Telefon: +49 911 1335-1335

Gründerzentren

Prima Startbedingungen

Initiative „Startup.Digital.Nürnberg“ für IT-Gründer: Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas nahm den Förderbescheid für das Klee-Center von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Finanzminister Dr. Markus Söder (v.l.) entgegen.

Günstige Räume, Büro-Infrastruktur, Beratung und Netzwerke: Mit diesen Services unterstützen Gründerzentren junge Unternehmen vom Start weg.

Die Garage als Kulisse bahnbrechender Erfindungen ist ein gängiges Motiv großer Gründungsmythen: David Packard und William R. Hewlett schraubten 1939 in einer Garage den ersten Tongenerator zusammen und legten damit den Grundstein für den Computerhersteller HP. Das erste Kapitel in der Microsoft-Geschichte spielte ebenfalls in einer Garage, in der Bill Gates an der Weiterentwicklung von Computern gebastelt hat.

Heute machen viele Nachwuchs-Unternehmer die ersten Schritte in die Selbstständigkeit in Gründerzentren, die mehr als nur Räume zum Arbeiten bieten. „Ein Gesamtpaket aus Beratungsangeboten, einer gemeinsam nutzbaren Infrastruktur und bezahlbaren Büroflächen, die mitwachsen, erleichtert den Start“, so Yvonne Stolpmann, Leiterin des Referats Gründungsförderung und Mittelstandsfinanzierung bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Das „kreative Setting“ und ein „Umfeld mit Büronachbarn, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen“ hält sie für entscheidende Vorteile, denn Gründerzentren böten eine ideale Basis für Netzwerke.

Zentren, die sich auf besonders innovative Start-up-Unternehmen konzentrieren, schaffen außerdem optimale Rahmenbedingungen für den Technologietransfer: Die räumliche Nähe von Forschern, Entwicklern und Gründern unterstützt die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in neue Produkte und Technologien. „Diese Innovationsleistung ist ein entscheidender Faktor für das Wachstum und die Beschäftigung am Standort“, betont Stolpmann. Auch deshalb hält sie Gründerzentren für ein unverzichtbares Instrument der regionalen Wirtschaftsförderung.

Gründerzentren als Job-Maschine

Die positiven Effekte von Gründerzentren lassen sich mit Zahlen untermauern: Unter ihren Dächern wurden nach Angaben des ADT-Bundesverbands Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V. seit 1985 über 270 000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Überlebensquote der Start-ups liegt bei über 90 Prozent. Diesen bundesweiten Trend bestätigt die Statistik des Innovations- und Gründerzentrums Nürnberg-Fürth-Erlangen (IGZ): Seit seiner Gründung im Jahr 1986 hat es 145 junge Unternehmen betreut (Stichtag 31. Dezember 2014), von denen nur sechs in die Insolvenz gingen. Unter der Trägerschaft der Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen sowie der IHK Nürnberg für Mittelfranken und der Handwerkskammer für Mittelfranken bietet die Einrichtung in Erlangen-Tennenlohe Räume für junge Unternehmen, die sich mit innovativen Technologien und Dienstleistungen befassen.

Flexibles Raumangebot

Zu ihnen gehört auch die Empuron AG, die im Jahr 2012 mit dem IHK-Gründerpreis ausgezeichnet wurde. Sie ist 2007 als Dreier-Team im IGZ gestartet; inzwischen besteht die Mannschaft, die Software zur Überwachung von Energieanlagen entwickelt und vertreibt, aus neun Mitarbeitern. Vorstand Hubert Medl ist froh, dass das Raumangebot des IGZ mit diesem Expansionskurs Schritt hielt. Neben dieser Flexibilität hat er weitere Angebote des Gründerzentrums schätzen gelernt: „Es gibt Veranstaltungen und Unterstützung für alle Lebenslagen eines jungen Unternehmens.“ Medl lobt die versierten Ansprechpartner vor Ort, denn gerade beim Themenkomplex Förderung und Finanzierung seien Gründer auf Informationen neutraler Berater angewiesen.

Norbert Krach, Geschäftsführer der Robotized RM Systems GmbH, ist 2013 ins Schwabacher Unternehmens Gründerzentrum („Schwung“) eingezogen. Die Einrichtung besteht seit 1997 und beherbergt aktuell 30 Mieter. Gerade in den ersten Monaten als Unternehmer war Krach erleichtert, dass ihm die Service-Angebote des „Schwung“ den Rücken freigehalten haben: „Wir hatten viele Termine außer Haus. Aber wenn Kunden immer nur den Anrufbeantworter erreichen, hätte es einen unprofessionellen Eindruck hinterlassen. Da war es für uns in der Anfangsphase eine große Hilfe, dass wir das Telefon auf den Empfang umstellen konnten.“ Auf Besprechungs- oder Veranstaltungsräume im Haus zugreifen zu können, sieht er als weiteren Pluspunkt: „Diese Option ist günstig und bequem vor Ort.“

Neben diesen handfesten Infrastruktur-Vorteilen schätzt der Geschäftsführer auch die Veranstaltungen und die Beratungsangebote. Dieses Gesamtpaket will eigentlich keiner missen – aber in der Regel müssen sich die Mieter des „Schwung“ nach fünf Jahren ein neues Domizil suchen, so dessen Geschäftsführer Michael Geißendörfer. Dieses Limit sei eine Vorgabe des Freistaats Bayern, der die Fördergelder für die Schwabacher Institution aus den Mitteln der „Offensive Zukunft Bayern“ bereitgestellt hat.

Den Mietern des Klee-Centers in Nürnberg droht fünf Jahre nach dem Einzug ebenfalls der Auszug aus dem Gründer-Biotop. Den meisten fällt der Abschied schwer. „Sie vermissen die Atmosphäre bei uns im Haus“, erklärt Dietrich Fleisch, der Geschäftsführer des Gründungszentrums in der Südstadt. Er erlebt immer wieder, wie bei Begegnungen im Foyer, in der Etagenküche oder bei Veranstaltungen zwanglos Kontakte geknüpft werden: „Diese Vernetzung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Gründern, die allein im Home-Office schuften, fehlt häufig dieser Austausch.“

Im Klee-Center, das im Jahr 2007 eröffnet wurde, sind derzeit 45 Unternehmen aktiv, die ein breites Spektrum an Dienstleistungen anbieten. Im Rahmen der vom Freistaat Bayern und der Stadt Nürnberg geförderten Initiative „Startup.Digital.Nürnberg“ wird das Klee-Center künftig eine Schlüsselrolle einnehmen: Es bietet Gründern aus dem IT- und Webbereich kostenfreie Beratung und Coaching; außerdem werden im Dachgeschoss zusätzliche Büroarbeitsplätze für diese Zielgruppe eingerichtet.

Gründerzentren für Hightech-Firmen

Während Klee-Center und „Schwung“ Startups aus verschiedenen Branchen ansprechen, bedienen technologieorientierte Gründer- und Innovationszentren die enger abgegrenzte Zielgruppe von Hightech-Unternehmen. Zwei Beispiele aus der Region sind das Medical Valley Center in Erlangen und das Energie-Technologische Zentrum 2.0 (etz) in Nürnberg. An zwei Standorten in der Südstadt und „Auf AEG“ nutzen derzeit 19 Unternehmen die Möglichkeiten des etz, um Innovationen im Energiebereich voranzutreiben.

Für Gründer und Spin-offs aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die aus Medizintechnik und Pharmazeutik kommen, bietet das Medical Valley Center über 5 000 Quadratmeter Büro- und Laborflächen. Schon der Name zeugt von der engen Kooperation mit dem Cluster Medical Valley EMN, wobei EMN für die Europäische Metropolregion Nürnberg steht. Erklärtes Ziel ist es, die Region weltweit als Top-Standort von Produkten, Verfahren und Dienstleistungen der Gesundheitsversorgung zu profilieren. Deshalb werden im Medical Valley Center bestmögliche Rahmenbedingungen für Existenzgründer aus dieser Branche geschaffen.

Die Nachfrage ist groß, wie Prokurist Jörg Trinkwalter berichtet, bis zu 35 Unternehmen seien in der Einrichtung zuhause. Außerdem befindet sich seit März in einem ehemaligen Konferenzraum des Medical Valley Centers ein sogenannter Coworking Space. Dort können Freiberufler, Gründer und alle „digitalen Nomaden“ einen Arbeitsplatz buchen, wenn sie zwar der Arbeit im Home-Office entkommen, aber (noch) kein eigenes Büro mieten wollen. Mit der Resonanz auf dieses neue Angebot ist Trinkwalter nach den ersten Monaten zufrieden.

Das Thema „Leerstand“ ist für ihn und seine Geschäftsführer-Kollegen der anderen mittelfränkischen Gründerzentren kein akutes Problem. Im Gegenteil: Interessenten müssen bisweilen Geduld mitbringen. Aber die Begrenzung der Mietzeit und die natürliche Fluktuation sorgen immer wieder für Vakanzen. „Einfach nachfragen“, lautet deshalb der Rat von Dietrich Fleisch, dem Geschäftsführer des Nürnberger Klee-Centers.

Autor/in: 

aw.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2015, Seite 20

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick