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Neuausrichtung zum Handels- und Dienstleistungskonzern

Die KarstadtQuelle AG, der größte Warenhaus- und Versandhandelskonzern Europas, hat sich in dem schwierigen Einzelhandelsjahr 2003 im Markt behauptet. Die Verunsicherung der Verbraucher im Rahmen der anhaltenden Reformdiskussion sowie der aggressive Preiswettbewerb im Weihnachtsgeschäft haben sich negativ ausgewirkt, so das Unternehmen in einer Pressenotiz. „Trotzdem ist es gelungen, den Ergebnisdruck durch die Steigerung unserer Rohertragsmarge und die Erfolge in der Kostenoptimierung zum Teil auszugleichen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KarstadtQuelle AG, Wolfgang Urban, auf der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf.

Allein durch Restrukturierungsmaßnahmen wurden die Kosten seit 2000 um 20 Prozent stärker als die ursprünglich geplanten 256 Mio. Euro reduziert. „Wir haben im Geschäftsjahr 2003 mit Hochdruck an der Weiterentwicklung unserer Geschäftsmodelle, der Optimierung unserer Prozesse und unserer Finanzierung gearbeitet. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer langfristig ausgerichteten Strategie gute Erfolge erzielen. Kernelement dieser Strategie ist die Neuausrichtung von KarstadtQuelle zum Handels- und Dienstleistungskonzern“, so Urban.

Der Konzern-Umsatz erreichte 15,3 Mrd. Euro und lag damit um 3,4 Prozent unter dem Vorjahr. Nach einer stabilen Umsatzentwicklung in der ersten Jahreshälfte verlief die zweite Jahreshälfte 2003 enttäuschend. Der stationäre Einzelhandel (180 Warenhäuser, 32 Sporthäuser und 305 Fachgeschäfte) in den deutschen Innenstädten bekam die Konsumzurückhaltung erneut deutlich zu spüren. Der Umsatz ging um fünf Prozent auf 6,97 Mrd. Euro zurück. Die Waren- und Sporthäuser setzten dabei rund sechs Mrd. Euro um, ein flächenbereinigtes Umsatzminus von 3,4 Prozent. Das Versandgeschäft konnte das hohe Umsatzniveau des jubiläumsbedingten Rekordvorjahres nicht halten und verzeichnete im Berichtsjahr ebenfalls ein Umsatzminus. Mit 8,02 Mrd. Euro wurden 2,5 Prozent weniger umgesetzt.

Die Spezialversender (plus 5,8 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro) und die in 22 Ländern außerhalb Deutschlands tätigen Versender (plus 7,5 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro) entwickelten sich deutlich positiv. Der Auslandsanteil im Versandhandel stieg um gut zwei Prozentpunkte auf jetzt 24,1 Prozent. Weiter positiv entwickelten sich die Umsätze der neuen Geschäftsfelder Dienstleistungen (plus 9,9 Prozent auf 1,43 Mrd. Euro) und Immobilien (plus 18,5 Prozent auf 587 Mio. Euro).

Das Ergebnis vor Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBTA) im KarstadtQuelle-Konzern ging, insbesondere durch die negative Entwicklung im Bereich Touristik, von 294 Mio. Euro (Vorjahr) auf 225 Mio. Euro zurück. Der Jahresüberschuss nach Minderheiten beträgt 108 Mio. Euro (Vorjahr 162 Mio. Euro).

Mit Blick auf den strukturellen Wandel und den anhaltend rückläufigen Non-Food-Markt in Deutschland setzt KarstadtQuelle auf einen möglichst schnellen Anpassungsprozess. In Ergänzung des „Zukunftsprogrammes 2003+“ wurde daher ein Maßnahmen- und Strukturprogramm entwickelt. Unter dem Arbeitstitel „Challenge“ wurde im Sommer 2003 mit der Konzeption begonnen, die auf zwei Säulen basiert: Zum einen Abbau der Netto-Finanzverschuldung zur Optimierung der Kapitalstruktur. Dabei ist für 2004 der weitere Abbau der Netto-Finanzverschuldung um 0,5 bis 0,8 Mrd. Euro geplant, so dass die Netto-Finanzverschuldung dann ein Niveau von 3,3 bis 3,6 Mrd. Euro erreicht.

Die zweite Säule umfasst den Ausbau der Geschäftsmodelle zur Sicherung der Ertragskraft. „Wir konzentrieren uns im Warenhaus künftig auf unsere Kernkompetenzen. In unserem Fokus stehen starke Konsumfelder, in denen wir über eine führende Marktposition verfügen“, beschrieb Urban die Maßnahmen. Im Rahmen dieses Veränderungsprozesses werde etwa die Hälfte der Warenhausfläche profitabler betrieben und das Risiko und der Kapitaleinsatz spürbar verringert.

Eine Umsatz- und Ergebnis-Prognose für das Geschäftsjahr 2004 gab Wolfgang Urban vor dem Hintergrund der starken Abhängigkeit von den unsicheren Rahmenbedingungen in Deutschland und den inzwischen neu zu bewertenden Terrorismus-Risiken in Europa aktuell nicht ab. Er unterstrich jedoch: „Unsere moderaten Erwartungen an das deutsche Einzelhandelsumfeld im laufenden Jahr werden durch die aktuellen Entwicklungen bestätigt. Die Schwäche im deutschen Einzelhandel und der intensive Wettbewerb halten an. Die Umsatzentwicklung im KarstadtQuelle-Konzern war in den ersten Wochen des Geschäftsjahres 2004 bei einem Rückgang von vier bis fünf Prozent nicht zufriedenstellend.“
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2004, Seite 57

 
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