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Kroatien

Kleiner, aber feiner Markt

Das Land investiert kräftig in Industrie, Tourismus und Infrastruktur. Deutsche Unternehmen können davon profitieren.

Die EU-Beitrittsverhandlungen haben zu wirtschaftlichen Reformen in Kroatien geführt, sodass ein Engagement dort für die deutsche Wirtschaft sehr interessant ist. Das sagte Dr. Peter Presber, Geschäftsführer der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in Zagreb, bei einer Informationsveranstaltung der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Beispielsweise haben jetzt ausländische Firmen bei Ausschreibungen gute Chancen. Nach dem EU-Beitritt seien weitere Impulse zu erwarten, zumal dann noch Mittel aus dem EU-Regional- und Strukturfonds fließen würden.

Deutschland ist für Kroatien inzwischen der zweitwichtigste Außenhandelspartner, größere deutsche Unternehmen wie etwa die Siemens AG oder die Knauf Gips KG sind schon seit längerem im Land präsent. Für Handelsunternehmen ist Kroatien attraktiv, weil es kein Niedriglohnland mehr ist und die Konsumausgaben pro Haushalt höher sind als in den osteuropäischen EU-Ländern. Auch die Touristen sind eine interessante Zielgruppe, allein aus Deutschland reisten 2010 mehr als 1,5 Mio. Besucher in das Land an der Adria.

Modernisierung der Hotels

Die Tourismusbranche, die etwa ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, hat nach Meinung des AHK-Geschäftsführer dennoch großen Nachholbedarf: „Es gibt noch viel zu tun.“ Das gilt vor allem für den baulichen Zustand und die Ausstattung der Unterkünfte. Vielfach müssten Fenster und Türen, Heiz- und Klimatechnik, Elektroinstallationen, Fußbodenbeläge und Küchentechnik erneuert werden, was aber deutschen Unternehmen der Bauwirtschaft einen viel versprechenden Markt eröffnet.

Modernisierungsdruck wegen des nahenden EU-Beitritts herrscht auch in der Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeitung, dem wichtigsten Industriezweig des Landes. Dort muss die Fertigung ebenso auf den neuesten Stand gebracht werden wie in den Branchen Chemie, Pharma und Automobil. Von diesen Investitionsvorhaben kann der deutsche Maschinenbau profitieren, da seit jeher Maschinen und Anlagen „Made in Germany“ hohe Wertschätzung genießen. Importiert wurden insbesondere Maschinen für die Ernährungswirtschaft sowie Verpackungs- und Werkzeugmaschinen.

Ausgaben in Milliardenhöhe stehen zudem für den Ausbau der Infrastruktur an, etwa für Verkehrswege und die Verbesserung der Energieversorgung. Auch die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden ist in Kroatien ein zunehmen wichtiges Thema, wie Presber berichtete.

In den letzten Jahren hat sich Kroatien auch als Standort für hochwertige Produktion empfohlen: „Produkte mit hohem wertschöpferischen Potenzial können in Kroatien wettbewerbsfähig produziert werden“, sagte Presber. Von den 350 mittelfränkischen Unternehmen, die mit kroatischen Geschäftspartnern zusammenarbeiten, sind rund 70 mit langfristigen Engagements vor Ort vertreten (z.B. Produktionsstätten, Joint Ventures, Niederlassungen). Der AHK-Geschäftsführer sprach aber auch offen Schwierigkeiten an, auf die „Newcomer“ in Kroatien stoßen. Dazu gehören beispielsweise Behörden, deren Servicebereitschaft nicht sehr ausgeprägt sei, oder Gesetze, die oft mit heißer Nadel gestrickt würden.

Eine eigene Gesellschaft vergleichbar einer deutschen GmbH kann aber vergleichsweise schnell in zwei bis vier Wochen gegründet werden, ergänzte Alexander Christov, Wirtschaftsjurist bei Rödl & Partner. Probleme gebe es jedoch beim Grundbucheintrag. Presber appellierte an die Unternehmen, sich von solchen Hürden nicht entmutigen zu lassen. Die AHK biete Unterstützung in allen Fragen der geschäftlichen Tätigkeit in Kroatien.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2011, Seite 17

 
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