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Aichinger

Vom Bäcker um die Ecke bis zum Flughafen in Riad

Positiv in den Schlagzeilen war der Nürnberger Unternehmer Günther Hertel in diesem Sommer, als er die Nürnberger Ice Tigers Eishockey GmbH als alleiniger Gesellschafter übernommen und damit aus der finanziellen Misere geholfen hat. Möglich ist ihm ein solches Engagement für seine fränkische Heimat durch seine unternehmerischen Erfolge. So sitzt vom Endverbraucher eher unbemerkt in Wendelstein einer der führenden Ladenbauer im Lebensmittelbereich in Deutschland: die Aichinger GmbH.

Mit rund 260 Mitarbeitern erzielte sie 2005 einen Umsatz von 45 Mio. Euro, in diesem Jahr rechnet Hertel mit etwa 48 Mio. Euro. Aichinger ist, wie Marketing-Chef Dr. Oliver Blank formuliert, ein „Hidden Champion“, ist man doch in den Branchen Brot- und Backwaren sowie bei Fleisch- und Wurstwaren in Deutschland und Österreich Marktführer und kann sich rühmen, so prestigeträchtige Objekte wie den Lehrter Bahnhof in Berlin, die Münchner Allianz Arena oder den Flughafen in Riad komplett in Sachen Gastronomie-Einrichtung von der Kühltheke im Bistro bis zur multifunktionalen Küche in der VIP-Lounge ausgestattet zu haben. Zugute kommt den Wendelsteinern dabei der Firmenverbund der Hertel-Gruppe, zu der neben der Aichinger GmbH auch Unternehmen gehören, die unter anderem spezialisiert sind auf Lichtsysteme (we-shoplight), Edelstahlverarbeitung (Kuchler), die Einrichtung von Großküchen und Schienenfahrzeugen (Kiesel Systemtechnik) sowie auf Service und Wartungsarbeiten für Großküchen (Gastronom). So ist eine Rundum-Betreuung der Kunden möglich, die eine Komplettlösung aus einer Hand bekommen.

Günther Hertel hat die Aichinger GmbH, die ihre Ursprünge in einem 1904 in Nürnberg gegründeten Schreinereibetrieb hat, 1995 aus der Insolvenz gekauft. Nach einer ersten Dekade der Neustrukturierung, in der Hertel einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag vor allem in Produktentwicklung, Mitarbeiter-Schulungen, EDV-Systeme und neue Maschinen investiert hat, befinde man sich nun in der Expansionsphase, so Blank. Auch im Ausland mache Aichinger gute Geschäfte, Vertriebspartner gibt es in Großbritannien, Spanien, Skandinavien sowie Osteuropa, aber auch im Nahen und Mittleren Osten. Vor kurzem wurde eine eigene Tochtergesellschaft in Frankreich gegründet. Produktionsstätten im Ausland seien derzeit aber nicht geplant, so Blank.

In den 18 000 Quadratmeter großen Produktionshallen in Wendelstein werden Materialien wie Edelstahl, Holz, Spanplatten, Kunststoff und Glas zu Kühltheken, Brotregalen und zahlreichen anderen Ladeneinrichtungen für Bäcker und Metzger verarbeitet. „Was Aichinger seinen Kunden anbietet, ist aber weit mehr als nur Theken und Schränke. Wir sind ein industriell geführtes Unternehmen mit einem hohen Dienstleistungsanteil“, erläutert Blank. Man wolle Komplettlösungen von der Idee über die schlüsselfertige Umsetzung bis zur Wartung anbieten. Berücksichtigt werden müssen dabei natürlich Gesichtspunkte wie Hygeniestandards, Reinigungsfreundlichkeit und Ergonomie, außerdem die Arbeitsabläufe hinter der Theke sowie die Gewohnheiten und Wünsche der Endverbraucher. „Wenn sich das Personal hinter der Theke nicht auf die Füße tritt und das Reinigen der Regale dank unserer Produkte schneller geht, dann hat das Personal mehr Zeit zum Verkaufen und damit der Betrieb mehr Erfolg“, so Blank. Um die kreativen und technischen Ideen umzusetzen, sind 40 Innenarchitekten bei Aichinger tätig. Außerdem gibt es im Hause eine Abteilung für Produktentwicklung, was nach Firmenangaben in der Branche nicht üblich ist. Eines der neuen Angebote ist ein sehr variables Brotregal-System, das seit Anfang des Jahres unter dem Namen „Panevari“ auf dem Markt ist, bei den Kunden aber schon sehr gut ankommt. Blank fasst die Firmenphilosophie so zusammen: Abdecken des Premiumsegments, Profilierung als Marke, hohe Beratungskompetenz sowie absolute Termintreue und reibungslose Koordination aller Gewerke an einer Baustelle – anders seien Großprojekte wie am Lehrter Bahnhof oder in der Allianz Arena auch nicht zu bewerkstelligen. Mitunter ist dafür eine ausgeklügelte Logistik notwendig. Beispiel Allianz Arena: Dort mussten die Mitarbeiter von Aichinger ohne Aufzug oder Kran auf vielen Stockwerken arbeiten. Beholfen haben sie sich mit speziellen Transport-Robotern, die auch Treppen überwinden können.

Autor/in: 
cp.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2006, Seite 78

 
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