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„Die Zukunft liegt in Fernost“

240 Mio. Handys gibt es bereits in China und trotzdem steigt die Zahl der Handy-Nutzer jeden Monat um 3,4 Prozent an. Von solchen Zahlen können Handy-Hersteller in Deutschland nur träumen. Das ist nur ein Beispiel für das riesige Potenzial, das im Wirtschaftsraum Asien-Pazifik steckt. Während die Konjunktur hierzulande ins Stocken gerät, hat seit Ende 2000 bereits ein Drittel des weltweiten Wachstums seinen Ursprung in Fernost, Tendenz steigend. Auch 2003 erwartet der internationale Währungsfonds ein Wachstum von fast fünf Prozent in Asien, mit Ausnahme von Japan, während die Prognose für das globale Wachstum nur bei etwa drei Prozent liegt. Damit ist die Region Asien-Pazifik zu einem Gravitationszentrum der Weltwirtschaft geworden, dem bayerische Unternehmen in Zukunft verstärkt ihre Aufmerksamkeit widmen müssen.

Deshalb organisierte das Außenwirtschaftszentrum Bayern unter Federführung der IHK Nürnberg für Mittelfranken gemeinsam mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium das „Asien-Pazifik-Forum Bayern“ in Nürnberg. Der Kongress wurde durch Bayerns Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu, Prof. Dr. Anton Kathrein, dem Vorsitzenden des Lenkungskreises 3 des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA) und IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt eröffnet.

Wiesheu unterstrich die hohe Bedeutung des Wirtschaftsraumes Asien-Pazifik für den bayerischen Außenhandel. Schon heute würden 14,7 Prozent der bayerischen Exporte in asiatische Länder gehen und das Wachstumspotenzial sei noch nicht annähernd ausgeschöpft. Wichtigster Handelspartner Bayerns in Asien sei China, dicht gefolgt von Japan und Taiwan. 2001 wurden laut Wiesheu bayerische Waren im Wert von 11,6 Mrd. Euro nach Asien exportiert. Asiatische Unternehmen hätten Güter für knapp 15 Mrd. Euro nach Bayern geliefert. Asien-Pazifik sei auch als Investitionsstandort für bayerische Unternehmen attraktiv. In den vergangenen fünf Jahren seien rund 1,9 Mrd. Euro allein in China, Taiwan und Südkorea investiert worden. Über 70 bayerische Unternehmen seien in Singapur mit Niederlassungen oder Repräsentanzen vertreten. Auch als Arbeitgeber hätten bayerische Unternehmen in Asien an Bedeutung gewonnen. In Japan beispielsweise würden bayerische Firmen etwa 10 000 Menschen beschäftigen und einen Jahresumsatz von über sechs Mrd. Euro erzielen. Besonders in den Bereichen Elektro- und Elektronikindustrie, Automobilindustrie, Informations- und Kommunikationstechnologie, Maschinenbau und Umwelttechnologie sei die Region Asien-Pazifik ein attraktiver Wirtschaftspartner.

Durch ihre Funktion als „Gateway to China“ ist die Region Nürnberg besonders eng mit China verknüpft. Wie IHK-Präsident Schmidt ankündigte, soll diese Verbindung durch ein Projekt, das den Arbeitstitel „Bavarian Business Technology Centre Shenzhen“ trägt, in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsregierung ausgebaut werden. Schmidt betonte, dass Bayern in Fernost bereits gut positioniert ist. Hier gelte es anzuknüpfen. Dazu sei das „Asien-Pazifik-Forum“, das Unternehmer für Märkte in dieser Region sensibilisieren und über Trends und Geschäftsmöglichkeiten dort aufklären will, ein wichtiger Schritt.

Unterstützung bei ihrer Positionierung im südostasiatischen Raum bietet die Nürnberger IHK mittelständischen Firmen in Zusammenarbeit mit dem „Außenwirtschaftszentrum Bayern“. So wurden ein Firmenpool der Branchen Medizin, Pharma und Gesundheit für Südostasien mit Sitz in Bangkok sowie Technologiebörsen in Bangkok und Taipei organisiert. Gleichzeitig können sich Betriebe bei bayerischen Messebeteiligungen in Shenzhen, Bangkok oder Tokio auf dem asiatischen Markt präsentieren.

Die Bayerische Staatsregierung fördert im Rahmen der „High-Tech-Offensive“ gezielt die Internationalisierung des Bayerischen Mittelstandes und hat zu diesem Zweck das Außenwirtschaftszentrum Bayern mit Sitz in Nürnberg eingerichtet. Diese Kooperation der Außenwirtschaftsabteilungen aller bayerischen IHKs trägt dazu bei, neue Absatz- und Beschaffungsmärkte zu erschließen. Außerdem bietet das Bayerische Wirtschaftsministerium Delegationsreisen in Wachstumsmärkte an und unterstützt durch Service- und Informationsleistungen die Unternehmer vor Ort mit Repräsentanzen in Japan, China, Singapur / Taiwan sowie Südkorea. Quasi als „verlängerter Arm“ des Ministeriums agiert nach Worten Wiesheus die Außenwirtschaftsplattform „Bayern International“.

Erfahrungen aus der unternehmerischen Praxis stellten Maria-Elisabeth Schaeffler, Gesellschafterin der Ina-Holding Schaeffler KG, Gert Rohrseitz, Geschäftsführer der Ecka Granulate GmbH & Co. KG, sowie Norbert Fackelmann, Geschäftsführer der Fackelmann GmbH & Co. KG, den rund 400 Teilnehmern des Kongresses vor. Alle drei Unternehmer haben sich erfolgreich auf dem Markt in Asien-Pazifik positioniert und profitieren heute von ihren Standorten in Fernost. So erzielt etwa Ecka Granulate 25 Prozent ihres Gesamtumsatzes in Asien. Bei der Ina-Holding Schaeffler KG arbeiten 4 300 der insgesamt 54 000 Beschäftigten in asiatischen Niederlassungen der Firma. 2001 begann die Firma Fackelmann nach Asien zu exportieren, heute beträgt der Anteil am Gesamtvertrieb ungefähr ein Prozent.

Informationen aus erster Hand konnten die mehr als 350 interessierten Teilnehmer bei diesem Kongress nicht nur in zahlreichen Vorträgen, sondern auch beim „Asien-Pazifik-Kontakttreffen“ erhalten. Die Gelegenheit zu persönlichen Beratungsgesprächen mit Spezialisten der deutschen Auslandshandelskammern wurde von über 250 Teilnehmern genutzt. Wegen der enorm positiven Resonanz des „Asien-Pazifik-Forums Bayern“, das maßgeblich von IHK-Außenhandelschef Albrecht Buchwald und Asien-Referent Armin Siegert organisiert worden war, kündigte IHK-Präsident Schmidt für das kommende Jahr bereits eine Neuauflage an.


IHK intensiviert Asien-Aktivitäten
Nach dem erfolgreichen Asien-Pazifik-Forum Bayern in Nürnberg startet die IHK Nürnberg für Mittelfranken gemeinsam mit dem Außenwirtschaftszentrum Bayern neue Asien-Projekte. „Unsere Großveranstaltung hat gezeigt, dass wir mit unserem Thema richtig liegen“, so IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt. „Wir wollen sensibilisieren, motivieren und informieren – möchten aber auch mittelständische Firmen auf ihrem Weg nach Fernost aktiv begleiten“.

Dabei setzt die IHK bei ihren bayernweiten Initiativen auf Branchenschwerpunkte, die der Nachfrage asiatischer Länder entsprechen: Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik und Elektronik für Thailand, Energie- und Umwelttechnik für Taiwan und Medizin, Pharma und Gesundheit für die Asean-Länder (Association of South East Asian Nations) sowie den Subkontinent Indien. Alle vier vom Freistaat Bayern finanziell unterstützten Initiativen beinhalten Markterschließungsmaßnahmen mit Kontakt-Kooperationsbörsen in den jeweiligen Zielregionen.


Die beteiligten Länder im Überblick

China: Mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von acht Prozent ist China einer der vielversprechendsten Zukunftsmärkte. Durch den Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) haben sich die Bedingungen für ausländische Investoren verbessert. Weitere positive Impulse für die Region verspricht man sich durch die Olympischen Spiele 2008 in
Peking.

Indien profiliert sich zunehmend als aufstrebender IT-Standort. Wie schon 2001 gehörte Indien auch 2002 mit einer Wachstumsrate des Bruttosozialprodukts von fünf Prozent zu den dynamischsten Volkswirtschaften der Welt. Besonders deutsche Medizintechnik und Druckmaschinen konnten im vergangenen Jahr erfolgreich dort abgesetzt werden.

Indonesien wird sich Prognosen zufolge wirtschaftlich weiter erholen. Nach einem erwarteten Wachstum von 3,8 Prozent 2002 soll das Bruttoinlandprodukt 2003 um 4,4 Prozent zunehmen.

Thailand: 2002 hat Thailand die Asienkrise der Jahre 1997/98 endgültig überwunden, die Wirtschaft legte um fünf Prozent zu. Neben dem lokalen Markt ist Thailand vor allem als zentral gelegener Verkehrknotenpunkt der südostasiatischen Freihandelszone AFTA bedeutend.

Malaysia ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsland, sondern auch ein attraktiver Ort für deutschen Investitionen geworden. Die Gesamtinvestitionen der mehr als 300 deutsche Firmen betragen über zwei Mrd. Dollar. Deutschland trägt so wesentlich zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Land bei.

Taiwan: Produkte „Made in Germany“ genießen einen ausgezeichneten Ruf in Taiwan. Schon heute ist Taiwan der sechstgrößte Abnehmer für deutsche Waren in Asien, Tendenz steigend. Das Land, das ein höheres Bruttosozialprodukt als neun EU-Staaten vorzuweisen hat, bietet Investoren einen attraktiven Markt sowohl in traditionellen als auch in neuen Industrie- und Dienstleistungsbereichen.

Japan gilt als die mit Abstand bedeutendste Volkswirtschaft Asiens und hat auf Grund einer hohen Kaufkraft großen Bedarf an Importgütern. Durch eine Krise der eigenen Wirtschaft zum Umdenken gezwungen, ist das Land heute für ausländische Unternehmen so offen wie nie.

Südkorea: Im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt Südkoreas um 6,5 Prozent. Durch ein Abflauen des Konsums erwartet das Land 2003 ein schwächeres, aber immer noch deutliches BIP-Wachstum von 5,8 Prozent. Gefragt sind in Südkorea neben deutschen Maschinen und Anlagen vor allem feinmechanische und optische Erzeugnisse. Weitere Märkte mit erheblichem Potenzial sind Umwelttechnik und alternative Energien.

Australien: Der fünfte Kontinent ist nicht nur wegen seiner reichen Bodenschätze – Australien rangiert unter den „Top Vier“-Ländern für Kupfer, Blei, Zink, Nickel, Gold und Eisenerz – sondern auch wegen seiner hochqualifizierten Arbeitskräfte als Industriestandort attraktiv. 2003 erwartet die OECD ein Wachstum des australischen Bruttosozialprodukts von etwa vier Prozent.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2003, Seite 18

 
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