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Stress

Kampf gegen die Uhr

Die Betriebe können viel dafür tun, dass die Mitarbeiter nicht ausbrennen und arbeitsreiche Phasen gut überstehen.

Für viele ist der Arbeitsalltag in Werkstatt oder Büro mit Stress vollgepackt, die Ursachen für arbeitsbedingten Stress sind vielfältig. Eine beständige Unterforderung kann ebenso Nerven kosten wie eine kontinuierliche Überforderung. Gleiches gilt für Schichtbetrieb, lange Arbeitszeiten oder unklare Verantwortlichkeiten. In Sachen Arbeitsaufkommen zählen zu viel Arbeit und hoher Zeitdruck zu den Stressfaktoren Nummer eins. Auch emotionale Anforderungen lösen Stress aus – etwa der Umgang mit schwierigen Kunden oder in Gesundheitsberufen die ständige Konfrontation mit Leid und Tod.

Mehr als die Hälfte der 160 Mio. Arbeitnehmer in der Europäischen Union leidet, so wissenschaftliche Studien, unter arbeitsbedingtem Stress. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt zum Beispiel die Initiative "Neue Qualität der Arbeit", die eine repräsentative Umfrage bei den Erwerbstätigen in Deutschland initiiert und begleitet hat. Dieser zufolge ist mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer unzufrieden mit ihrem Job und zählt somit zu potenziellen Stresskandidaten. Rund 20 Prozent der Befragten sehen jedoch Möglichkeiten, ihre Arbeitssituation selbst oder gemeinsam mit anderen zu verbessern.

Die heutigen Arbeitsbedingungen mit ihrem hohen Tempo, der wachsenden Arbeitsdichte, den Anforderungen an Flexibilität und soziale Fähigkeiten sind sowohl bei Arbeitern als auch bei Akademikern häufig Auslöser für Erschöpfungskrankheiten bis hin zur Depression. Laut Weltgesundheitsorganisation wird die Depression im Jahr 2030 diejenige Krankheit sein, die die Menschen nach Aids am meisten belastet.

Wissenschaftler wissen längst: Ob bei Arbeitsstress oder Gefahr, der Körper braucht anschließend Erholung. Hält eine Belastung dauerhaft an, stellt sich der Köper nach und nach auf das hohe Leistungsniveau ein. Das kann im Extremfall krank machen. Irgendwann kommt die seelische und physische Erschöpfung. Folge: Man ist anfälliger für Infekte, Depressionen, Tinnitus und nicht zuletzt für Herzinfarkt und Schlaganfall. Bis es wirklich so weit ist, gibt der Körper vielfältige Warnsignale. Als Erstes stellen sich eigentlich immer Schlafstörungen ein, außerdem Magen-, Kopf- oder Bauchschmerzen. Auch Reizbarkeit, schnelle Kränkung und Konzentrationsstörungen gehören zu den Anzeichen.

Wer erste Anzeichen für eine Überbelastung erkennt, sollte schnell die Notbremse ziehen: Termine absagen, am Wochenende nicht arbeiten oder früher von der Arbeit nach Hause gehen. Ärzte raten, sich Zeit zum Reflektieren zu nehmen und zwischenmenschliche Beziehungen, die bei zu viel Arbeit zwangsläufig leiden, wieder zu aktivieren: Mit Freunden ein Bier trinken, den Nachmittag mal wieder mit den Kindern verbringen und vor allem Gespräche mit dem Partner suchen. Man muss einen Weg finden, die Balance zwischen Arbeit und Freizeit wieder herzustellen. Dazu gehört auch, Projekte in der Firma abzugeben, mehr Aufgaben zu delegieren und etwas für den Körper zu tun: ihm Sport und Meditation zu gönnen.

Auch der Betrieb kann einiges tun, um bei den Mitarbeitern Stress erst gar nicht aufkommen zu lassen oder zumindest so gering wie möglich zu halten:

  • Seminare zu Zeit- und Konfliktmanagement sowie Entspannungstechniken
  • klare Arbeitsanweisungen und Tätigkeitsbeschreibungen
  • familienfreundliche Gleitzeitregelungen c Pausen und Erholungszeiten festlegen
  • Überstunden begrenzen
  • Anreize zu körperlicher Betätigung geben, z.B. Sitz-/Steharbeitsplätze schaffen, Abos für Fitness-Studios oder Betriebssportgruppen
  • für ausreichende Einarbeitung sorgen
  • Motivation durch Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen
  • Talente/Fähigkeiten jedes einzelnen erkennen und fördern (Personalentwicklung)
  • angenehmes Betriebsklima herstellen (z.B. durch Ausstattung des Arbeitsplatzes, gute Licht- und Lärmverhältnisse, durchschaubare Strukturen).

Effizientes Arbeiten ist von zahlreichen Faktoren abhängig, aber je wohler sich ein Mitarbeiter in der Firma fühlt, je mehr seine Arbeit auf seine Fähigkeiten und Neigungen abgestimmt ist, desto effizienter und motivierter wird er arbeiten. Die hohe Anzahl von Fehlzeiten lässt sich durch den Abbau von Stress, durch ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze und Durchsetzung von Arbeitsschutzbedingungen erheblich verringern. Da wir aber keine Roboter, sondern menschliche Wesen sind, wird es sich nicht vermeiden lassen, dass man mal einen schlechten Tag hat, krank ist oder angestrengt. Gelassen bleiben, das geht vorüber!

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2008, Seite 32

 
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