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Rosa Kuh

Lila war gestern

Rosa Kuh - Michael und Stefanie Bauer © IHK

Michael und Stefanie Bauer stellen Trinkmilch, Joghurt, Eis und Käse her.

Die Hofmolkerei in Obermichelbach deckt mit ihren Milchprodukten die ganze Wertschöpfungskette vom Stall bis zur Kühltheke ab.

Milcherzeugung, Milchverarbeitung, Milchverkauf: All das findet auf dem Hof der Bauers in Obermichelbach statt. Das etwa drei Hektar große Anwesen vereint Landwirtschaft, Molkerei und Verkaufsautomaten in einem. Und über all dem thront auf einem turmförmigen Warmwasserspeicher das in leuchtendem Pink gehaltene Logo, das auch Name und Marke des Unternehmens ist: die Rosa Kuh. Doch woher kommt dieser ungewöhnliche Firmenname? "Hofmolkereien, die sich Namen wie Huber-Hof oder Meier-Hof gegeben haben, gibt es schon so viele", sagt Stefanie Bauer, die zusammen mit ihrem Mann Michael den Betrieb leitet. Deshalb suchten sich die beiden einen etwas außergewöhnlicheren Namen – und wurden vom rosafarben Stoffhasen ihrer kleinen Tochter inspiriert. Doch es steckt noch etwas mehr dahinter: "Wir spielen damit auch ein bisschen auf die rosarote Brille an, die viele Leute durch die Werbung von der Landwirtschaft haben", erklärt die Diplom-Agraringenieurin. Sie meint damit die romantisierte Vorstellung, Milchkühe würden auf der sonnenbestrahlten Weide einzeln von Hand gemolken. Deshalb wollen sie mit ihrem Betrieb auch gewissermaßen Aufklärungsarbeit leisten und ihre Abläufe transparent machen, um zu zeigen, wo die Milch herkommt und wie daraus die Produkte werden, die unter dem ausgefallenen Markennamen verkauft werden.

Zu diesen gehören nicht nur die klassische Vollmilch, sondern auch Joghurts, Joghurt-Drinks, Käse, Frischkäse, Speiseeis und ein Kaffee-Milch-Mix. Etwa eine halbe Million Kilo Milch verarbeiten die Bauers dafür im Jahr. Daneben verkaufen sie Fleisch- und Wurstwaren von der Neustädter Metzgerei Moosmeier, mit der der Betrieb schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet, sowie Accessoires wie Messer, Schneidebretter und Deko-Artikel. Die Produkte kann man auch im Online-Shop auf der Webseite der "Rosa Kuh" bestellen, die entsprechend dem Marketing-Konzept in der namensgebenden Farbe gehalten ist. Auf ihren Online-Kanälen in den sozialen Medien zeigen die Obermichelbacher zudem in unterhaltsamen Kurzvideos, wie die Molkereiprodukte entstehen und wie das Arbeiten auf dem Hof abläuft – mit allen schönen Seiten, wie etwa Kühe zu streicheln, aber auch die unangenehmeren, Stichwort Gülle.

Michael Bauer, gelernter Landwirtschaftsmeister, filmt sich dazu während der Arbeit, die Videoproduktion läuft also nebenher. "Michi macht da viel ‚on the go‘, es soll ja auch authentisch sein", sagt seine Frau Stefanie. Neben dem Online-Shop können die Kunden die Rosa-Kuh-Produkte an Verkaufsautomaten beziehen, von denen einer direkt am Hof steht. Zudem beliefern die Bauers rund 200 Supermärkte in einem Umkreis von etwa 60 Kilometern sowie Hofläden, Altenheime, Kindergärten, Gastronomen und Firmen. Für ihr Vermarktungskonzept haben sie im vergangenen Frühsommer den 1. Platz beim "Kreativpreis der Wirtschaft Landkreis Fürth" belegt, den das IHK-Gremium Fürth vergibt. Es sei beeindruckend, wie sich der Betrieb innerhalb weniger Jahre vom kleinen Direktvermarkter zur erfolgreichen regionalen Marke im Bereich schnelllebiger Konsumgüter entwickelt habe, so die Begründung der Jury.

Dass die Landwirtsfamilie ihre Milch einmal in der eigenen Molkerei verarbeiten würde, dürfte Anfang der 70er Jahre wohl noch nicht festgestanden haben. Damals wurde der Betrieb von Unterfarrnbach nach Obermichelbach ausgesiedelt. Ab Anfang der 2000er Jahre hielten Biogas- und Photovoltaikanlage auf dem Anwesen Einzug und versorgen den Hof noch heute mit Energie. Die dort erzeugte Milch wurde schon seit jeher als Rohmilch verkauft, ab 2015 dann auch in einem Automaten. In dieser Form durfte das Lebensmittel aber nur auf dem Hof vertrieben werden, für externe Verkaufsstellen muss sie pasteurisiert sein. Und weil die Bauers ihre gesamte Milch vermarkten wollten, riefen sie 2015 die "Rosa Kuh" als Marke ins Leben. 2016 übernahmen sie den Gesamtbetrieb von Michael Bauers Eltern und 2019 startete der Bau der Molkerei, die im darauffolgenden Jahr in Betrieb ging.

Für die kommenden Jahre gibt es auch schon weitere Pläne für den Hof: So überlegen die beiden Geschäftsleute, ein gastronomisches Angebot einzurichten. Außerdem möchten sie die Käseherstellung ausbauen – derzeit gibt es etwa Butterkäse, Schnittkäse in verschiedenen Geschmackssorten und Raclette-Käse. Der Umsatz der "Rosa Kuh" belief sich in den letzten Jahren auf 850 000 bis eine Mio. Euro und weiteres Wachstum wird angestrebt: "Unser Ziel ist, dass unsere Produkte in jedem Supermarkt in der weiteren Umgebung erhältlich sind", sagt Stefanie Bauer.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2023, Seite 76

 
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