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So gute Noten gab’s noch nie

Die mittelfränkischen Unternehmen bewerten den Wirtschaftsstandort Mittelfranken besser als je zu vor.

Die Note 2,7 vergaben die 600 teilnehmenden Unternehmen bei der Umfrage, die die IHK Nürnberg für Mittelfranken im Herbst 2007 zum vierten Mal durchführte. Damit zeigte sich im Verlauf von zehn Jahren eine deutliche Verbesserung: Bei der ersten Erhebung 1996 hatten die Unternehmer auf der Schulnoten-Skala von 1 bis 6 mit 3,42 ein gerade noch befriedigendes Urteil gefällt, 2002 und 2004 zeigten sich mit 3,04 bzw. 2,93 bereits die ersten Verbesserungen. Vorgestellt wurde die jüngste Studie vor Kurzem vor der IHK-Vollversammlung.

Die Qualität eines Unternehmensstandortes wird nicht nur durch die nationalen Rahmenbedingungen bestimmt, sondern auch durch regionale und örtliche Besonderheiten. So beinhalten die IHK-Standortumfragen neben der Gesamtbeurteilung des Standorts auch Fragen zu insgesamt 21 einzelnen Standortfaktoren, die auf kommunaler Ebene im Vordergrund stehen, sowie zu den drängendsten Verbes­serungswünschen der Unternehmer. Das Spektrum reicht von Aspekten der regionalen Infrastruktur (Verkehrswege, Bildungseinrichtungen) bis zu Aspekten der Wirtschaftsfreundlichkeit vor Ort (Dauer von Genehmigungsverfahren, Serviceorientierung der Kommunalverwaltungen).

Wichtiges Ziel der Umfrage: Die IHK will bei den politisch Verantwortlichen Verbesserungen anstoßen und mit der Standortumfrage fundierte Argumente und gezielte Vorschläge beitragen. Deshalb führt die IHK die Standortumfragen regelmäßig im Vorfeld von Kommunalwahlen durch.

Erlangen und Roth mit Spitzennoten
Unter den kreisfreien Städten erreicht Erlangen 2007 wiederum das beste Ergebnis mit einem Gesamturteil von 2,37. Spitzenreiter unter den mittelfränkischen Landkreisen ist Roth (2,41), dicht gefolgt von den Kreisen Nürnberger Land (2,46), Fürth (2,54) und Erlangen-Höchstadt (2,55).

Weniger zufrieden als in der Industrieregion zeigen sich die Unternehmen in Westmittelfranken: Der Landkreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim liegt mit 2,70 fast genau im mittelfränkischen Durchschnitt. Die Stadt Ansbach (2,85) sowie die Landkreise Ansbach (3,24) und Weißenburg - Gunzenhausen (3,26) erreichen zwar Verbesserungen gegenüber 2004, bleiben aber absolut und hinsichtlich der Veränderungen unter dem mittelfränkischen Durchschnitt.

Im langfristigen Vergleich zu den Ergebnissen 1996 fallen die deutlich besseren Urteile im Städteviereck auf: Erlangen klettert im Unternehmerurteil um 1,35 Notenpunkte, Nürnberg kann sich um 1,1 Punkte auf 2,66 verbessern, Fürth (Note 2,53) und Schwabach (2,61) konnten im Vergleich zu 1996 jeweils etwa einen ganzen Punkt gutmachen.

In der Analyse einzelner Standortfaktoren in Mittelfranken (vgl. Abbildung) ergeben sich gegenüber 2004 überwiegend positive Veränderungen: Besonders erfreulich sind aus Sicht der IHK die Verbesserungen im Urteil über Gewerbesteuer und sonstige kommunale Abgaben. Obwohl sich die Gewerbesteuerhebesätze objektiv kaum verändert haben, werden die Belastungen von den Unternehmen im Konjunkturhoch 2007 subjektiv als weniger drückend empfunden als noch in der wirtschaftlichen Stagnationsphase vor drei Jahren. Die deutlichste Verbesserung gibt es im Urteil über das Wirtschaftsklima (von 3,61 auf 2,78). Hierzu tragen die Städte und Landkreise auch durch schnellere Genehmigungsverfahren, weniger restriktive Umweltschutzauflagen und höhere Service­orientierung ihrer Verwaltungen bei. All dies erhöht die Attraktivität des Standortes Mittelfranken.

Ansatzpunkte zur Standortverbesserung
Bedenklich aus Sicht der IHK erscheint die Eintrübung im Urteil über Technologietransfer und Kooperationen mit Hochschulen. Und auch mögliche Engpässe bei Gewerbeflächen oder die oft daraus folgenden Konflikte mit benachbarten Anwohnern sieht die IHK mit Sorge. „Mittel- und langfristig dürfen weder technologische noch räumliche Entwicklungsperspektiven der mittelfränkischen Unternehmen eingeschränkt werden“, so Dr. Hans-Joachim Lindstadt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik und Unternehmensförderung.

Für die Befragten selbst steht der weitere Bürokratieabbau – so die Meinung von zwei Dritteln der Unternehmer – als Handlungsnotwendigkeit für die kommunale Politik weiterhin an erster Stelle. Trotz insgesamt bereits relativ guter Ergebnisse für Standortfaktoren wie Marktnähe, innerörtliche Erreichbarkeit oder Straßenverkehrsverbindungen zur Kommune mahnen die mittelfränkischen Unternehmer den weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (46 Prozent) an. Nur wenig dahinter folgen die Verbesserungswünsche zur Aus- und Weiterbildung (43 Prozent) sowie zum Außenimage der Region (42 Prozent). Zentraler Punkt für Handel und Tourismus ist die Forderung nach attraktiverer Gestaltung der Innenstädte (41 Prozent aller Befragten).

Bei der Interpretation der Umfrageergebnisse gilt es zu bedenken, dass jeder Unternehmer den einzelnen lokalen Standortfaktoren unterschiedliche Bedeutung beimessen wird. So kann für innovative High-Tech-Unternehmen der Forschungs- und Technologietransfer den Ausschlag für einen Standort in unmittelbarer Nähe einer Hochschule geben, für Bauträger mag die Dauer von Genehmigungsverfahren an erster Stelle stehen, Händler werden eher die leichte Erreichbarkeit ihres Standorts für ihre Kunden schätzen, Speditionen die Anbindung an das Fernstraßennetz.

Die detaillierten Ergebnisse der Standort­umfrage stehen auf der Internet-Seite www.ihk-nuernberg.de zum Herunterladen bereit.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2008, Seite 10

 
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