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Märklin

Wechsel auf die Erfolgsspur

Vier Jahre nach der Insolvenz endet für den Modelleisenbahnbauer Märklin aus Göppingen eine lange Hängepartie. Michael Sieber, Chef der Fürther Simba Dickie Group und Deutschlands größter Spielzeugunternehmer, übernimmt mit seinem 28-jährigen Sohn Florian das Traditionsunternehmen. Hierfür wurde eigens die Gesellschaft SiSo, die Sieber & Sohn GmbH & Co. KG, gegründet. Der notariell besiegelte Kauf wird mit Zustimmung der Kartellbehörde rechtskräftig.

Zur Märklin-Gruppe gehören heute u.a. auch der 1997 übernommene Nürnberger Mitbewerber Trix sowie das 2007 aus der Insolvenz gekaufte Nürnberger Unternehmen Ernst Paul Lehmann Patentwerk mit seiner Lehmann-Groß-Bahn (LGB). Nach der Insolvenz hatte Insolvenzverwalter Michael Pluta die Firma komplett umgekrempelt und die Fertigung auf den Stammsitz Göppingen und das ungarische Györ konzentriert.

Kaufinteressenten, die auf ihn den Eindruck machten, als wollten sie die Firma „ausbeinen“, habe er immer abgelehnt, sagte Pluta. Mit Michael Sieber habe er nun einen „Traumpartner mit Herzblut und strategischen Investor“ gefunden. Auch wenn über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart wurde, die Forderungen der 1 400 Gläubiger, darunter Banken, Lieferanten und Mitarbeiter, würden zu 100 Prozent erfüllt. Kurz nach der Insolvenz war von Forderungen in Höhe von rund 100 Mio. Euro die Rede gewesen.

Auch für die 1 100 Märklin-Mitarbeiter bestehen Perspektiven: Die geschlossene Hausvereinbarung, die eine Arbeitsplatzgarantie bis 2014 vorsah, wurde nun im Zuge des Kaufs durch SiSo für die 480 Göppinger Mitarbeiter bis zum Jahr 2019 verlängert. Im Gegenzug bleiben die 39-Stunden-Woche und der Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld erhalten. Auch der Passus, dass bei einem zweistelligen Vorsteuerergebnis die Mitarbeiter am Erfolg beteiligt werden, bleibt bestehen.

Sieber, der sich in den letzten Jahren mit erfolgreichen Übernahmen und mit Sanierungen von Spielzeugmarken einen Namen gemacht hat, will die eingeschlagene Strategie von Pluta fortsetzen. Der Stammsitz in Göppingen soll erhalten werden und das internationale Wachstum gerade mit den Marken Trix und LGB angekurbelt werden. Er will noch in diesem Jahr acht bis neun Mio. Euro in das 1859 gegründete Unternehmen investieren, das zuletzt einen Umsatz von 109 Mio. Euro erzielte.

Ähnlich wie bei anderen seiner Spielzeugmarken sollen mittelfristig weitere Produktlinien von China nach Europa zurückgeholt werden. Florian Sieber wird im Zuge der Übernahme die derzeitige Doppelspitze ergänzen und als dritter gleichberechtigter Geschäftsführer in die operative Verantwortung gehen, zuständig für die Bereiche Planung, Controlling und Finanzen. Außerdem will die Unternehmerfamilie ihre Erfahrungen bei der weltweiten Beschaffung und Logistik einbringen und den Märklin-Vertrieb mit Kontakten in den Handel unterstützen. „Wir denken als Familienunternehmen in Generationen und werden auch die Marke Märklin auffrischen und interessant machen“, sagte Michael Sieber.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2013, Seite 88

 
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