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Rehart

Schnelle Schnecken

Mit dem Aufbereiten abgenutzter Transportschnecken aus der Ziegelindustrie hat die Rehart GmbH in Ehingen am Hesselberg 1983 begonnen. Heute erneuert und baut das weltweit aktive Unternehmen unterschiedlichste Arten von Transportschnecken und hat eine Nische bei Wasserkraftwerken entdeckt. Bei einem Unternehmeraustausch der Region Hesselberg haben viele regionale Firmenchefs das innovative Unternehmen besucht.

Firmenchef Klaus Schülein konzentriert sich mit seinem Kerngeschäft erfolgreich auf eine Nische: Extruder für Ziegelwerke. In diesen Extrudern sind Transportschnecken, die den Ton für die Ziegelsteine zusammenpressen und am Ende durch eine Form drücken – so entsteht letztendlich der Ziegelstein. Doch der Ton ist sehr rau und die Transportschnecken nutzen sehr schnell ab. Bei Rehart werden diese Schnecken gehärtet und platiert, sodass sie hinterher stabiler sind als ursprünglich. Mit dieser Idee und einem Mitarbeiter hat sich Schülein 1983 in einer alten Schmiede selbstständig gemacht und die Firma Rehart gegründet. Der Name leitet sich von den Aufgaben ab: regenerieren und hartplatieren. Inzwischen besteht die Rehart Group aus vier Unternehmen in Deutschland und zwei in Osteuropa, hinzu kommen 16 Vertretungen weltweit. Allein am Standort Ehingen arbeiten 64 Mitarbeiter und sechs Auszubildende.

Doch der Firmenchef ruht sich nicht auf seinem Kerngeschäft aus – ihn treibt das Prinzip Schnecke um. Ständig sucht er nach neuen Einsatz- und Anwendungsgebieten und wird auch immer wieder fündig. Manchmal hilft dabei der Zufall, wie etwa 2003. „Da fragte mich jemand, ob man mit Schnecken nicht auch Energie erzeugen kann“, erinnert sich Schülein. Bis dahin baute Rehart vor allem Wasserhebeanlagen nach dem klassischen Prinzip, meist für Kläranlagen, denn mit den Transportschnecken kann man viel Wasser in kurzer Zeit bergauf transportieren. „2007 griff ich die Idee wieder auf“, sagt Schülein. Daraus entstand dann ein echter Boom, denn die Energiegewinnung mit den Wasserschnecken ist sehr effizient und sogar bei flachem Gefälle möglich; das Preis-Leistungs-Verhältnis sei im Vergleich zu herkömmlichen Turbinen deutlich günstiger. Außerdem schonen die Anlagen die Fischbestände, da die Fische durch die großen Lücken in der Schnecke einfach hindurchschwimmen können. Nachdem die Wasserkraft als alternative Energie auch politisch gefördert wurde, stieg die Nachfrage rasant an; bis zu 600 Anfragen pro Jahr beantwortet das Unternehmen. Die erste Anlage baute Rehart in unmittelbarer Nachbarschaft in der Gugelmühle. „Inzwischen bin ich schon mit über 1 000 Leuten dort gewesen, um zu zeigen, dass es funktioniert“, erzählt Schülein, der sich jedoch über die langen Genehmigungsverfahren von in Ausnahmefällen bis zu zehn Jahren ärgert.

Beim Gang durch die Hallen – erst 2008 hat er eine neue Produktionshalle errichtet, die bereits wieder an die Kapazitätsgrenze stößt – weiht Schülein die Unternehmerkollegen in seine neuesten Ideen ein: Spezielle Transportschnecken für Hackschnitzel, die das Holz trocknen, bevor es verbrannt wird. „So steigert sich die Energieausbeute“, sagt der Firmeninhaber, der sich mit dieser Technik anschickt, eine weitere Marktnische zu erobern.

Autor/in: 
nei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2010, Seite 60

 
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