Telefon: +49 911 1335-1335

Was macht eigentlich...?

Hans Maurer

Der Sohn eines fränkischen Landwirts war 28 Jahre Mitglied des Bayerischen Landtags, Staatssekretär sowie Landwirtschaftsminister im Kabinett von Max Streibl.

Der Termin, an dem wir Hans Maurer in seinem Haus in Schalkhausen bei Ansbach besuchen, der 20. Oktober, ist der Tag, an dem sich der Bayerische Landtag in München nach der denkwürdigen Wahl 2008 konstituiert. Es ist ein selten schöner Herbsttag, warme Sonne, bunte Blätter, idyllischer kann fränkische Landschaft nicht sein.

Die CSU hatte zu Hans Maurers Zeiten stets ihre 50 plus X-Prozent, seinen Wahlkreis hat der 75-jährige 28 Jahre lang mit robusten 60 Prozent der Wählerstimmen erobert. "Jeder zweite, dem ich auf der Straße begegnete, war mein Wähler, das hat mich stolz gemacht und war mir eine Verpflichtung", erinnert er sich. Im September erhielt Maurers Nachfolger etwas über 41 Prozent. "Ich ahnte, dass es keine absolute Mehrheit der Stimmen geben würde, aber das Ausmaß der Verluste hat auch mich überrascht", zieht er Bilanz und widersteht der Versuchung, aus der Distanz die gute alte Zeit gegen die heutige ins Spiel zu bringen.

Seine Zeit, von 1970 bis 1998, das waren die Jahre, als der Freistaat Bayern stark wurde, "sich vom Nehmerland des Bundesfinanzausgleichs zum Geber entwickelte". Als Maurer Staatssekretär im Kultusministerium war (1986), wurden die Schulweg- und die Lehrmittelfreiheit eingeführt, die heute als selbstverständlich gelten. Doch richtig froh war er, als Strauß ihn ins Landwirtschaftsministerium berief. Als Bayerischer Landwirtschaftsminister setzte er sich mit Nachdruck für EG-Zuschüsse an bayerische Landwirte ein. "Was sie für die Landschaftspflege leisten, wird nicht über die Nahrungsmittelproduktion vergütet", betont er vehement.

Die Eltern waren Bauern, er wuchs in Moosbach bei Windsbach auf, wo heute noch die Schwester und ihre Familie den 17 Hektar-Hof im Nebenerwerb bewirtschaften. Lehrer sprachen sich massiv für eine höhere Schulbildung des Ältesten aus, der im zweiten Bildungsweg Berufsschullehrer (Fachgebiet Landwirtschaft) und später Volksschullehrer wurde. In Schalkhausen, wo er seit 1967 im eignen Haus lebte, steht bis heute "seine" Schule, er war bereits einige Jahre Rektor, als er in den Landtag einzog. Dort gelang es ihm schnell, in den Haushaltsausschuss gewählt werden: "Ich war immer beliebt, auch das spielt in der Arithmetik der Politik eine Rolle", schmunzelt er. "Mein größtes Hobby ist das Lesen und ich habe ein sehr gutes Gedächtnis für Reime, die ich spontan in Reden und Debatten eingebracht habe", erzählt er und gibt gleich etliche Gedächtnisproben zum Besten. "Bildung hilft", schreibt er den Heutigen ins Lehrbuch, "es ist wirklich so".

Mit Energie hat er seine politische Laufbahn verfolgt und man stellt sich vielleicht vor, dass ein Mann wie Hans Maurer, der Jahrzehnte Vorstand im Sportverein war und seit 42 Jahren Lektor in der Schalkhäuser Kirchengemeinde ist, mit 75 Jahren beschaulich von seiner Beliebtheit zehrt, Freunde und Feste besucht und viel liest. Aber schon kurz nach seinem letzten Tag im Parlament bat ihn Ministerpräsident Edmund Stoiber, sich der Bayerischen Landesstiftung anzunehmen – und seit 1. Januar 1999 fährt er "drei bis vier Tage in der Woche, 48 Wochen im Jahr" nach München, um das Ehrenamt des Vorstandsvorsitzenden mit dem Ernst zu versehen, wie er Aufgaben stets wahrgenommen hat: Die Bayerische Landesstiftung verwaltet seit 1972 den Erlös, den der Freistaat aus dem Verkauf der Bayerischen Staatsbank an die Bayerische Vereinsbank erzielte. Das Geld wird konservativ vermehrt und vom Zinsertrag ein Teil als Mittel zur "Investitionsförderung im kulturellen und sozialen Bereich" vergeben. In Nürnberg haben u.a. das frühere Reichsparteitagsgelände, die Lorenzkirche, der Pellerhof und die Delphinlagune von Zuwendungen profitiert. Stiftungsvorstand Hans Maurer weiß in seiner lebhaften Art sehr "von dieser unglaublichen kulturellen, geistigen Vielfalt" zu schwärmen, "die unsere Vorfahren unter schwierigen Umständen geschaffen haben, und die wir auch dank solcher Stiftungen erhalten können".

Autor/in: 
Peter Budig
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 57

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick