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Bei Bus-Modellen weltweit führend

Etliche hundert Arbeitsstunden dauert es von der Zeichnung bis zum fertigen Auto, Lkw oder Bus und das, obwohl die Fahrzeuge nur wenige Zentimeter groß sind. Viele Arbeitsgänge sind nötig – vom Formenbau, über die Kunststoffspritzerei, die Druckerei und die Montage – bis ein perfekt verkleinertes Abbild der großen Vorbilder zum Kunden gelangt. Mit großer Präzision und viel Liebe zum Detail produziert, verlassen so jährlich über eine Mio. Miniatur-Fahrzeuge die Firma Rietze Automodelle GmbH in Altdorf.

Als Lothar Rietze, der zusammen mit Frau Roswitha und Sohn Christian das fränkische Familienunternehmen führt, vor nun mehr fast 20 Jahren mit dem Bau von Automodellen begonnen hat, verwirklichte er, wovon viele träumen: Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Lothar Rietze sammelte Automodelle im Maßstab 1:87 und besaß praktisch schon alle, nur keine japanischen, denn die gab es damals noch nicht. So ist er Anfang der 80er Jahre auf die Internationale Automobil Ausstellung IAA gefahren und hat bei japanischen Autoherstellern, wie Mitsubishi und Nissan, nachgefragt, ob die ihm denn die Automodelle abkaufen würden, wenn er sie produziere. Damit war der Grundstock für das heutige Unternehmen gelegt. „Anfangs haben wir die Modelle auf dem Küchentisch in unserem Nürnberger Reihenhäuschen montiert und verpackt“, erinnert sich Roswitha Rietze.

Heute hat das Unternehmen 46 Mitarbeiter, davon 16 in dem vor zwölf Jahren aufgebauten Zweigbetrieb in Zwickau. Den Hauptfirmensitz hat die Rietze Automodelle GmbH vor knapp sieben Jahren von Nürnberg nach Altdorf verlegt. Neben dem eigenen Formenbau, in den jährlich rund 500 000 Euro investiert werden müssen, damit die großen Vorbilder auch mit allen Details ins Modell umgesetzt werden können, ist der Druckereibereich bei der Firma Rietze besonders arbeitsintensiv. So kann es vorkommen, dass bei einem Modell 45 Druckvorgänge von Nöten sind bis die letzte wenige Millimeter große Werbeaufschrift oder Firmentelefonnummer aufgetragen ist.

Begonnen hat die Firma Rietze zwar mit japanischen Automodellen, heute arbeitet sie praktisch mit allen großen Automobilherstellern zusammen. Spezialisiert, und auf diesem Gebiet auch weltweit führend, ist das Familienunternehmen aber auf Bus-Modelle im Maßstab 1:87 oder 1:160. Vor rund 13 Jahren habe er begonnen, sich auf Busmodelle zu konzentrieren. Das sei damals eine Marktlücke gewesen, erzählt der Firmenchef. Rund 50 Bus-Grundtypen in etwa 900 Varianten hat das Unternehmen inzwischen hergestellt, die Stückzahlen schwanken zwischen 300 und 10 000; darunter sind Busse für Reiseunternehmen ebenso wie österreichische Postbusse oder die Busse von Fußballvereinen oder von den Regensburger Domspatzen.

Die überschaubare Größe seines Unternehmens sieht Lothar Rietze als Stärke: Er erinnert sich zum Beispiel an das Modell eines Casino-Busses für den Stuttgarter Hersteller Neoplan. „Das hatten wir in einer Woche fertig, so etwas geht nur in einem Familienunternehmen mit kurzen Entscheidungswegen, ohne großen Apparat.“ Etwa 40 Prozent seines Umsatzes macht Rietze mit dem Spielwarenhandel, Endkunden sind dort vor allem Sammler und Modelleisenbahn-Tüftler, die die originalgetreuen Fahrzeugmodelle als Dekoration für ihre Eisenbahn-Landschaften schätzen. Seine Hauptabnehmer sind bislang aber noch die Auto- und Bushersteller und viele andere Unternehmen, die ein Modell-Fahrzeug mit einem individuellen Aufdruck als Werbeträger nutzen.

Aus diesem Grund hält Lothar Rietze die von der Bundesregierung geplante Streichung der steuerlichen Absetzbarkeit von Werbeartikeln für ein Problem für sein Unternehmen. Er sei bisher immer sehr stolz darauf gewesen, dass er das einzige Unternehmen in der Branche sei, dass noch 100 Prozent in Deutschland fertige, so Lothar Rietze. Er wisse aber nicht, ob er das auch in Zukunft noch durchhalten könne, denn nach Jahren mit Umsatzzuwächsen zwischen fünf und 20 Prozent sei der Umsatz – 2002 lag er bei rund 2,4 Mio. Euro – nun seit zwei Jahren rückläufig und auch für 2003 sieht er momentan keine positiven Impulse. „Wenn die Unternehmen Werbeartikel nicht mehr absetzen können, werden sie weit weniger einkaufen und das wenige noch viel mehr als bisher schon durch Billigprodukte aus China abdecken.“ Für Rietze bedeute das, dass mehr als bisher die Spielwarenbranche als Kunde anvisiert und die teueren Produktionsanlagen verstärkt mit Lohnfertigungs-Aufträgen ausgelastet werden müssten. Der fränkische Unternehmer denkt inzwischen auch darüber nach, zumindest Teile seiner Produktion nach China auszulagern.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2003, Seite 20

 
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