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Fränkisches Seenland

Tourismus-Region will noch moderner werden

Seit der Eröffnung vor 25 Jahren hat sich das Seenland zum Tourismus-Magneten entwickelt. Doch zum Jubiläum gab es auch mahnende Stimmen: Sie fordern eine Verbesserung von Marketing und Service.

An die Schaffung eines Urlaubsparadieses hatte bei der Planung des Seenlandes niemand gedacht, denn es war eigentlich ein großes wasserwirtschaftliches Projekt. Es galt, einen Wasserausgleich zu schaffen zwischen dem eher feuchten, teilweise von Überschwemmungen geplagten Südbayern und dem eher trockenen Franken.

Zum Überleitungssystem gehören Altmühl-, Brombach- und Rothsee, aber auch mehr als 100 Brücken und Stege, 27 Flusswehre und drei Wasserkraftwerke. Durch die Seen werden 150 Mio. Kubikmeter Wasser pro Jahr aus Altmühl und Donau zu Regnitz und Main in Nordbayern geleitet. Allein das Hochwasser der Altmühl sorgt jedes Jahr für einen Zufluss von rund 25 Mio. Kubikmetern Wasser nach Norden. Die Stauseen haben eine Gesamtwasserfläche von 2 000 Hektar und sind längst nicht mehr nur in wasserwirtschaftlicher Hinsicht von großer Bedeutung. Denn der einstige Geheimtipp hat sich zu einem beliebten Ziel von Ausflüglern und Urlaubern entwickelt, die abseits von großstädtischem Trubel die Natur und das Wasser genießen wollen. Sie finden im Seenland nicht nur Ruhe, sondern auch zahlreiche geschichtsträchtige Stätten aus Römerzeit, fränkischer Romantik und markgräflichem Barock. Eine wichtige Attraktion ist auch die Schifffahrt: Die „MS Brombachsee“ – ein riesiges Drei-Rumpf-Schiff (Trimaran) – bringt Kreuzfahrt-Flair auf den Brombachsee und wird auch gerne als Ort für Veranstaltungen genutzt. Auf dem Altmühlsee ist die „MS Altmühlsee“ unterwegs.

Im Fränkischen Seenland ist der Tourismus längst zum wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, von dem nicht nur Hotels, Gaststätten, Verkehrsunternehmen, Reiseveranstalter und touristische Einrichtungen, sondern fast alle Wirtschaftsbereiche kräftig profitieren. So erreichte der Tourismus-Umsatz nach einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Uni München bereits 2008 ein Volumen von 186,4 Mio. Euro. Von diesem Umsatz profitiert naturgemäß in erster Linie das Gastgewerbe im Seenland, auf das rund 65 Prozent dieser Summe entfallen. Aber auch der Einzelhandel (18 Prozent) und das Dienstleistungsgewerbe (17 Prozent) haben einen großen Nutzen vom Tourismus, wie Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland, erklärt. Den größten Teil steuern die 4,1 Mio. Tagesbesucher bei, die pro Tag im Durchschnitt 16 Euro ausgeben und damit allein für einen Umsatz von rund 65 Mio. Euro bei den Betrieben sorgen.

Zum Jubiläum gab es aber nicht nur Lobeshymnen, sondern auch mahnende Worte, etwa was den Service und ein sich verschlechterndes Preis-Leistungs-Verhältnis angeht. So appellierte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei einem Pressegespräch in Gunzenhausen, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. „Wir brauchen kräftige Investitionen und neue Ideen“, so der Staatsminister auch mit Hinblick auf die 4 000 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt vom Tourismus abhängen und die es zu sichern gelte. Das Angebot müsse deshalb in den nächsten Jahren modernisiert und erweitert werden. „Neben dem Badetourismus und dem Wassersport brauchen wir weitere Freizeit-, Sport- und Erlebnismöglichkeiten wie etwa Biken oder Nordic Walking.“ Auch neue Kulturveranstaltungen könnten mehr Besucher anlocken. Herrmann erklärte das Seenland zur Chefsache und sagte der Region bei der notwendigen „Qualitätsoffensive“ ebenso wie Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel die Unterstützung der Staatsregierung zu.

Dies gelte auch für die Problematik der Blaualgen, von der jedoch weder der Große Brombachsee noch der Rothsee betroffen seien. Zuvor hatte schon Umweltminister Dr. Markus Söder politische Unterstützung in dieser Frage zugesichert, denn die blaugrünen Algenschlieren hatten im vergangenen Jahr zu Badeverboten und rückläufigen Übernachtungszahlen geführt. Der hohe Phosphat- und Nitratanteil des Zulaufs aus der Altmühl fördert das Aufkommen von Blaualgen, wobei die Belastungen nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Ansbach jeweils zur Hälfte aus den Abwässern von Kläranlagen und von landwirtschaftlich genutzten Flächen herrühren. Abhilfe schaffen soll der Ausbau von zahlreichen Kläranlagen oberhalb des Altmühlsees, die eine Phosphatfällung erhalten sollen. Ob dies alleine helfen wird, bezweifeln Fachleute allerdings, denn der Altmühlsee unterscheide sich von herkömmlichen Seen vor allem durch seine im Verhältnis zur Wasserfläche geringe Tiefe. Eine stabile Schichtung des Wassers, wie sie bei Seen in den Sommer- und Wintermonaten typisch ist, liege im Altmühlsee nicht vor. Deshalb hatte Söder schon Mitte März in Gunzenhausen weitere finanzielle Mittel zur ökologischen Verbesserung und touristischen Vermarktung des Seenlandes angekündigt. Freude bereitete den Seenland-Touristikern auch das Bayerische Wirtschaftsministerium, das die Bestimmungen des Bayerischen Wassergesetzes lockerte, sodass die Seen nun nicht mehr nur Surfern, Seglern oder Tretbootfahrern, sondern auch für Kajaks und Kanadier offenstehen.

Das Jubiläums-Jahr 2011 mit seinen vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen soll genutzt werden, um die Vorzüge der Ferienregion herauszustellen. Das offizielle Festwochenende startet am Samstag, 30. Juli 2011 am Seezentrum Schlungenhof in Gunzenhausen mit beleuchteten Segelbooten und Lichterzauber auf dem Fahrgastschiff MS Altmühlsee. Danach sollen Mitglieder der Wasserwacht zu einem Fackel-Synchron-Schwimmen ins Wasser springen, gefolgt von einem musikalischen Barock- und Höhenfeuerwerk. An den folgenden Tagen geht es von Sonntag bis Dienstag auf der Badehalbinsel Absberg weiter mit einem Genussmarkt „Fränkisches Seenland“, Fotoausstellung und Live-Musik. Ein Vogelinselfest, ein Hafenfest in Muhr am See, geführte Radtouren, Exkursionen und eine „Fränkische Seenland Golf Trophy“ sind weitere Höhepunkte des Jubiläumsprogramms in diesem Jahr.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2011, Seite 42

 
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