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„Biofood“ findet den Weg in die Supermärkte

„Bio ist in der gesellschaftlichen Mitte angekommen“, heißt es im aktuellen Branchen-Monitor 2004 des Zukunftsinstituts von Matthias Horx. Bio-Produkte gelten als Zukunftsmarkt der Lebensmittel-Branche und haben die „Müsli-Ecke“ längst verlassen. Das zeigt sich auch daran, dass bereits ein Drittel aller Bioprodukte im klassischen Supermarkt verkauft wird.

„Der Bio-Markt ist und bleibt ein Wachstums- und Zukunftsmarkt national und international“, sagte Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, bei der Eröffnung der BioFach 2004 im Nürnberger Messezentrum. Mit der EU-Osterweiterung entstehe mit 475 Mio. Verbrauchern der größte Binnenmarkt der Welt. Hier könne die Bio-Branche ihre Innovationsfreudigkeit unter Beweis stellen. „Bio muss für alle zugänglich sein“, so Künast. Dazu habe das „Bio-Siegel“ wesentlich beigetragen. 20 000 Produkte mit dem Bio-Siegel gebe es inzwischen auch in fast allen Supermärkten und bei Discountern.

Auf der Biofach 2004, der Weltleitmesse für Bio-Produkte, präsentierten im Messezentrum Nürnberg rund 1 900 Aussteller, davon 67 Prozent aus dem Ausland, den 29 400 Facheinkäufern Bioprodukte aus aller Welt. Im Fokus standen diesmal die Aussteller aus den Niederlanden, dem „Land des Jahres der BioFach 2004“. Angebotsschwerpunkt der Fachmesse sind Bio-Lebensmittel, mit etwa 200 Anbietern von Naturkosmetik- und Körperpflegeprodukten ist die BioFach auch die international bedeutendste Fachmesse für Naturkosmetik und Leistungsschau der Weltmarktführer. Weitere Naturwaren wie z. B. Textilien, Schuhe, Haushaltswaren und Produkte für Ökolandbau und Vermarktung runden das Angebot ab.

Waren es früher vor allem Inhaber von Naturkostläden und Reformhäusern, die sich auf der BioFach informierten, kommen jetzt vermehrt Einkäufer von Bio-Supermärkten und des Lebensmitteleinzelhandels, aber auch Lebensmittelproduzenten, die Biokost in ihr Programm aufnehmen wollen. Schließlich ist die BioFach auch jährlicher Treffpunkt von über
4 000 Bio-Bauern sowie von konventionellen Bauern, die sich für ökologischen Landbau interessieren. Gut ein Drittel der Besucher kommt aus dem Ausland, vor allem aus Italien, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Spanien, Frankreich und Großbritannien.

Bio-Markt wächst weltweit
Das britische Marketing- und Beratungsunternehmen Organic Monitor schätzt das Umsatzvolumen 2003 weltweit auf rund 23 Mrd. Euro (plus acht Prozent). Mit 10,6 Mrd. Euro ist der europäische Markt nach den USA (zwölf Mrd. US-Dollar) der größte Einzelmarkt. Das International Trade Center (ITC) sieht in seinen Schätzungen für 2003 den deutschen Bio-Markt mit rund drei Mrd. Euro in Europa an der Spitze, gefolgt von Großbritannien (1,7 Mrd. Euro), Italien (1,4 Mrd. Euro) und Frankreich (1,3 Mrd. Euro). Wachstum gibt es auch in Fernost: Japan wird 2003 auf rund 400 Mio. Euro Bio-Umsatz kommen, vergleichbar etwa dem von Schweden, Dänemark oder Österreich.

Auch deutsche Verbraucher griffen 2003 immer häufiger zu Bio-Lebensmitteln: Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) geht von einem Wachstum des Bio-Lebensmittelmarktes um ein Prozent auf gut drei Mrd. Euro aus. Damit steigt der Bio-Umsatz in Deutschland etwa in gleichem Maße zu dem der Ernährungsindustrie, die 2003 im Inland ebenfalls um ein Prozent auf 101,7 Mrd. Euro zulegte (Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie, BVE). Während der deutsche Verbraucher in den 70er Jahren noch rund ein Drittel seines Einkommens für Lebensmittel ausgab, so sind es heute nur noch zwölf Prozent (Deutscher Bauernverband, DBV). Ein vergleichbarer Warenkorb mit Nahrungsmitteln ist innerhalb der EU nur noch in Griechenland, Portugal und Spanien billiger zu haben.

EU-Aktionsplan für Bio
Die EU-Kommission will auch künftig den Bio-Landbau unterstützen und bis Ende April einen entsprechenden Aktionsplan vorlegen. Dabei geht es u. a. um bessere Verbraucherinformation, Vermarktung von Bio-Produkten und die Koexistenz von ökologischem und gentechnischem Anbau. Derzeit werden 3,5 Prozent (ca. 4,8 Mio. Hektar) der Gesamtanbaufläche in den EU-Ländern ökologisch bewirtschaftet. Nach Angaben des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FiBL) verfügen Österreich (elf Prozent) und Italien (acht Prozent) prozentual über die größten Anbauflächen, gefolgt von Finnland, Dänemark und Schweden. Gut 139 000 Öko-Betriebe gibt es in den EU-Ländern. Aber bisher sind nur zwei Prozent der in der EU verkauften Agrarprodukte ökologisch erzeugt. Hier ist Dänemark Spitzenreiter (fünf Prozent), Schlusslichter sind Spanien, Portugal, Irland und Griechenland mit weniger als einem halben Prozent.

Wo wird Bio am liebsten eingekauft?
31 Prozent aller Bio-Produkte gehen im Naturkostfachhandel über die Theke, 29 Prozent im Lebensmitteleinzelhandel, 16 Prozent bei Direktvermarktern, sieben Prozent in Reformhäusern, ebenfalls sieben Prozent in Bäckereien/Metzgereien und zehn Prozent in sonstigen Einkaufsstätten wie Drogeriemärkten. Die ZMP, Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, hat außerdem herausgefunden: Junge Leute kaufen Bio bevorzugt in Drogeriemärkten und Naturkostläden, das „Mittelalter“ am liebsten auf dem Wochenmarkt und beim Bäcker oder Metzger, ältere Kunden im Reformhaus und Lebensmitteleinzelhandel. Die Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen macht den größten Bio-Umsatz, gefolgt von den 55- bis 64-Jährigen. Dabei wird im Süden Deutschlands viermal mehr Bio gegessen als im Osten und doppelt so viel wie im Norden. Am liebsten genießen die Deutschen Molkereiprodukte, Gemüse, Backwaren, Getränke, Fleisch/Wurst und Obst in Bio-Qualität.

gru.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2004, Seite 58

 
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