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Kleine Museen in Mittelfranken

Von Minnesang bis Imkerei

Über die großen Häuser wie Germanisches Nationalmuseum, DB-Museum und Fränkisches Freilandmuseum hinaus bietet Mittelfranken eine große Vielfalt an Museen. Sie widmen sich einem großen Spektrum an Themen.

Historisch betrachtet lässt sich ein Museumsausflug gut in Weißenburg beginnen, wo Welt- und Lokalgeschichte aufeinander treffen. Das Römermuseum (www.weissenburg.info/roemer) beherbergt als Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München den größten römischen Schatzfund Deutschlands mit 120 Exponaten, wie Bronzemasken, Statuen und Votivbleche. Besonders herausgestellte Themen der römischen Epoche sind das Kastell Biriciana, der römische Grenzwall Limes und die Grundmauern der Bäderanlage.

Der Zeitachse folgend geht es weiter zum Dorf Graben bei Treuchtlingen, um die Reste eines der größten technischen Kulturdenkmäler des frühen Mittelalters zu bestaunen. 500 Meter Wasserfläche sind vom Karlsgraben, der Fossa Carolina, noch erhalten. Karl der Große wollte hier im Jahre 793 an der europäischen Hauptwasserscheide Rhein, Main und Donau durch eine Wasserstraße verbinden, um den Nachschub für das fränkische Heer mit Schiffen erleichtern. Das Scheitern fränkischer Ingenieure in dem sumpfigen Gelände veranschaulicht die Karlsgrabenausstellung in der Hüttinger-Scheune in Graben (www.treuchtlingen.de/88.0.html).

Erfolgreicher waren mehr als 1 000 Jahre später die Techniker, die den Ludwig-Donau-Main-Kanal bauten, besser bekannt als Ludwigskanal oder Alter Kanal. Nach zehnjähriger Bauzeit verband die 172 Kilometer lange Wasserstraße mit 100 Schleusen die Donau mit dem Main. Das Bayerische Kanalmuseum in Burgthann (www.burgverein-burgthann.de) zeigt in Kurzform Geschichte, Bau und Betrieb des Alten Kanals und lädt auf dem Kanalstück von Schwarzenbach zum „Treideln“ ein. Nach historischem Vorbild wird ein Schiff von einem Pferd am Ufer gezogen.

Oder man wandelt auf den Spuren historischer Persönlichkeiten, Vordenker und Erfinder und startet in Wolframs-Eschenbach mit dem Dichter des „Parzival“. Leben und Werk des Minnesängers und Querdenkers finden sich im Museum Wolfram von Eschenbach (www.wolframs-eschenbach.de), das sich auf das Wirken und Schaffen in den Jahren 1200 bis 1217 konzentriert.

Einen guten Eindruck vermittelt das Universitätsmuseum Altdorf (www.altdorf.de) über das historische Studentenleben etwa des Feldherrn Wallenstein, des Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz oder des Barockdichters Georg Philipp Harsdörffer. Die ehemalige Altdorfer Universität Altdorfina wurde 1575 als Schola nobilis des Nürnberger Patriziats gegründet. Die Barock-Universität ist in ihrer Gebäudesubstanz vollständig erhalten, auch wenn sie später zugunsten der Universität Erlangen-Nürnberg geschlossen wurde.

Solnhofen genießt nicht nur Weltruf als Lieferant der einzig geeigneten Steine für das Steindruckverfahren Lithographie und als eine Fundstelle des Urvogels Archaeopteryx. Das Bürgermeister-Müller-Museum (www.solnhofen.de) erinnert auch an den Sohn eines Franken, Alois Senefelder, der als Erfinder der Lithographie um das Jahr 1798 für Solnhofen einen gewaltigen Aufschwung auslöste. Denn mit Senefelders Stangenpresse begann eine neue Epoche der „Schwarzen Kunst“, da beispielsweise Musiknoten deutlich billiger produziert werden konnten. Es finden sich wertvolle Originale weltbekannter Künstler wie Dali, Toulouse-Lautrec, Chagall, Kollwitz, Zille, Kokoschka, Miró, Delacroix und Picasso.

Das Geschlecht der Nürnberger Patrizierfamilie Behaim erlosch im 20. Jahrhundert in Pommelsbrunn, einem kleinen Städtchen an der früheren Goldenen Straße von Nürnberg nach Prag. Das Heimatmuseum Pommelsbrunn (www.heimatmuseumpommelsbrunn.de) erinnert an den Tuchhändler Martin Behaim und den Behaim-Globus.

Das Flugpionier-Gustav-Weißkopf-Museum (www.weisskopf.de) in Leutershausen widmet sich den Leistungen zu Beginn der motorisierten Luftfahrt. Der erste Flug im Jahr 1899 im amerikanischen Pittsburgh soll sich auf über eine Meile erstreckt haben. Und an Hermann Oberth, den vergessenen Pionier der Raumfahrt, wird in Feucht im Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum (www.oberth-museum.org) erinnert. In medizinischen Selbstversuchen bestätigte er schon 1916, dass Menschen den Belastungen eines Weltraumfluges gewachsen sind. Wesentlich bekannter ist sein Meisterschüler Wernher von Braun.

Auch die mittelfränkische Industriegeschichte wird in der Region sehr anschaulich präsentiert: Das Fabrikmuseum Roth (www.fabrikmuseum-roth.de), erstes Museum der leonischen Industrie, versetzt die Besucher an laufenden Maschinen (z.B. Plättmühlen, Webstühlen und Häkelgalonmaschinen) zurück in die Arbeitswelt von 1920. Die Fertigung leonischer Waren (das sind z.B. feine Gold- und Silberdrähte, versilberte und vergoldete Kupferdrähte, goldfarben vermessingte Kupferdrähte) kam vor fast 500 Jahren aus Frankreich. Sie wurden zu dekorativen Zwecken für Stickereien und Uniformen, für kunstgewerblichen Christbaumschmuck oder für sakrale Volkskunst verwendet. In Roth gibt es außerdem in den Räumen von Schloss Ratibor eine Sammlung zur Geschichte von Schloss und Stadt, wobei besonders der große Prunksaal sehenswert ist (www.stadt-roth.de).

Auch die Nachbarstadt Schwabach hat ein sehenswertes Stadtmuseum, das sich sehr detailliert mit der Stadtgeschichte auseinandersetzt. Besonders interessant sind die Abteilungen über die Goldschläger und die Geschichte der Seifenherstellung sowie die Modellbahn-Ausstellung der Firma Fleischmann (www.schwabach.de/stadtmuseum).

Das kleine Sparkassenmuseum in Greding zeigt die Arbeitswelt von Sparkassen-Angestellten in früheren Zeiten. Zu sehen sind im Gebäude der Sparkasse u.a. ein altes Büro, Büromaschinen, Spardosen sowie alte Münzen und Inflationsgeld (www.spkmfrs.de, Rubrik „Über uns“).

Auch der Schreibgerätehersteller Faber-Castell in Stein kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und lässt diese im Firmenmuseum „Alte Mine“ (www.faber-castell.de) Revue passieren. In dem alten Betriebsgebäude von 1848 werden die Besonderheiten der Bleiminenfertigung des 19. und 20. Jahrhunderts veranschaulicht. Gegenübergestellt werden die historische und die moderne, automatisierte Bleistiftfertigung.

Einen anderen Ausschnitt erfolgreicher Firmengeschichte zeigt das Stadtmuseum Herzogenaurach (www.herzogenaurach.de): Neben Einblicken in die 1 000-jährige Geschichte der Stadt widmet sich ein Ausstellungsbereich der über 500 Jahre ortsbeherrschenden handwerklichen Tuchmacherei sowie den Anfängen der modernen Sportschuhindustrie. Der Blick in eine Schuhmacherwerkstatt und in eine Schuhfabrik aus der Zeit um 1900 zeigen die Wurzeln der beiden heute international tätigen Sportartikelkonzerne Adidas und Puma.

Eine in Europa einzigartige Sammlung zeigt das Deutsche Pinsel- und Bürstenmuseum (www.pinselmuseum-bechhofen.de) in Bechhofen. Es finden sich außergewöhnliche und historische Pinsel und Bürsten, Materialien zur Pinsel- und Bürstenherstellung, Arbeitsgeräte und Fertigungsmaschinen sowie Dokumente und Objekte zur Geschichte des Pinsel- und Bürstenmacherhandwerks und seiner Standesorganisation.

Das Industriemuseum Lauf (www.industrie museum-lauf.de) präsentiert in der ehemaligen Fabrikanlage Dietz & Pfriem eine komplette, weitgehend im Originalzustand erhaltene Fabrik für Ventile für Benzin- und Dieselmotoren.

Für das Zirkelmuseum in Wilhelmsdorf (www.zirkelmuseum.de) wurden in Kleinarbeit alten Maschinen wieder instand gesetzt. Alle Arbeitsgänge, die zur Produktion und zum Vertrieb eines Zirkels gehören, wurden rekonstruiert. Immerhin wurde in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fast ein Drittel der weltweit produzierten Zirkel und Reißzeuge in Wilhelmsdorf und Umgebung hergestellt.

Spezielle Technikgeschichte findet sich unter anderem im Museum für historische Wehrtechnik in Röthenbach/Pegnitz (www.wehrtechnikmuseum.de). Schwerpunkte des kriegerischen Handwerkszeugs sind z.B. Fernmelde-, Funk- und Fernschreibtechnik, Panzer- und Flugabwehrkanonen sowie etwa 50 Artilleriegeschütze.

Das 1992 eröffnete Rundfunkmuseum Schloss Brunn (www.rundfunkmuseum-brunn.de) war das erste seiner Art in Bayern. Die Sammlung besteht aus weit über 1 000 Exponaten, von denen unter der Überschrift „Vom Grammophon zum Fernseher“ ca. 450 im Museum ausgestellt sind.

Mit stark lokaler Ausrichtung zeigt etwa das Museum im Amtshausschüpfla in Erlangen-Frauenaurach (www.museum-schuepfla.de), wie Menschen in früheren Zeiten im Raum Frauenaurach gelebt, gewohnt und gearbeitet haben. Das Volkskundemuseum Treuchtlingen (www.treuchtlingen.de) zeigt unter anderem Möbelgeschichte und Wohnen vom 17. bis 20. Jahrhundert. Und das Fränkische Museum in Feuchtwangen (www.fraenkisches-museum.de) präsentiert regionale Volkskunst, beispielsweise den spätgotischen Annenaltar aus Sachsbach, eine prächtige Rokoko-Feuerspritze aus Herrieden sowie eine reiche Fayencen-Sammlung. Das Museum Rangau-Heimathaus (www.cadolzburg.de) in Cadolzburg zeigt die regionale historische Entwicklung von frühgeschichtlichen Funden bis zu Zeugnissen der jüngsten Vergangenheit inklusive der lokaltypischen Erwerbszweige.

Das Städtische Museum Zirndorf (www.museum.zirndorf.de) erinnert nicht nur an das Jahr 1632, als Wallenstein ein gewaltiges Heerlager mit einem Umfang von 16 Kilometern in Zirndorf errichtete. Es würdigt auch mit einer umfassenden Spielzeugsammlung an Brummkreisel, Klappern, Trompeten, Kinderherde und Spardosen die heimische Spielzeugproduktion – inklusive Werkstatt und Heimarbeiterwohnung. Noch mehr Puppen, Puppenstuben, Schaukelpferde, Blechspielzeug, Kinderbücher und Zinnfiguren finden sich im besonderen Ambiente des Spielzeugmuseums im Alten Schloss Sugenheim (www.spielzeugmuseum-sugenheim.de).

Der Spurensuche nach der über 800-jährigen Geschichte der ehemaligen Reichsstadt widmet sich das Haus der Geschichte Dinkelsbühl (www.dinkelsbuehl.de). Dinkelsbühl ist eine der am besten erhaltenen spätmittelalterlichen Städte Deutschlands, das Museum erzählt vom Aufstieg der Stadt, ihrer inneren Zerrissenheit und ihrem Niedergang, aber auch vom Leben der Menschen in Krieg und Frieden.

Es finden sich noch weitere museale Spezialitäten im Großraum, die je nach Interessenslage einen Besuch interessant machen. Dazu gehört das Zeidelmuseum in Feucht (www.zeidel-museum.de), das die Bedeutung als eines der jahrhundertelang bedeutendsten Imkerzentren Deutschlands erlebbar macht. Die Zeidler (Waldbienenzüchter) produzierten im Nürnberger Reichswald Bienenhonig, das einzige Süßungsmittel im Mittelalter. Bienenwachs wurde vor allem für die Kerzenherstellung in großen Mengen gebraucht, und Met oder Honigwein war ursprünglich das wichtigste volkstümliche Getränk. Auch der Nürnberger Lebkuchen ist ohne die Zeidler undenkbar.

Das Jüdische Museum Georgensgmünd (www.landratsamt-roth.de) dokumentiert mit einer ehemaligen Synagoge und einem Judenfriedhof mit ca. 1 800 Grabsteinen die Geschichte fränkischer Landjuden. Die Synagoge birgt zwei Mikwen (Riualbäder), davon eine aus der Erbauungszeit von 1734. Sehenswert sind auch die Standorte des Jüdischen Museums Franken (www.juedisches-museum.org), das in der Schwabacher Synagogengasse eine Sukka (Laubhütte) als ein Kleinod fränkisch-jüdischer Kultur zeigt und in Schnaittach eine bedeutende Sammlung von Sachzeugnissen jüdisch ländlicher Kultur.

Das gerade im letzten Jahr eröffnete Geigenbaumuseum Bubenreuth (www.kulturfoerderverein-bubenreuth.de) verfügt neben einer Sammlung von ca. 120 Streich- und Zupfinstrumenten (z.B. Geigen, Gitarren, Barocklauten, Celli, Gamben und Violinen von 1820 bis heute) auch über alte Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung der Instrumente und des Zubehörs.

Die vielen Facetten des traditionellen Weihnachtsfestes und dessen geschichtliche Entwicklung dokumentiert das Weihnachtsmuseum in Rothenburg (www.weihnachtsmuseum.de).

In den monothematischen Reigen gehört auch das Aischgründer Karpfenmuseum (www.karpfenmuseum.de) im Alten Schloss in Neustadt a.d. Aisch, das die mehr als 1250-jährige Geschichte und Tradition der Aischgründer Teichwirtschaft mit ihrer kulturhistorischen Bedeutung für die fränkischen Königshöfe in den Fokus rückt. Das Deutsche Hirtenmuseum (www.hersbruck.de) der Stadt Hersbruck ist das einzige Spezialmuseum in Deutschland zum Hirtenwesen und gibt einen vorbildlich präsentierten Einblick in einen der ältesten Berufe der Welt.

Alte Spitzenkunst in vielen Variationen präsentiert das Klöppelmuseum auf der Burg Abenberg (www.museen-abenberg.de) mit außergewöhnlichen Exponaten, von prächtigen Metallspitzen in Gold und Silber bis hin zu ganzen handgeklöppelten Kleidungsstücken.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2011, Seite 32

 
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