Christoph Häussler ist Verleger. Doch sein Unternehmen gibt keine Bücher heraus, Kunstdrucke oder Zeitschriften. "Wir sind ein Stoffverlag", sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Sahco Hesslein GmbH & Co. KG in Nürnberg-Langwasser: "Wir entwickeln hochwertige Stoffe, lassen die Kollektionen produzieren und vertreiben sie weltweit."
Die Ursprünge des fränkischen Unternehmens reichen sehr weit zurück: 1841 gründeten die Brüder Siegmund, Gabriel und Hermann Hesslein in Bamberg die Siegmund A. Hesslein & Companie, kurz Sahco. Der Handel mit Stoffen war die Nachfolgefirma eines Textilhandels, den die Familie schon lange vorher betrieben hat. 1863 wechselte die Firma nach Nürnberg, direkt ins Zentrum, wo Sahco auch ein Einzelhandelsgeschäft für Textilwaren und Kleiderstoffe betrieb. Drei Generationen lang führte die Familie Hesslein den Laden. Doch 1938 wurden die jüdischen Geschäftsleute von den Nazis enteignet. Die Familie wanderte darauf hin in die USA aus. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges baute ein von der Familie Hesslein eingesetzter Treuhänder das Unternehmen wieder auf und kaufte die Firma später den alten Eigentümern ab.
Heute ist die Sahco Hesslein GmbH & Co. KG, die ihren Sitz inzwischen nach Langwasser verlagert hat, ein Familienunternehmen mit fünf Gesellschaftern, zum Teil Nachfahren des Käufers und seine Nachfolger als Geschäftsführer. Von Langwasser aus wird heute das überwiegend internationale Geschäft gesteuert: Sahco lässt seine Stoffe bei rund 50 Lieferanten weltweit produzieren, wobei der Schwerpunkt in Italien ist. Und die Kollektionen gehen auch überwiegend ins Ausland: Der Export-Anteil des Unternehmens liegt bei etwa 80 Prozent. Niederlassungen fast in ganz Europa, den USA und Dubai sowie Vertretungen und Partner in über 60 Ländern sorgen für einen globalen Absatz.
Dazu kommen Ausstellungsräume in den Metropolen Europas und in New York, in denen auch Endkunden willkommen sind. Trotzdem beliefert Sahco ausschließlich den qualifizierten Fachhandel, also Inneneinrichter, Raumausstatter, Objektausstatter sowie die Möbelindustrie. Die Kollektionen kommen dort als hochwertige Möbelbezüge und Dekorationsstoffe, vor allem im Objektbereich, in Hotels, auf Schiffen, in Flugzeugen, Büros und Restaurants zum Einsatz. So war auch der bisher größte Auftrag in der Firmengeschichte die Ausstattung eines Hotels in Saudi-Arabien mit insgesamt 21 000 Metern hochwertigen Stoffen.
Hauseigene und externe internationale Designer entwickeln unter der Marke Sahco sowie den Submarken Ulf Moritz und Lori Weitzner Kollektionen im Premiumbereich – überwiegend Luxusstoffe zum Preis von durchschnittlich 50 bis 200 Euro je laufenden Meter. "Hand gewebte Seidenvelours können aber auch schon einmal bis 1 000 Euro pro Meter kosten," sagt Christoph Häussler. Sieben bis zehn Jahre bleiben die Kreationen im Programm, dann folgen neue Kollektionen. "Wir sind mit unseren Stoffen die Trendsetter", so der Geschäftsführer. Zum Einsatz kommen vor allem Naturmaterialien wie Leinen, Baumwolle und Seide, zum Teil in Verbindung mit Viskose sowie Hightech-Fasern, die den Stoff lichtunempfindlich, strapazierfähig oder nicht-brennbar machen sollen.
700 000 bis 800 000 Meter Stoffe verkauft die Firma pro Jahr und gehört damit in ihrem Segment zu den fünf führenden Unternehmen weltweit. Dazu kommen noch Sortimente wie Tapeten und Design-Teppiche, die etwa zehn Prozent des Geschäfts ausmachen. "2007 war das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte", sagt Häussler, der 2008 einen Umsatz von etwa 40 Mio. Euro anpeilt. Die Entwicklung ist insgesamt sehr positiv: Zwar schrumpft der Markt in Deutschland, aber dafür verzeichnet das Unternehmen ein überproportionales Wachstum im Ausland. Vor allem Osteuropa und der Mittlere Osten boomen regelrecht. 2011 will Sahco Hesslein die 50-Mio.-Euro-Marke überschreiten. 180 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute weltweit, davon 110 in Nürnberg, wo Verwaltung, Lager, Versand, Kreation und Qualitätskontrolle zu finden sind.
