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DIHK-Umfrage

Mit hohem Tempo ins Ausland

Die deutsche Industrie engagiert sich so stark wie nie zuvor in anderen Ländern. Wichtigstes Ziel der Investitionen ist nicht mehr Europa, sondern China.

Die deutschen Unternehmen planen in diesem Jahr so viele Investitionen im Ausland wie noch nie und spannen damit ihr weltweites Netz immer dichter. Das ist eine zentrale Aussage der Umfrage „Auslandsinvestitionen in der Industrie“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Diese starke Präsenz sei ein wesentlicher Grund dafür, dass Deutschland die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise so gut überstanden habe, erklärte DIHK-Außenwirtschafts-Chef Volker Treier.

Bei der Umfrage gaben 44 Prozent der Industrieunternehmen an, dass sie in diesem Jahr ihre Auslandsinvestitionen erhöhen wollen. Dieser Wert ist doppelt so hoch wie im Jahr 2010. Nur neun Prozent der Betriebe wollen ihre Auslandsinvestitionen zurückzufahren, im vergangenen Jahr waren es noch 26 Prozent. Per Saldo ergab sich bei der DIHK-Umfrage ein Rekordwert, was die geplanten Investitionen in anderen Ländern angeht.

 Verlagerungen nicht der Kosten wegen

 Früher wurde als Hauptgrund für den Schritt ins Ausland meist die kostengünstigere Produktion angeben. Das hat sich entscheidend geändert, nur noch 22 Prozent der Betriebe nannten dieses Investitionsmotiv – der niedrigste Wert in der Geschichte der Umfrage. Den Unternehmen geht es heute beim Aus- und Aufbau von ausländischen Standorten vielmehr um Kundennähe und um Markterschließung. Aber auch Handelshemmnisse, etwa hohe Zölle und strikte Einfuhrbeschränkungen, sind Ursachen dafür, dass Produktion ins Ausland verlagert wird.

Doch nicht nur die Motive für Auslandsinvestitionen ändern sich, sondern auch die Richtung: „Zielregion Nummer eins für das Auslandsengagement deutscher Unternehmen ist China“, sagte Treier in Berlin. Damit löst die Volksrepublik erstmals Europa ab. Auch die anderen Länder Asiens sowie Lateinamerika werden für die deutschen Unternehmen als Märkte und Standorte immer wichtiger.

Auf eine Feststellung legte Treier Wert: Der starke Internationalisierungskurs der deutschen Industrie gehe nicht zu Lasten des Standortes Deutschland: „Ganz im Gegenteil: Unternehmen, die sich im Ausland engagieren, weisen deutlich höhere Beschäftigungspläne auf als die Gesamtindustrie.“ Damit trage die internationalisierte Industrie einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland.

Die Ereignisse in Japan und in der arabischen Welt haben nach Einschätzung des DIHK zumindest kurzfristig keinen gravierenden Einfluss auf die Auslandsinvestitionen, weil beide Regionen bisher weniger im Mittelpunkt deutschen Engagements stünden. Treier schränkt aber ein: „Mittelfristig kann das allerdings ganz anders aussehen.“

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2011, Seite 17

 
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