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Zoells

Kleine Stärkung auf Knopfdruck

Zölls © IHK

Süßes aus der Maschine: Alexandra, Michaela und Johann Georg Zölls (v. l.) mit einem ihrer Automaten.

Die Firma Zoells ist mit ihren Snack- und Getränkeautomaten in ganz Bayern vertreten.

Wer öfter an Bahnhöfen oder U-Bahn-Stationen in Bayern unterwegs ist, hat sie sicher schon gesehen: die Snack- und Getränkeautomaten der Zoells.de GmbH in Langenzenn. Von Süßem über Salziges bis zu Durstlöschern gibt es dort eine breite Palette für den kleinen Hunger oder Durst zwischendurch. Mit den Automaten ist das Unternehmen in ganz Bayern vertreten, etwa 2 500 gibt es davon im Freistaat. Sie stehen nicht nur an Bahnhöfen, sondern z. B. auch an Flughäfen oder in Betriebskantinen.

Zu erkennen sind sie am grünen Schriftzug mit dem Firmennamen. Manchmal lächelt auch Maskottchen "Zölli", ein flauschiger Comic-Hund mit weißem Fell und Latzhose in Firmenfarben, die Kunden von den mannshohen Geräten her an. Diese bezieht die Firma Zölls vom Automaten-Hersteller Sielaff in Herrieden – eine Geschäftsbeziehung, die schon seit 1949 besteht. Man habe damit einen Hersteller vor Ort, wodurch es einfacher sei, die Geräte zu unterhalten, weil Ersatzteile besser verfügbar seien, erklärt Johann Georg Zölls. Seine beiden Töchter Alexandra und Michaela Zölls leiten das Unternehmen mit ihm in dritter bzw. vierter Generation. Die Automaten werden in Langenzenn mit Blenden im Firmendesign sowie technischer Ausstattung, beispielsweise zum Bezahlen, versehen. Anschließend werden sie an die Kunden bzw. die vorgesehenen Standorte ausgeliefert. Vor Ort befüllen und warten Dienstleistungsunternehmen die Lebensmittelspender.

Auch gebrauchte Geräte bereitet die Firma auf, in der Lagerhalle reihen sich einige davon wie Autos auf einem Parkplatz. Neben Snack- und Getränkeautomaten vertreibt Zölls aber auch Kaffeeautomaten und Wasserspender, beispielsweise von den Herstellern Servomat und Bianchi – und Automaten, die keine Lebensmittel ausspucken, sondern Fotos: Ende der 90er Jahre stellte das Unternehmen seine ersten Fotoautomaten in den Münchener U-Bahnhöfen auf. Weil der Senior-Chef aber mit keinem der marktüblichen Fotoautomaten zufrieden war, hatte er sich entschlossen, selbst einen entwickeln zu lassen. Die Geräte laufen sogar mit eigens programmierter Software.

Bekannte Leckereien am beliebtesten

Doch das Hauptgeschäft machen die Langenzenner immer noch mit Leckereien und Getränken. "Die Vorlieben der Kunden können je nach Region ganz unterschiedlich sein", sagt Alexandra Zölls. So sei beispielsweise in Augsburg eine bestimmte Chips-Sorte sehr beliebt, im Rest Bayerns dagegen andere. Es hänge auch davon ab, welches Publikum an den Automaten vorbeikommt, so die Unternehmerin. So geben pendelnde Fahrgäste in U-Bahn-Stationen oder Beschäftigte in Betriebskantinen weniger pro Kauf aus, da sie regelmäßig an den Automaten vorbeilaufen. Dagegen würden Reisende an Flughäfen größere Packungen nachfragen, daher verkaufe man dort auch größere Einheiten. Generell würden aber Produkte gekauft, die die Kunden kennen, ergänzt Michaela Zölls. Man setze also auf Bewährtes – nicht zuletzt auf eine Eigenkreation aus dem Hause Zölls: einen Fruchtgummi-Mix, den der Fürther Süßwarenhersteller Trolli für die Langenzenner herstellt und der bei den Kunden zu den Favoriten zählt.

Seine Anfänge nahm das Unternehmen 1919, als Maria und Johann Zölls in Nürnberg einen Lebensmittelladen gründeten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dieser zu einer Drogerie mit Süßwarenabteilung. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Sohn Alfred Zölls die Idee, die Süßwaren auch zu den Menschen zu bringen: Die Kunden sollten die Waren nicht nur im Ladengeschäft, sondern überall kaufen können. So erwarb er die ersten Automaten und hängte sie im Großraum Nürnberg an verschiedenen öffentlichen Plätzen auf, beispielsweise an Haltestellen von Straßenbahnen. Einen wichtigen Kunden gewann die Firma Zölls 1949 mit der Deutschen Bahn: Ab diesem Zeitpunkt waren die Automaten auch an den Bahnhöfen im Großraum Nürnberg zu finden. Die Produkte wurden dafür in Heimarbeit in Faltschachteln verpackt, damit man sie aus den Schubladenfächern der damaligen Automaten entnehmen konnte.

Ab den Achtzigern kam mit dem Spiralautomat des Herstellers Wurlitzer eine wichtige Neuerung für das Geschäft der Firma Zölls auf: Die Extra-Verpackungen mit Faltschachteln waren ab sofort nicht mehr nötig, stattdessen waren Fruchtgummis und Bonbons in Tüten und Schokoladen in Riegelformat erhältlich. Inzwischen hatte auch Alfred Zölls Sohn, Johann Georg Zölls, die Geschäftsführung übernommen. Eine prägende unternehmerische Erfahrung war für ihn im Rückblick, als er 1982 mit der Bahn einen Vertrag abschloss, das gesamte Gebiet Nordbayerns mit seinen Automaten zu versorgen. Auf einmal mussten Hunderte Automaten zu einem Stückpreis von damals 5 500 DM besorgt werden. Das sei eine gewagte Investition für den damals jungen Unternehmer gewesen, die sich aber aus heutiger Perspektive ausgezahlt habe, so Zölls senior. 1989 firmierte der Betrieb zur Johann Georg Zölls Vertriebs GmbH um und verlegte den Sitz nach Oberasbach. In den Folgejahren erweiterte sich das Vertriebsgebiet auf ganz Bayern und im Münchner Raum entstand eine Niederlassung.

Führungstrio seit zehn Jahren

Ein letzter Umzug an den heutigen Standort folgte 2000, seitdem befindet sich die Firma in Langenzenn. Vor zehn Jahren stiegen Alexandra und Michaela Zölls in die Geschäftsführung ein. Sie hatten bereits seit 2008 bzw. seit 2010 aktiv im Betrieb mitgearbeitet und firmierten nun zusammen mit ihrem Vater das Unternehmen zur heutigen Zoells.de GmbH um. Dabei trieben sie auch den Online-Shop als weiteres Geschäftsfeld voran. Die Aufgaben sind seitdem wie folgt verteilt: Michaela Zölls kümmert sich um die Bereiche Vertrieb, Lager und Logistik, ihre Schwester Alexandra um Personal, Buchhaltung, Einkauf und Marketing. Vater Johann Georg Zölls ist für die Technik zuständig. "Und z. b. V., zur besonderen Verwendung", wie er mit einem Schmunzeln ergänzt.

Mit dem Automatengeschäft setzt das Familienunternehmen derzeit nach eigenen Angaben zehn bis zwölf Mio. Euro im Jahr um. Mehr als 40 Beschäftigte arbeiten für die Firma, davon aktuell eine Auszubildende zur Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement. Man würde gerne mehr Lehrlinge einstellen, beispielsweise Lageristen oder Automatenfachleute, sagt Michaela Zölls. Doch es sei schwierig, für den Standort Langenzenn Bewerber zu finden, u. a. wegen der Anfahrt und weil sich die zuständige Berufsschule in Fürth befindet. Man mache aber auch gerade deswegen Werbung in den sozialen Medien sowie über eine Matching-App, über die Arbeitgeber und Jobsuchende zusammenfinden können, fügt ihre Schwester Alexandra hinzu.

Mit Blick in die Zukunft wünscht sich das Familientrio, dass der bargeldlose Zahlungsverkehr weiter zunimmt. Denn durch den Bargeldverkehr entstehen dem Unternehmen ein enormer logistischer Aufwand und damit auch Kosten. An den Zölls-Geräten kann man neben Kreditkarten und Girocard beispielsweise auch Paypal oder Apple Pay einsetzen. Darüber hinaus ist für das kommende Jahr eine besondere Innovation geplant – Genaueres möchten die Zölls aber noch nicht verraten.

 

Autor/in: 

(jf.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2023, Seite 70

 
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