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Heroldsberg

Weißes Schloss in neuem Glanz

Heroldsberg © Glaser

Zweieinhalb Jahre wurde das Weiße Schloss generalsaniert. Nun wurde es als Kulturzentrum und Museum wiedereröffnet.

Heroldsberg im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist um eine Attraktion reicher: Das Weiße Schloss in der Marktgemeinde erstrahlt nach der Renovierung „in neuem altem Glanz“, wie Bayerns Innen- und Bauminister Joachim Herrmann bei der Eröffnung sagte.

Vier Schlösser hat die Patrizierfamilie Geuder an ihrem Familiensitz in Heroldsberg im späten 15. und 16. Jahrhundert erbaut. Das Grüne oder Rabensteiner Schloss (ca. 1478), das Rote (1489), das Gelbe (in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts) und das Weiße Schloss (1487). Zusammen mit der Evangelischen Kirche St. Matthäus und dem zugehörigen Pfarrhaus aus dem 15. Jahrhundert bilden die vier Geuderschlösser ein beeindruckendes Ensemble im historischen Ortskern von Heroldsberg.

Das Weiße Schloss diente der Marktgemeinde jahrzehntelang als Rathaus, bis Bürgermeister und Verwaltung Ende 2005 in ein neues Bürgerzentrum umzogen. Die künftige Verwendung des geschichtsträchtigen Patrizierbaus war danach erst einmal unklar. Von Anfang an setzten sich die Kulturfreunde Heroldsberg e. V. mit ihrem 1. Vorsitzenden Eberhard Brunel-Geuder dafür ein, das Weiße Schloss einer neuen kulturellen Nutzung zuzuführen. Eine vom Verein hierfür initiierte Spendenaktion hat laut Brunel-Geuder bis heute nicht nur die als Kostenbeteiligung der Bürgerschaft anvisierten 100 000 Euro, sondern bereits mehr als 150 000 Euro erbracht.

Auch die übrige Finanzierung der Generalsanierung (mit erwarteten Ausgaben von rund 2,3 Mio. Euro) wurde schließlich erfreulich positiv für die Marktgemeinde geklärt: Rund 1,3 Mio. Euro des Gesamtbetrages kommen aus der Städtebauförderung und weiteren Töpfen von Bund, Freistaat und Bezirksregierung sowie beteiligten Ministerien und Ämtern. Im Frühjahr 2014 konnte Heroldsbergs Bürgermeister Johannes Schalwig für das Weiße Schloss den Baustart verkünden.

Barrierefrei durch dezenten Anbau

Neben der Komplettsanierung bekam das Schloss an seiner Rückfront einen neuen, möglichst unauffällig mit dunklen Holzleisten verkleideten Anbau verpasst, in dem sich ein moderner Fahrstuhl versteckt. So wird die für Kulturstätten rechtlich vorgeschriebene Barrierefreiheit umgesetzt, ohne dabei den Gesamteindruck der Schlossfassade mehr als absolut nötig zu stören.

Nach über zwei Jahren Bauzeit wurde das Weiße Schloss Ende März 2017 mit  Innen- und Bauminister Joachim Herrmann, Landrat Alexander Tritthart und Bürgermeister Johannes Schalwig sowie weiteren Gästen aus Politik, Kultur und Wirtschaft feierlich seiner neuen Bestimmung als „kulturelles Zentrum mit Museumsbetrieb und multifunktionaler Nutzung“ übergeben.

Der Museumsbetrieb auf den drei Etagen wird ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern der Kulturfreunde Heroldsberg organisiert. Neben den Öffnungszeiten (Mittwoch von 10 bis 13 Uhr, Freitag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr) sollen Teile der Räumlichkeiten zudem vom Musikinstitut Heroldsberg und der Volkshochschule genutzt werden. Und schließlich ist der historische Festsaal im zweiten Obergeschoss für Trauungen und kleine Feiern zu mieten. Die „multifunktionale Nutzung“ ist also ganz wörtlich gemeint.

Den interessierten Besucher erwarten im neuen „Kulturschloss Heroldsberg“ dabei eigentlich sogar drei Museen auf einmal – denn jedes der drei Stockwerke ist, wenn auch immer untrennbar mit Heroldsberg verknüpft, so doch jeweils einem ganz eigenen Thema aus der Ortshistorie gewidmet. Der Rundgang führt durch barrierefrei umgebaute Zimmer mit großen rollstuhlgerechten Türen. Eine Vielzahl von Exponaten, Schautafeln und Stationen mit Ohrhörern für gesprochene Beiträge vermitteln modern und ansprechend ein vielschichtiges Bild der Marktgemeinde und ihrer Vergangenheit. Im Erdgeschoss lädt eine Dauerausstellung zum „Streifzug durch die Ortsgeschichte“ vom frühen Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit. Hier findet man auch das älteste Exponat im Museum – ein „Gültbuch“ über die „Einnahmen von seinen Grundholden, den Bauern“ von Martin Geuder aus dem Jahr 1457.

Das erste Obergeschoss ist ganz dem Maler und Grafiker Fritz Griebel gewidmet, der von 1899 bis 1939 sowie von 1953 bis zu seinem Tod 1976 in Heroldsberg lebte und arbeitete. Als einer der bedeutendsten fränkischen Künstler des 20. Jahrhunderts sowie Wegbereiter des modernen Scherenschnitts war Griebel an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg ab 1946 Professor, ab 1948 als Akademie-Direktor tätig. Der im Weißen Schloss präsentierte Querschnitt seines Werks reicht von Stilleben über Landschaft und Akt bis zu eindrucksvollen Selbstporträts.

Im zweiten Obergeschoss wird das Wirken der Patrizierfamilie Geuder thematisiert. Seit 1330 in Nürnberg nachweisbar, waren die Geuders bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit anno 1806 Mitglied im Nürnberger Rat, wo sie zeitweise höchste Ämter wie das des Reichsschultheißen oder des Vordersten Losungers bekleideten. Anno 1391 erwarben sie Heroldsberg als Reichslehen. Diese Zusammenhänge werden anhand von Gemälden und Dokumenten, einem Familienstammbaum und weiteren wertvollen Exponaten aufbereitet.

Autor/in: 

(mag.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2017, Seite 50

 
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