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Unternehmerische Aktivitäten forciert

Die Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission e.V. stehen vor großen Umbrüchen. Die Einrichtung der Diakonie im mittelfränkischen Schwarzenbruck kann im kommenden Jahr ihren 100. Geburtstag feiern. Doch zuvor steht die historisch gewachsene Struktur mit über 5 100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 250 Mio. Euro auf dem Prüfstand. Nach einer jüngst beschlossenen Satzungsänderung werden die Aktivitäten unter einer gemeinnützigen Steuerungs-GmbH in neuer Form angeordnet. Zum einen werden die Dienste für Menschen in vier gGmbHs für Alte, Kinder und Jugend, Behinderte sowie Kranke eingebracht. Zum anderen deckt der kaufmännische Bereich mit drei GmbHs für Service, Baubetreuung und Dienstleistung sowie EDV die weiteren Aktivitäten ab.

„Wir haben globale Veränderungen, die sich auch nachhaltig auf die Sozialarbeit auswirken“, konstatiert Dr. Karl Heinz Bierlein, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins. Gekürzte Budgets zwängen die Rummelsberger Anstalten mit ihren bayernweit 23 Standorten dazu, die Organisation weiter zu straffen und sie in selbstständigen Einheiten zu führen. Mit der konsequenten Trennung von diakonischer Vereinstätigkeit und unternehmerischen Tätigkeiten habe man bereits positive Erfahrungen gesammelt.

So arbeitet etwa die Großwäscherei seit Jahren erfolgreich auch für externe Auftraggeber, obwohl die an den öffentlichen Dienst angelehnte Bezahlung über dem Branchendurchschnitt liegt. Die klarere Struktur in kleineren Einheiten soll zu einer neuen Verantwortlichkeit führen, bislang lag die Verantwortung allein beim dreiköpfigen Vorstandsgremium. Nun sorgt die neue Gliederung für mehr Gestaltungsspielraum und mehr Ergebnisverantwortung der gGmbHs-Leiter.

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass das neue Vergaberecht für Sozialleistungen vor einem gewaltigen Umbruch steht, begründet Bierlein die neue Struktur. Denn künftig werde nur noch die Einrichtung einen Zuschlag von der öffentlichen Hand bekommen, die „die höchste Qualität beim niedrigsten Preis anbietet“. Wer bei diesem Prozess nicht mithalten könne, gefährde auf mittlere Sicht die Arbeitsplätze und letztlich auch die Ziele der Einrichtungen. „Wir wollen aber nicht klein beigeben.“ Man stehe zwar in der Verantwortung, aber nicht allein. „Auch Kommunen und Bezirke müssen ihren Beitrag beisteuern.“

Für die Rummelsberger bleibt aber die Ökonomie immer nur eine notwendige Nebenbedingung. Über dem Tagesgeschäft stehen die inhaltliche Aufgabe und der kirchliche Auftrag. Man verfolge beispielsweise eine konsequente Personalentwicklung, die Wert auf eine christliche Persönlichkeit lege. „Die Werke der Barmherzigkeit bleiben unser Leitmotto.“

Nach Aussage von Diakon Mathias Kippenberg, der bei den Rummelsberger Anstalten für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, will man verstärkt Partnerschaften mit Unternehmen eingehen, die sich für das Gemeinwohl engagieren (so genanntes „Corporate Citizenship“). In einer aktuellen Broschüre wird über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit informiert.

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2004, Seite 36

 
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