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Die Entdeckung der Gemeinsamkeiten

Die aktuellen Krisen in Weltpolitik und Konjunktur bergen Chancen.

Das Jahr 2001 fing schlecht an: Im Frühjahr platzte die Seifenblase Neuer Markt. Gefeierte Börsenstars, die mit Milliarden bewertet waren, stürzten ab und laufen jetzt als „penny stocks“. Doch damit nicht genug der Ernüchterung: Es folgten politische Weichenstellungen, die unsere Wettbewerbssituation verschlechtern und über die sich allenfalls unsere ausländische Konkurrenz freuen kann. Beispiel: Neuregelung der Betriebsverfassung. Schließlich erlahmte auch noch der Schwung der Konjunktur, der Abbau der Arbeitslosigkeit geht nicht wie erhofft voran. Deutschland ist in Europa nicht mehr das wirtschaftliche Zugpferd, sondern Schlusslicht. Hinzu kam der Schock der Terroranschläge des 11. September, der die Konjunktur nochmals nach unten zog. Auch unsere Region bleibt davon nicht unberührt, wie unsere Konjunkturumfrage im Herbst deutlich machte. Trotz dieses schwierigen Jahres dürfen wir nicht in Resignation verfallen. Mitunter haben wir den Eindruck, als sei der übertriebene Optimismus einem übersteigerten Pessimismus gewichen. Das gilt für die konjunkturelle Lage, für die Bewertung der Aktien und für die politische Situation gleichermaßen. Es ist eine Binsenweisheit: In jeder Krise liegt auch eine Chance. So haben die Terroranschläge die Einsicht gefördert, dass eine verstärkte internationale Zusammenarbeit im Interesse aller Staaten liegt. Darin liegt eine Chance für die neue Welthandelsrunde und für die weitere Öffnung der Märkte. Denn nur durch den Abbau der Zollschranken werden wir weltweit Wohlstandsgewinne erreichen. Die deutlich verschlechterte wirtschaftliche Lage sollte uns motivieren, nachdrücklich einen Fortgang der Reformen in unserem Lande zu fordern. Der Arbeitsmarkt, das Bildungssystem und die sozialen Sicherungssysteme bedürfen immer noch einer tiefgreifenden Umstrukturierung. Nicht zuletzt sollten wir den Ereignissen des 11. Septembers und deren Folgen selbstbewusst begegnen: Die demokratisch verfassten Marktwirtschaften haben so vielen Menschen Grundrechte, Freiheit und Wohlstand gebracht, wie keine gesellschaftliche Verfassung zuvor. Wir haben Anlass, uns unserer Gemeinsamkeiten, unseres demokratischen Grundkonsenses und unserer gestaltenden Kraft zu besinnen und sie einzusetzen.
Autor/in: 
Präsident Hans-Peter Schmidt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2001, Seite 3

 
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