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HopfenBierGut

Prost im Kornhaus

Spalter Bier © Foto: (C) Thomas Tjiang

Bürgermeister und Brauerei-Chef: Udo Weingart in der kleinen Brauerei des Museums.

Das neue Museum in Spalt macht den Hopfenanbau in Vergangenheit und Gegenwart anschaulich.

Mit der Eröffnung des „HopfenBierGut“ in Spalt hat Mittelfranken ein sehenswertes Museum aus der Welt des Hopfens und des Bieres bekommen. Als deutschlandweit einmalig gilt, dass in dem Museum sowohl der Rohstoff als auch das Produkt thematisiert werden. Untergebracht ist das Museum auf 1 200 Quadratmetern im über 550 Jahre alten Kornhaus.

Das gesamte Gebäude wurde behutsam und zugleich funktional restauriert. Es fällt durch seine Ausmaße mit einer Länge von 36 Metern, einer Breite von 13 Metern und einer Höhe von 20 Metern auf. Mit seiner ursprünglich geschlossenen spätgotischen Bausubstanz gilt es im Großraum als herausragendes Denkmal seiner Art. Das Kornhaus ist eine ehemalige Zehntscheuer, ein Lagerhaus für Getreide, in das die Naturalsteuer Zehnt für die Fürstbischöfe von Eichstätt eingelagert wurde. Seit mehr als 150 Jahren ist es in städtischem Besitz und diente früher als Hopfenlager und -signierhalle. Erhalten ist noch der mittlerweile verblasste Anstrich in blau. Ein alter Trick der Hopfenhändler, denn vor dieser Farbe wirkte der Hopfen besonders grün, wie Sabrina Müller, die Betriebsleiterin des Kornhauses, erläutert.

Die Ausstellung ist teils interaktiv aufgebaut und lädt auch zum Anfassen und zum Riechen ein. Gegliedert ist sie in die vier Themenbereiche „Bier- und Hopfenstadt Spalt“, „Panorama Hopfenjahr“, „Aus Hopfen wird Bier“ sowie „Spalter Marken“. Der Hopfenanbau soll bereits im 9. Jahrhundert von Benediktinermönchen eingeführt worden sein, Mitte des 14. Jahrhunderts wurde er erstmals urkundlich erwähnt.

Nur im Spalter Anbaugebiet wird die traditionelle Hopfenaromasorte „Spalt Spalter“ gepflanzt, die zusammen mit der Sorte „Spalter Select“ die regionalen Anbausorten dominiert. Während der „Spalter Select“ unter guten Bedingungen bessere Erträge liefert, ist „Spalt Spalter“ robuster. Hopfen gehört als Kletterpflanze zur Familie der Hanfgewächse und kann bis zu 30 Zentimeter am Tag wachsen. Heute gibt es laut Müller immer noch gut ein Dutzend Hopfenbetriebe in Spalt.

Museum HopfenBierGut, Spalt. Sabrina Müller, Betriebsleiterin des Kornhauses, zeigt am interaktiven, dreidimensionalen Stadtplan die Spuren der Hopfenkultur. (Foto: Thomas Tjiang)

Themenwelten

Die Ausstellung ermöglicht mit einem dreidimensionalen Stadtplan und ausgewählten Landmarken, die Bedeutung des Hopfenanbaus im Gebiet rund um Spalt zu entdecken. In den anderen Themenwelten wird das Hopfenjahr mit einem Panoramafilm auf einer Rundum-Kinoleinwand visualisiert, ein begehbarer Braukessel lädt zum Fühlen und Riechen der Zutaten ein. Schließlich zeigt die mediale Bierothek, in welchen Ländern Spalter Hopfen eingebraut wird und auf welche Bier- und Esskultur er dort trifft. Viele Aspekte der Hopfen- und Brautradition werden an historischen Exponaten anschaulich illustriert: So sind Auszeichnungen von der Teilnahme an Weltausstellungen zu finden oder eine Preismedaille von der Ausstellung Deutscher Industrie- und Gewerbeerzeugnisse in Nürnberg im Jahr 1854. Auch ein düsteres Kapitel wird nicht ausgespart: Es erinnert an den Aufstieg jüdischer Händler im Hopfengeschäft und an deren Enteignung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Den Arbeitsalltag im Hopfenanbau illustrieren Auszüge aus dem Tagebuch eines Hopfenarbeiters aus dem Jahr 1945.

Statistiken verdeutlichen den Zusammenhang der aufkommenden Flaschenbiere und den Niedergang vieler kleiner Gastwirtschaften. Sie werden durch den Appell eines Bürgermeisters ergänzt, der gegen den Genuss von Fremdbieren außerhalb Spalts wettert.

Neben dem Hopfenanbau zeichnet sich Spalt durch eine weitere Besonderheit aus: Aus vielen kleinen Brauereien war im Jahr 1879 die Stadtbrauerei Spalt entstanden, die seit 2006 die letzte deutsche Brauerei im Besitz einer Kommune ist. Mit der Mikrobrauerei im Erdgeschoss des Museums, die demnächst in Betrieb geht, hat Spalt auch die einzige Minibraustätte in städtischer Hand, so Bürgermeister Udo Weingart, der zugleich Geschäftsführer der Stadtbrauerei ist.

Den Besuch des für rund 3,5 Mio. Euro sanierten „Kornkastens“, wie er vor Ort liebevoll genannt wird, können die Besucher mit einem kleinen Umtrunk an der „ProBierBar“ im Erdgeschoss abschließen. Im Sommer bietet die Spalter Bierwerkstatt mit ihrer Handwerksbrauerei auch Braukurse und weitere Veranstaltungen rund um Hopfen und Bier an. Der Bereich ist so gestaltet, dass Zugang und Infrastruktur auch separat etwa für Firmenveranstaltungen genutzt werden können.

Autor/in: 

 tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2015, Seite 34

 
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