Kontakte zur Medizintechniksparte von Siemens nach Erlangen und rückte bald Verkleidungs- und technische Funktionsteile in den Mittelpunkt der Produktion (beispielsweise für Computer- und Kernspintomographen). Wettbewerbsvorteile erarbeitete sich dabei das Unternehmen vor allem durch die von ihm entwickelte europäische Variante des in den USA realisierten Twin-Sheet-Verfahrens. Dabei werden zwei Kunststoffplatten bzw. Folien in einem Arbeitsschritt in zwei übereinanderliegenden Tiefziehformen geformt und durch Anpressen miteinander verschmolzen, so dass ein Hohlkörper entsteht. Dadurch kann auf Kleber bzw. Schweißtechnik zum Verbinden der Formteile verzichtet, andererseits die Konstruktions- und Designarbeit optimiert werden. Gegenüber herkömmlichen Fertigungsverfahren werden Einsparungen zwischen 30 und 40 Prozent erreicht. Hombach verfügt heute nach eigenen Angaben über die weltweit einzige Maschine, die die Produktion nach diesem Verfahren von 300 mal 250 mal 90 Zentimeter großen Teilen ermöglicht.

Die Hombach GmbH & Co. KG, die in den letzten eineinhalb Jahrzehnten 15 Mio. Euro in den Ausbau ihrer Fertigungsstätten und in drei neue Gebäude investierte, konzentriert sich neben der Medizintechnik vor allem auf Formteile für den Auto- und Schienenfahrzeug- sowie für den Flugzeug- und Apparatebau. So konnte Hombach vor knapp 15 Jahren als erster Produzent Benzintanks mit dem Twin-Sheet-Verfahren herstellen – ein enormer Technologiefortschritt. Neben Siemens zählen Firmen wie ABB, Audi, BASF, BMW, Dynamit Nobel, GE, Heidelberger Druckmaschinen, Rehau, VW und Volvo zu den Kunden. Und Hombach-Mitarbeiter sind für Entwicklungsprojekte und Schulungen weltweit unterwegs – beispielsweise in USA, Kanada, Neuseeland, Brasilien, Ägypten und Israel.

Hombach ist Spezialist für Prototypen und Kleinserien. Timo Tobolla (Jahrgang 1975), der seit 2002 Mitgeschäftsführer ist, erklärt: "Massenfertigung ist für uns nicht attraktiv." Diese Konzentration soll auch die Zukunft sichern. Heute setzen die knapp 80 Mitarbeiter auf einer Betriebsfläche von 8 000 Quadratmetern jährlich zwölf Mio. Euro um. Seit 1997 vermarktet die Tochter Twinsheet-Technology-Center GmbH (TTC) das firmeneigene Verfahren – so auch "Deasypenser", ein Behältersystem für offene, lose Lebensmittel wie Kaffee oder Süßigkeiten, aber auch Tierfutter. Es vereint zwei Verkaufsformen: die Präsentation von Produkt und Qualität wie in einem offenen System, kombiniert mit der Hygiene und Frische wie bei Einzelverpackungen. Timo Tobolla: "Die Nachfrage ist besonders aus Ländern, die eine Tradition im Verkauf offener Produkte haben, sehr groß."

Autor/in: 
gr.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 74

 
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