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Challenge Roth

Roth ist Triathlon

Die Weltklasse der Ausdauer-Athleten ist jedes Jahr im Juli in Roth zu Gast. Doch auch der Veranstalter, die TeamChallenge GmbH, ist rekordverdächtig.

Schnelligkeit ist beim Challenge Roth nicht nur beim Wettbewerb gefordert: Wer die Herausforderung von 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen annehmen will, muss sich auch bei der Anmeldung sputen. Denn wenn die Meldeliste kurz nach dem Wettbewerb geöffnet wird, dauert es nur wenige Stunden, bis der Challenge des darauffolgenden Jahres ausgebucht ist. Das war auch beim Challenge Roth 2011 wieder so, für den am Sonntag, 10. Juli um 6 Uhr der Startschuss gegeben wird. Dann gehen wie in den Vorjahren wieder rund 5 000 Sportlerinnen und Sportler als Einzelstarter und in Staffeln auf die Strecke.

Damit ist Roth der weltweit größte Triathlon-Wettbewerb in der Langdistanz, wie Felix Walchshöfer, der Organisator des Challenge und Geschäftsführer der TeamChallenge GmbH in Roth, erklärt. Doch nicht nur die Zahl der Teilnehmer mache diese sportliche Großveranstaltung einzigartig, sondern auch die starke Verwurzelung des Sportereignisses mit Stadt und Landkreis Roth. „Roth ist Triathlon“, sagt Walchshöfer.

Was er damit meint, lässt sich am Wettkampftag live erfahren: An die 150 000 Zuschauer bejubeln jeden einzelnen Sportler entlang der Strecke oder im Rother „Stadion“, wo gegen 22.30 Uhr selbst der letzte „Finisher“ begeistert empfangen wird und das Sport-Event mit einem Feuerwerk endet. Legendäre „Stimmungsnester“ an der Strecke sind der Solarer Berg in Hilpoltstein, der Kalvarienberg in Greding, die Biermeile in Eckersmühlen und seit Kurzem auch die Rother Innenstadt.

Die besondere Verbindung von Roth und Triathlon macht Walchshöfer noch an weiteren Aspekten fest: Die Triathleten, die aus rund 50 Ländern nach Roth kommen (40 Prozent der Startplätze sind für ausländische Sportler reserviert), übernachten in der Mehrzahl bei privaten Gastgebern. Auf diese Weise sind seit dem ersten großen Rother Triathlon im Jahr 1988 viele Freundschaften entstanden. Voll des Lobes ist Walchshöfer auch über die Unterstützung, die er durch Politik und Verwaltung bekommt: „Die stehen 150-prozentig hinter uns und helfen uns, wo sie nur können.“ Nicht zu vergessen sind die 4 000 ehrenamtlichen Helfer und die vielen Vereine, die den Wettbewerb mit vorbereiten und für einen sicheren Ablauf sorgen.

Dass Roth eine solche Erfolgsgeschichte ist, war nicht selbstverständlich. Denn das Organisationsteam hatte schwere Zeiten zu überstehen: Bis 2001 war Roth Teil der „Ironman“-Rennserie, mit der man sich für den Ironman auf Hawaii qualifizieren kann, die berühmteste Triathlon-Veranstaltung der Welt. Wegen verschiedener Unstimmigkeiten gab Roth die Ironman-Lizenz zurück und stand damit vor der Herausforderung, eine eigene Wettbewerbsmarke aufzubauen. Walchshöfers Vater Herbert Walchshöfer und dessen Partner Detlef Kühnel setzten dabei von Anfang an auf den „Mythos Roth“ und auf die Begeisterung der Rother für die Veranstaltung. Heute führt Felix Walchshöfer gemeinsam mit seiner Mutter Alice und seiner Schwester Kathrin das Lebenswerk seines Vaters fort, der im Jahr 2007 nach langer Krankheit verstorben ist. Als hätten dieser Schicksalsschlag und der Verlust der Ironman-Lizenz nicht genügt, kam noch der Ausfall der Hauptsponsoren Quelle und Deutsche Post hinzu.

Doch die TeamChallenge GmbH, die außer den Familienmitgliedern zwei feste und sechs freie Mitarbeiter beschäftigt, hat es geschafft und agiert heute auf Augenhöhe mit dem „Goliath“ Ironman. Damit hat Felix Walchshöfer, der selbst mit einer Bestzeit von 13 Stunden und 27 Minuten „gefinisht“ hat, auch in unternehmerischer Hinsicht Ausdauer bewiesen. Insgesamt 32 Partner unterstützen jetzt den Challenge, insbesondere die N-Ergie AG, die Sparkasse Mittelfranken-Süd, die Bayerische Versicherungskammer, die Erdinger Brauerei und der Sportartikelhersteller Saucony. Wünschen würde sich Walchshöfer noch einen Top-Sponsor, mit dem man zusätzliche Medienpräsenz auf privaten Fernsehkanälen finanzieren könnte.

Dass der Triathlon-Boom abebben könnte, fürchtet Walchshöfer nicht. Denn das Interesse der Sportler und der Zuschauer verteile sich auf drei Sportarten (olympische Distanz, Halbdistanz und Langdistanz). Zudem gebe es viele Stars und keine einzelnen Leitfiguren, deren Karriereende (wie bei Boris Becker und Steffi Graf im Tennis) eine abflauende Begeisterung für den Sport bedeuten würde.

Dass Triathlon Zukunft hat, beweist die TeamChallenge GmbH mit einem entschlossenen Internationalisierungskurs: Zur Rennserie gehören mittlerweile 13 Veranstaltungsorte, u.a. Kapstadt, Barcelona, Fuerteventura, Vichy, Kopenhagen, Aarhus, Henley-on-Thames (Großbritannien), Cairns (Australien) und Wanaka (Neuseeland). Alle diese Städte und Regionen sind selbst auf ihn zugekommen, wie Walchshöfer unterstreicht, denn sie betrachten Sportgroßereignisse als wichtigen Impuls für ihr Tourismusgeschäft. Deshalb wird der Challenge auch an einigen Orten von den dortigen Behörden zumindest in den Anfangsjahren aus dem Marketing-Etat unterstützt.

Walchshöfer sieht noch kein Ende seiner unternehmerischen Challenge: Er strebt zwar kein Wachstum um jeden Preis an, sieht die Wettkampfserie jedoch mittelfristig bei 20 bis 25 Veranstaltungen weltweit. Aber auch in Roth will er nicht beim Erreichten stehen bleiben: Wie eine Untersuchung unlängst ergab, sorgen die Sportler und die Triathlon-Fans für zusätzliche Umsätze von rund neun Mio. Euro in Stadt und Landkreis Roth. Dieses wirtschaftliche Potenzial soll noch stärker genutzt werden. Deshalb ist Walchshöfer mit Politik und Tourismusämtern im Gespräch, um Roth als ideale Trainings-Region für Triathleten aus aller Welt zu vermarkten. Dann würden über das ganze Jahr Sportler in den Landkreis kommen, um sich auf der Ur-Strecke der Rennserie auf ihre nächste „Challenge“ vorzubereiten.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2011, Seite 46

 
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