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Für schlaue Füchse

Eingeführte Franchise-Systeme bieten Gründern gute Startbedingungen. Aber auch hier geht nichts ohne unternehmerische Fähigkeiten. Illustration: Petra Herberger

Folgt man den Zahlen des Bonner Branchendienstes Peckert Gruppe steht der bayerischen Franchise-Wirtschaft eine glänzende Entwicklung im laufenden Jahr bevor. Hochrechnungen für 2008, die beim "Franchise-Talk Bayern" in Nürnberg vorgestellt wurden, prognostizieren für die rund 18 000 bayerischen Betriebe ein Plus von elf Prozent auf 9,1 Mrd. Euro. Den Schätzungen zufolge wird bis zum Jahresende auch die Zahl der Beschäftigten um 13 Prozent auf mehr als 86 000 steigern.

Illustration Füchse (Petra Herberger)

"In schlechten Zeiten geht es der Franchise-Branche immer besser, weil der Unternehmer flexibler als in Filialbetrieben agieren kann", so Branchenexperte Felix Peckert. "In guten Zeiten schafft er aber auch ein stärkeres Wachstum." Diesen Trend bestätigt auch die Studie "Franchising in Deutschland wird erwachsen", die die Deutsche Bank im letzten Herbst vorstellte. Demnach fällt der Vergleich des Franchising mit der Gesamtwirtschaft noch eindrucksvoller aus. Während die Branche zwischen 1996 und 2006 den nominalen Umsatz nahezu verdreifachen konnte, legte das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) insgesamt nur um knapp ein Viertel zu.

"Eine Franchise-Gründung ist eine clevere Alternative", ergänzt Torben Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbandes. Allerdings wolle der Deutsche beim Start mit einem eigenen Unternehmen lieber alle Fehler selber machen – eine "masochistische Gründermentalität", meint Brodersen. Dabei helfe der Verband den potenziellen Franchise-Nehmern durch eine Positivliste mit rund 300 der 900 deutschen Franchise-Systeme, um die "Spreu vom Weizen zu trennen". Bei dem Franchise-Gütesiegel wird alle drei Jahre die Qualität der Leistungen des Franchise-Gebers unter die Lupe genommen. Geprüft werden Systemkonzept, Produkte, Ausrichtung und Management. Die Einhaltung von Mindeststandards und die Auswertung der Franchise-Nehmer-Zufriedenheit zeigen, wie es zukünftig um das System bestellt sein wird.

Immerhin, so zitiert Brodersen eine Studie des Internationalen Centrums für Franchising der Uni Münster aus dem Jahr 2005, scheiterten Franchise-Nehmer in Deutschland in den ersten vier Jahren nach der Gründung weniger oft als Existenzgründer im Allgemeinen. Allerdings warnt er auch vor zuviel Blauäugigkeit: "Kein Mensch kann sich darauf verlassen, dass er eine Selbstständigkeit als Franchise-Nehmer ohne Risiko bekommt."

Gleichwohl biete ein erprobtes Franchise-Konzept mindestens eine "Sicherungsinstanz" mehr gegenüber einer Gründung auf eigene Faust, meint Peckert. Zwar müssten auch Bank und Familie jeweils grünes Licht geben. Aber der Franchise-Geber prüfe mit seiner Erfahrung die Unternehmerqualitäten eines möglichen Konzept-Nehmers und könne Schwachstellen von vorneherein aufdecken.

Bei denen, die trotzdem scheitern, hat Branchenkenner Peckert vier etwa gleich häufige Gründe ausgemacht: Ein Viertel der Franchise-Nehmer überschätze die eignen Unternehmerqualitäten maßlos, ohne dass es der Franchise-Geber frühzeitig entdeckt. Bei weiteren 25 Prozent sei der Markt härter als gedacht. Bei zahlreichen anderen Gründern reiche die Finanzstärke nicht aus und schließlich gebe es auch Konzepte, die nicht für alle Marktgegebenheiten in deutschen Regionen geeignet seien. Sein Fazit: "Der Markteinstieg mit Franchise ist nicht sicherer, aber einfacher. Ein guter Unternehmer kann viel daraus machen, für einen schlechten bleibt es schwierig."

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2008, Seite 24

 
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