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350 Stiftungen in Mittelfranken

„Man kann nicht mehr aus dem Vollen schöpfen, auch wenn es wieder zu einer konjunkturellen Erholung kommt“, sagte Nürnbergs Stadtkämmerer Wolfgang Köhler auf dem 3. Nürnberger Stiftungstag. Schon die demographische Entwicklung werde für eine weitere Anspannung der öffentlichen Kassen sorgen. Ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein sind die 27 Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von 56 Mio. Euro, die von der Stadt verwaltet werden. Sie schütten jährlich knapp vier Mio. Euro aus.

Rund 100 Stifter und Interessierte waren der Einladung der Bürgerstiftung Nürnberg in die Räume der norisbank gefolgt, um Modelle und neue Wege in der Stiftungsgestaltung zu diskutieren. Erstmals trug auch die Regierung von Mittelfranken in Ansbach, die als Aufsichtsbehörde für Stiftungen zuständig ist, diese jährliche Veranstaltung mit. An seiner Motivation ließ der Chef der Bürgerstiftung Nürnberg, Maximilian von Grundherr, keinen Zweifel. Man knüpfe an eine Nürnberger Tradition an, wie die im Jahr 1339 begründete Heilig Geist Spital Stiftung belege. Außerdem seien Stiftungen die „attraktivste Form des bürgerlichen Engagements“. Und es sei „unverantwortlich, wie wir unseren Kindern die Schulden aufgehäuft haben“.

In Mittelfranken sind aktuell fast 350 Stiftungen aktiv, knapp 40 davon agieren nicht öffentlich und damit auch nicht gemeinnützig, berichtete Regierungspräsident Karl Inhofer. Hiervon seien seit 1991 150 neu entstanden, 53 davon kamen seit 2001 neu hinzu. Sie fördern mit privaten Mitteln eigentliche Aufgaben der öffentlichen Hand etwa im Bereich von Kunst und Kultur, ohne allerdings Pflichtaufgaben von einer Kommune zu übernehmen. Potenzielle Stifter mit einem Mindestkapital von in der Regel 50 000 Euro können autonom einen individuellen Stiftungszweck festlegen, der auch nach dem Tod als Stifterwille weiter verfolgt wird. Dafür sorge bei den gemeinnützigen Stiftungen des bürgerlichen Rechts die staatliche Aufsicht seiner Behörde, die sich durch eine stiftungsfreundliche Einstellung auszeichne, so Inhofer.

Auch wenn bundesweit die Zahl der Neueintragungen im Jahr 2003 auf 784 Stiftungen zurückgegangen ist, könne von einem Einbruch keine Rede sein, so Christoph Mecking, Geschäftsführer des Bundesverband Deutscher Stiftungen aus Berlin. Denn es würden vier Mal mehr Stiftungen gegründet als beispielsweise vor 14 Jahren. Bundesweit liege die Zahl der Stiftungen bei 12 400, mehr als 2 300 seien hiervon in Bayern ansässig. Langsam würden – insbesondere nach US-Vorbild – Innovationen in der deutschen Stiftungslandschaft registriert. Dazu gehöre beispielsweise eine Abkehr vom Prinzip „ewige Dauer“ hin zu einer Mittelverwendung, die in mehreren Tranchen auf Verbrauch und Selbstauflösung z.B. innerhalb von 50 Jahren angelegt ist.

Manche begreifen sich als eine Art Innovationsagenturen, die ihre Mittel als Risikokapital gerade dort einsetzen, wo andere sich nicht heranwagen. Zu den Neuerungen gehört aber auch eine konsequentere – aber gleichermaßen risikobehaftete – Ertragsoptimierung, die am Kapitalmarkt etwa auf Derivate oder Hedgefonds setzt. Dagegen sei für Umweltstiftungen nicht nur der Zweck der Mittelverwendung entscheidend, sondern auch die ethisch und ökologisch orientierte Geldanlage.

Als gelungene Realisierung stellte der Chef der Fürther DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, Horst Ohlmann, die Kulturstiftung Fürth vor.

tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2004, Seite 29

 
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