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Gewerbeimmobilien-Markt

Investoren mögen es nachhaltig

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In den „Campus Marienberg“ in der Nähe des Flughafens werden Ende dieses Jahres die ersten Mieter einziehen.

Mehr Energieeffizienz, neue Bürokonzepte, Mangel an Logistikflächen: Wo geht es lang bei Gewerbeimmobilien in Mittelfranken?

Lange Zeit war die Bauwirtschaft eine Boom-Branche, die selbst im Winterhalbjahr sehr gut ausgelastet war. Doch nun wachsen die Sorgen bei gewerblichen Bauherren, Bauunternehmen und Projektentwicklern, denn der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verschärft die Lieferengpässe und die Preissteigerungen bei Rohstoffen, Vormaterialien und Energie. Außerdem fehlen im Bau- und Ausbaugewerbe weiterhin Fachkräfte. Hinzu kommen ehrgeizige Klimaziele, die an Bau und Betrieb der Immobilien immer höhere Anforderungen stellen – wenn sich überhaupt eine geeignete Fläche für Neubau oder Erweiterung findet.

Eine große Rolle spielen mittlerweile eine nachhaltige Bauweise und die Energieeffizienz, so Wolfgang P. Küspert, Chef der Nürnberger Immobilienberatung Küspert & Küspert. Gerade Projektentwickler seien beim Thema Ökologie und Nachhaltigkeitskriterien zunehmend gefordert, weil Investoren und Fonds jetzt bei ihren Engagements häufiger auf entsprechende Zertifizierungen und Nachhaltigkeitskriterien achten. Auch das Schlagwort vom sogenannten Green Lease, einem nachhaltigen Mieten oder Vermieten, mache in der Immobilienwirtschaft die Runde, auch wenn es dafür noch keine verbindlichen Kriterien gebe.

Küspert & Küspert legt jährlich den Marktbericht Immobilieninvestments für Nürnberg vor, der sich auch als Stimmungsbarometer lesen lässt. Demnach ist im zweiten Corona-Jahr 2021 das Transaktionsvolumen weiter auf rund 1,4 Md. Euro gefallen. Das sei deutlich unter der Marke von zwei Mrd. Euro im Jahr 2019, allerdings über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. "Nürnberg boomt", erklärt Küspert. "Immobilieninvestoren aus dem In- und Ausland bringen Geld in die Stadt. Tatsächlich wäre das Ergebnis des Nürnberger Investmentmarkts noch besser ausgefallen, wenn sie auf mehr Möglichkeiten gestoßen wären." Damit zeige die Noris erneut ihre Spitzenstellung unter den sogenannten B-Immobilienstandorten in Deutschland.

In Zeiten von Homeoffice und unsicheren Perspektiven gab das Segment Büroimmobilien seine langjährige Spitzenstellung bei den Investments an das Segment Wohnen ab. Mit 525 Mio. Euro kamen sogenannte Residential Investments – also große gewerbliche Wohnprojekte ohne privaten Eigenheimbau – auf knapp 38 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens. Das Büro-Segment brach auch wegen fehlender Objekte um weit mehr als die Hälfte auf ein Investitionsvolumen von rund 286 Mio. Euro ein. Hohe Nachfrage bei weiterhin mangelnden Angeboten charakterisierte 2021 den Bereich Industrie und Logistik: Hier wurde ein Volumen von circa 35 Mio. Euro realisiert. Wenig nachgefragt waren die Segmente Einzelhandel (98 Mio. Euro) und Hotel (weniger als zehn Mio. Euro). Ein außergewöhnlich hohes Investmentvolumen erzielten Grundstücke für Projektentwicklungen: Hier haben sich die Käufe mit 441 Mio. Euro mehr als verdoppelt.

Zur Jahresmitte 2022 sieht Küspert das Investmentgeschäft in einer schwierigen Situation: "Die Stimmung ist durchwachsen." Insbesondere durch die Zinswende in den USA bekomme das „Betongold“ Konkurrenz durch US-Staatsanleihen. Hinzu komme die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Deshalb hielten sich Bauträger und Projektentwickler mit weiteren Ankäufen zurück. In der Hotellerie sei die Baulust seit der Covid-19-Pandemie gebremst. Angesichts der bereits fast 20 000 Gästebetten in Nürnberg und der sich nur langsam erholenden Übernachtungszahlen gebe es derzeit keine Pläne für Neubauten.

Auch der Büromarkt befinde sich aktuell in einer Phase der Neusortierung, wegen des Trends zum Homeoffice wandle sich die Nachfrage. Flexible Modelle bei mobiler Arbeit verlangten andere Bürokonzepte mit mehr Kommunikationsflächen. Auch im Einzelhandel mit derzeit stark sinkenden Mieten und der anhaltend starken Online-Konkurrenz seien neue Konzepte gefragt. Teilweise würden Flächen in der Innenstadt, die bislang wegen zu hoher Ladenmieten leer standen, als Wohnungen oder Büros angeboten.

Büroimmobilien

Im Südwestpark Nürnberg registriert Standort-Manager Daniel Pfaller einen deutlichen Wandel bei der Nachfrage. Vor Corona sei eine hohe Flächeneffizienz gefragt gewesen, nun wünschten die Unternehmen aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Homeoffice stärker projektbasierte Arbeitsflächen. "New Work und Nachhaltigkeit sind die wichtigsten Zukunftstrends bei Büroimmobilien", sagt Pfaller. Die Arbeitgeber versuchten trotz mobiler Arbeitsformen möglichst viele Mitarbeiter durch designorientierte Bürogestaltung wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückzuholen. Von den rund 8 000 Beschäftigten im Südwestpark seien erst 60 bis 70 Prozent aus dem Homeoffice zurück, dennoch hätten die Mieter bisher keine Abstriche bei den Büroflächen gemacht. Es gebe vielmehr wieder verstärkt Anfragen von Mittelständlern, die sich nach neuen Fläche erkundigen.

Der Südwestpark hat auch auf die veränderte Mobilität reagiert: Außer Fahrradgarage, Spinden und Duschen gibt es nun auch Ladestellen für E-Bikes und Möglichkeiten, teure Zweiräder sicher abzuschließen. Auch bei der Energieeffizienz sieht sich der Südwestpark gut aufgestellt. Die Wärmeversorgung erfolgt ökologisch per Fernwärme vom Müllkraftwerk, perspektivisch soll die Photovoltaik etwa drei Viertel des Strombedarfs decken. Nachgedacht wird über Solarpaneele an den Fassaden und über die Speicherung des selbst produzierten Stroms.

Fast bezugsfertig ist die Nürnberger Marienzeile mit den vier freistehenden Bürogebäuden der Bahn-Immobilientochter Aurelis Real Estate. Auf dem rund 13 500 Quadratmeter großen Grundstück entstand in den letzten Jahren eine Bruttogeschossfläche von rund 30 000 Quadratmetern. Das letzte Gebäude sicherte sich die die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die mit einem langfristigen Mietvertrag Platz für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) schafft, die bereits Büros in einem anderen Gebäude der Marienzelle hat. Die Marienzeile ist mittlerweile auch schon komplett an Investoren verkauft. Die Unicredit-Tochter Wealthcap erwarb den dritten und vierten Bauteil, der voraussichtlich Mitte 2023 bezugsfertig ist.

Aurelis setzt in der Marienzeile einen Akzent auf das Thema Nachhaltigkeit, denn alle vier Gebäude sollen das DGNB-Zertifikat in Gold tragen. Hohe Ansprüche an die Energieeffizienz verfolgt Aurelis auch bei ihren Hochbauaktivitäten im neuen Stadtteil Lichtenreuth im Umfeld der neuen Technischen Universität Nürnberg (TUN) sowie beim Büroquartier Kohlenhof.

Bei dem Aurelis-Projekt Business-Campus Kohlenhof sollen in Kürze die Arbeiten für den Büroneubau mit dem Namen Güterwerk beginnen. Das Gebäude mit dem Ankermieter Novartis soll im zweiten Halbjahr 2024 fertiggestellt werden. Novartis mietet rund 70 Prozent der 13 350 Quadratmeter, die sich auf Erdgeschoss, zwei Untergeschosse, fünf Obergeschosse und zwei Dachterrassen verteilen. Der Mietvertrag mit Novartis beinhaltet eine Green-Lease-Vereinbarung, nach der Energie und andere Ressourcen bei der Bewirtschaftung und Nutzung des Gebäudes möglichst schonend und sparsam einzusetzen sind. Auf dem ehemaligen Bahnareal entstehen nach zwei Jahrzehnten Brache Zug um Zug insgesamt rund 75 000 Quadratmeter Mietfläche für Büros sowie angeschlossene Gastronomie und Sondernutzungen.

Im Schatten des Albrecht Dürer Airports errichtet die Tucher-Stiftung den vierten Bauabschnitt am Campus Marienberg. Die ersten Mieter beziehen voraussichtlich Ende 2022 ihre neuen Räume. Der Komplex verfügt über 7 300 Quadratmeter Mietfläche auf insgesamt fünf Geschossen. Das Objekt setzt auf Flexibilität für verschiedene Raumkonzepte und auf Energieeffizienz. So sorgt etwa ein Innenhof für eine natürliche Belichtung und Belüftung. Die Wärmeversorgung erfolgt über die nahe gelegene Biomasseheizanlage, in der ausschließlich Hackschnitzel aus stiftungseigenen heimischen Wäldern genutzt werden. Für die Gebäudekühlung kommen Kältemaschinen zum Einsatz, die über eine Photovoltaikanlage betrieben werden.

Höchste Nachhaltigkeitssstandards will auch der österreichische Projektentwickler Invester United Benefits bei seinem ersten Projekt in Deutschland realisieren: Am Eingang zum Nordostpark sollen gemeinsam mit einem lokalen Joint-Venture-Partner ein siebengeschossiges Büro- und Technologiegebäude mit einer Fläche von rund 20 000 Quadratmetern sowie 275 Parkplätzen entstehen. Zusätzlich haben sich die Österreicher für das Nachbargrundstück eine Ankaufsoption bis 2025 gesichert. Dort könnten nach Fertigstellung des ersten Projektes weitere rund 30 000 Quadratmeter Bürofläche realisiert werden.

Die Nürnberger Umweltbank setzt mit ihrer neuen Firmenzentrale am Nordwestring, dem Umwelthaus, einen Akzent: Durch die Holz-Hybrid-Bauweise spart das dreizehnstöckige Großprojekt nach Unternehmensangaben etwa 30 Prozent CO2 im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlbetonbau. Darüber hinaus berät ein Baubiologe die Projektbeteiligten bezüglich der verwendeten Materialien speziell beim Holzbau. Um einen sortenreinen Rückbau und die Wiederverwendbarkeit aller Bauteile zu garantieren, hat die Verwendung schadstoffarmer bzw. -freier Materialien Priorität. Auch der Betrieb des neuen Stammsitzes ist energetisch optimiert. Die Planungen gehen davon aus, dass der Energieeinsatz im laufenden Gebäudebetrieb voraussichtlich um mehr als zwei Drittel unter dem Referenzwert der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) für vergleichbare Gebäude liegt. Die Photovoltaik-Anlagen auf Dach und Fassade sollen pro Jahr rund 245 Megawattstunden (MWh) erzeugen und damit knapp ein Viertel des Strombedarfs decken. Der Rohbau soll im Herbst beginnen, trotz der Engpässe bei Maschinen und Fachpersonal ist die Fertigstellung weiterhin für 2025 vorgesehen.

Im Westen des Nürnberger Flughafens hat die S&P Commercial Development, eine Tochter der Erlanger Sontowski & Partner Group, gerade rund 5 400 Quadratmeter Bürofläche in dem Büro-Tower "The One" vermietet. Damit sind bereits weit vor Baubeginn Anfang 2023 rund 55 Prozent der Gesamtfläche vergeben. Das Objekt ist Teil des neu entstehenden Stadteilzentrum "Neue Mitte Thon" an der Erlanger Straße, Ecke Forchheimer Straße. Der geplante Büroturm mit zwölf Geschossen umfasst rund 10 000 Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche. Der Nürnberger Ankermieter Arano Group wird das erste bis fünfte Geschoss mit der dazugehörigen rund 350 Quadratmeter großen Dachterrasse für zunächst zehn Jahre anmieten. Dieser Mietvertrag ist laut Niklas Kamm, Chef der S&P Commercial Development, bislang einer der größten Mietabschlüsse auf dem Nürnberger Büromarkt: "Wir sehen, dass die Nachfrage wieder anzieht."

Bei dem S&P-Großprojekt Seetor City Campus auf dem ehemaligen Coca-Cola-Areal waren zur Jahresmitte über 70 Prozent der gut 25 000 Quadratmeter Gewerbefläche vermietet, obwohl der Rohbau noch gar nicht fertiggestellt ist. Bei dem von Sontowski entwickelten Quartier baut nun Instone Real Estate rund 200 Wohnungen im markanten Turm im Innenhof. Die GBI Wohnungsbau realisiert dort knapp 100 geförderte Wohnungen. Die Fertigstellung des gesamten Quartiers ist für Mitte 2023 geplant. Die gute Nachfrage nach Bürofläche resultiert für Kamm aus der Tatsache, dass die Unternehmen den Corona-Schock überwunden und zu ihren Arbeitsmodellen gefunden hätten. Trotz oder gerade wegen Homeoffice bekomme der Firmensitz eine zunehmend wichtige Bedeutung: "Er soll attraktiv und modern sein und dient als Kollaborationsmöglichkeit und Identifikationspunkt." Für die Zukunft hat sich S&P Commercial Development mit dem Kauf des ehemaligen Ergo-Hochhauses direkt am Nürnberger Hauptbahnhof in Stellung gebracht. Das Haus mit derzeit fast 8 000 Quadratmetern aus dem Jahr 1965 ist nicht mehr sanierungsfähig und soll durch einen Neubau ersetzt werden.

Die Nürnberger KIB Gruppe hat das ehemalige Datev-Objekt in der Nähe des Plärrers als Bürostandort revitalisiert. Das Centrium war im Schatten von Corona mit Open-Space, Zellenbüros oder Kombibüros konzipiert. Nun belegen die Generalstaatsanwaltschaft und die Finanzverwaltung des Freistaats Bayern mit über 6 700 Quadratmetern Bürofläche rund drei Viertel des dreiteiligen Gebäudes. Außerdem vergrößert die KIB ihren Businesspark Eurocom um zwei weitere Bauabschnitte. So sollen weitere rund 12 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für moderne Bürokonzepte nach Mieterwunsch entstehen.

In Erlangen dominiert nach wie vor der Siemens Campus den Büromarkt: Das zweite Campus-Modul besteht aus vier Bürogebäuden für rund 6 000 Beschäftigte und einem Laborgebäude, das nach Unternehmensangaben zu den innovativsten weltweit gehört. Die Rohbauten für das Modul 2 entstanden in Holzhybrid-Bauweise, so wurden bis zu zwei Stockwerke pro Monat fertiggestellt. Seit 2017 baut Siemens im Erlanger Süden den neuen Stadtteil auf einem Areal mit 540 000 Quadratmetern. Bis 2030 entstehen dort unter anderem auch ein Komplex für die Friedrich-Alexander-Universität und zahlreiche Wohnungen.

Aber auch anderorts entstehen in der Region neue Flächen für die Wissenschaft: Im Nürnberger Nordostpark erweitert das Fraunhofer-Institut IIS seine Infrastruktur und baut ein weiteres Testzentrum für Lokalisierungstechnologien. Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm bekommt auf dem ehemaligen Logistikareal der AEG ein 6 600 Quadratmeter großes Forschungsgebäude. Dieser sogenannte Technologie-Campus wird ein multifunktionaler Forschungsbau mit Laboren und Platz für rund 120 Wissenschaftler, die an Energietechnologien, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz forschen.

Industrie

Mit dem Unternehmen Telsonic, das seine Deutschlandzentrale aus Platzgründen von Erlangen in den Fürther Gewerbepark Hardhöhe verlegt hat, ist das Areal nun voll entwickelt. Mit dem Standortwechsel erweitert das Schweizer Unternehmen seine Büro- und Produktionsflächen. Dort entsteht auch ein Kompetenzzentrum für Ultraschallschweißen von Kunststoffen und Metallen. Die Stadt Fürth hatte die Fläche 2008 noch vor dem Quelle-Konkurs gekauft. Statt der ursprünglich vorgesehenen Quelle-Hauptverwaltung plante die Stadt auf 23 Hektar den Gewerbepark Hardhöhe West. Als erstes siedelte sich ebl-Naturkost an, der sich in Nürnberg nicht ausreichend vergrößern konnte. Mit Telsonic finden sich dort nun 24 Betriebe mit rund 1 300 Beschäftigten.

In Altdorf vergrößert gerade Jugard+Künstner seinen Büro- und Lagerkomplex mit einem zweiten Gebäude. Das Unternehmen hat sich auf den Vertrieb von Robotern für die Intralogistik spezialisiert. Der Neubau wird als Kompetenzcenter für Automation neben den Büroflächen ein Schulungszentrum und einen Showroom für Robotik und Intralogistik beherbergen. Ebenfalls in Altdorf baut der Schutzschalter-Spezialist E-T-A seinem Stammsitz mit einem klimaneutralen Kleinteilelager aus. Das Projekt für rund 25 Mio. Euro gilt als bislang größtes Bauvorhaben in der Geschichte des Familienunternehmens.

Logistik

Logistikimmobilien im Großraum waren schon vor der Pandemie Mangelware. "Die logistische Nachfrage im Nürnberger Raum ist ungebrochen", erklärt Stefan Moor, der den Nürnberger Standort des Münchner Beratungsunternehmens Logivest leitet, das auf Logistikimmobilien spezialisiert ist. "Nach wie vor ist das Angebot sehr begrenzt und die Nachfrage sehr hoch." Logivest hat im Nürnberger Raum im ersten Halbjahr 2022 rund 42 000 Quadratmeter neue Logistikfläche vermittelt. Im vergangenen Gesamtjahr waren es stattliche 1,5 Mio. Quadratmeter.

Die große Nachfrage lässt sich gut entlang der Autobahn A 6 Richtung Heilbronn ablesen. Dort sind in den letzten Jahren an den Ausfahrten Gewerbeparks wie Ansbach-Brodswinden, Ansbach-West oder Aurach am südwestlichen Zipfel von Mittelfranken entstanden. Sie werden überregional als "Nürnberg-West" vermarktet. Der Druck der Nachfrage ist laut Moor so groß, dass Logistiker auch in Richtung Bamberg oder Hof ausweichen. Auffallend ist, dass östlich von Nürnberg kaum großflächige Projekte zu finden sind. Moor registriert bei vielen Gemeinden Vorbehalte, wenn das Wort Logistik fällt. Dabei sei der Warentransport auch für die Belieferung der vielen Produktionsbetriebe in der Region notwendig. Denn die Logistiker übernähmen vermehrt produktive Prozesse zur Veredlung oder Montage und seien damit wichtig für funktionierende Lieferketten. Auch bei den Logistikstandorten werde das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger, bei neuen Projekten würden drastisch niedrigere CO2-Werte und sogar Klimaneutralität angestrebt – wie etwa beim Projekt der Herzogenauracher Puma AG im unterfränkischen Geiselwind.

Dass Flächen stark nachgefragt sind, sieht man auch am Logistikprojekt P3 Ansbach des internationalen Entwicklers P3 Logistic Parks. Dieser hatte sich bei Ansbach-Brodswinden eine Fläche auf Vorrat gesichert und realisiert aktuell einen energieeffizienten Neubau mit einer Hallenfläche von 27 000 Quadratmetern. Bereits vor Fertigstellung ist das Objekt komplett langfristig vermietet.

Weiter westlich realisiert der Immobilienentwickler Greenfield den Logistikpark Aurach auf der letzten freien Fläche des Gewerbeparks Aurach. Der Neubau mit rund 32 000 Quadratmetern besteht aus vier Hallen und wird gemäß dem Effizienzstandard KfW 40 errichtet. Greenfield lässt hier einen Hotspot für den E-Commerce entstehen. Ein internationaler Logistiker hat sich bereits die komplette Fläche gesichert.

Aber auch das Investmentgeschäft mit Logistikfläche scheint noch attraktiv zu sein. Der Entwickler May & Co. aus Itzehoe hatte das Auslieferungslager des Online-Händlers Amazon mit einer Hallenfläche von rund 8 300 Quadratmeter im Nürnberger Grundig-Park realisiert. Das langfristig vermietete Objekt ist nun verkauft worden.

IHK-Expertin Martina Stengel weist in diesem Zusammenhang auf Flächenprobleme bei Kleinunternehmen hin. Als Beispiel nennt sie das in Gründung befindliche Start-up 24Energystore in Nürnberg. Ein Büro hat das junge Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien bereits gefunden, allerdings verzweifelt Gründerin Claudia Luft bei der Suche nach einer Mini-Logistikfläche. Denn für den Handel mit Solarspeichern, die auf Paletten ausgeliefert werden, findet sie keine geeigneten Flächen. Entweder seien sie zu groß oder zu schlecht ausgestattet oder sie erfüllten nicht die speziellen Brandschutzvorgaben, die für das Gefahrgut Batterien erforderlich sind.

Quartiersentwicklung

Die Revitalisierung des ehemaligen Quelle-Versandzentrums unter dem Namen The Q kommt deutlich voran. Die einstige Industrieikone in der Fürther Straße in Nürnberg wird mit einem Milliardenaufwand zu einem gemischten Quartier mit rund 1 100 Wohnungen und rund 80 000 Quadratmetern für Büro, Handel und Gastronomie umgestaltet. Es handelt sich dabei um das derzeit größte Projekt in Deutschland, bei dem ein unter Denkmalschutz stehender Bestandskomplex neu entwickelt wird. Der Düsseldorfer Projektentwickler Gerch reduziert die Bruttogeschossfläche von rund 250 000 auf etwa 175 000 Quadratmeter. Das 42 000 Quadratmeter umfassende kommunale Behördenzentrum der Stadt Nürnberg soll in zwei Jahren bezugsfertig sein. Den Bauabschnitt 5 hat sich das Bayerische Immobilien Kontor Bayiko aus Nürnberg gesichert, um 450 Wohnungen zu bauen.

Bayiko realisiert auch das Nürnberger Projekt Kohlenhof 60 als Wohn- und Geschäftsgebäude mit 47 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten. Das künftige Objekt soll aus einem Neubau sowie einem kernsanierten Teil mit eindrucksvoller Klinkerfassade bestehen.

Am Quartier Luitpoldviertel auf dem ehemaligen Areal des Autohauses Krauss baut die KIB Gruppe den Abschnitt mit Service-Wohnungen für Senioren, Mikro-Apartments und Mietwohnungen. Die Fertigstellung dieses Bereichs ist für Mitte nächsten Jahres geplant.

Auf dem ehemaligen Gelände der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein errichtet das kommunale Wohnbauunternehmen WBG das neue Quartier Monopol 491. Im ersten Bauabschnitt entstehen bis Ende 2024 rund 180 Mietwohnungen und verschiedene Gewerbeeinheiten. Danach soll das erhaltene Bestandsgebäude ertüchtigt werden, die künftige Nutzungskonzept etwa durch Künstler ist in der Entwicklungsphase.

Im Nürnberger Westen nimmt das neue Nahversorgungszentrum am Business-Standort Am Leonhardspark Gestalt an. Damit gelingt es der Evenord Bank, als Eigentümer auf einem Teil des einstigen Vieh- und Schlachthofes eine Zukunftsperspektive zu schaffen. Der neue Standort bietet Platz für einen Supermarkt, eine Bäckerei, ein Hotel sowie weitere Mieter aus anderen Branchen.

Einen städtebaulichen Akzent in der Nürnberger Südstadt will die BPD Bouwfonds Immobilienentwicklung auf dem ehemaligen Firmengelände der N-Ergie mit dem einstigen Hochhaus des Fränkischen Überlandwerkes setzen. Das geplante Quartier sieht ein urbanes Wohnkonzept mit Frei- und Grünräumen, Gemeinschafts-Dachgärten sowie einem Tiny Forest, eine Art Mini-Wäldchen im Hochhaus, vor. Der vorhandene Turm soll erhalten werden und durch eine sechsgeschossige Blockrandbebauung mit einem Wohnturm in Holzhybrid-Bauweise ergänzt werden. Bis 2026 sollen rund 270 Wohnungen entstehen.

In Fürth hat der Nürnberger Projektentwickler Eckpfeiler Immobilien das Ronhofcenter mit etwa 4 100 Quadratmetern Mietfläche erworben. Das Objekt verfügt über einen breiten Nutzungsmix aus Supermarkt, Fitnesscenter, Kita, Ballett- und Tanzstudio, der von acht Wohnungen in den oberen Geschossen ergänzt wird.

In der Kleeblattstadt entwickelt Bayiko das Projekt Seeacker auf dem Gelände eines ehemaligen Möbelhauses. Neben einer gewerblichen Einheit mit bis zu zwölf Etagen für Einzelhandelsgeschäfte, Büros, Bildungseinrichtungen und Kindertagesstätten entsteht auch ein hochwertiger Wohnkomplex. Potenziellen Investoren und Eigennutzern stehen rund 140 Wohnungen verteilt auf vier Gebäude zur Verfügung.

Die wachsende Konkurrenz um Flächen wirkt sich längst auch außerhalb des Städtedreiecks aus, wie IHK-Expertin Martina Stengel berichtet. Auch dort sei die Nachfrage größer als das Angebot. Zum einen suchten kleine und mittlere Unternehmen aus dem Ballungsraum Flächen in den umliegenden Landkreisen, zum anderen suchten zunehmend auch Unternehmen vor Ort teils unter Zeitdruck Flächen für die Erweiterung ihrer Betriebe. Kleine Betriebe, die sich vergrößern wollen, müssen häufig ihre angestammten Quartiere verlassen und in Gewerbegebiete umziehen. Dort brauchen sie allerdings vergleichsweise kleine Flächen, die aber die Möglichkeit für weiteres Wachstum bieten.

Der Wohnungsbau werde allerdings derzeit von den Kostensteigerungen und der Zinswende gebremst, konstatiert Wolfgang Högner, Sprecher des IHK-Arbeitskreises Immobilienwirtschaft. "Trotz hoher Nachfrage wird die Refinanzierung von Bauprojekten immer schwieriger." Zudem sei es kaum möglich, bezahlbares Bauland zu bekommen. "Selbst auf dem flachen Land kostet der Quadratmeter Neubau teils schon zwölf bis 18 Euro Miete."

Außerdem sorgten die zunehmenden Vorgaben für die eigentlich sinnvolle Energieeinsparung dafür, dass sich der Wohnungs- und Gewerbebau verteuere. Er sieht zahlreiche Widersprüche, etwa bei dem Wunsch, Mono-Materialen wegen der besseren Recycling-Fähigkeit zu verwenden, aber zugleich Brandschutz- oder Dämmvorgaben einzuhalten. Oder die Idee, über Discountern mehrere Geschosse mit Wohnungen zu errichten, um die Flächen besser auszunutzen. In der Praxis stoße dies des Öfteren auf Klagen der Bewohner, wenn die Waren nachts per Lkw angeliefert werden. Die TA Lärm, die den Lärmschutz regelt, stufe in der Regel die ungestörte Nachtruhe höher ein. Wenn man mit Mischnutzungen und Flächensparen vorankommen wolle, wäre eine Änderung durch den Bund gefragt, so Martina Stengel. Grundsätzlich sei angesichts der vielen Hürden ein Umdenken angesagt, sagt Stengel, die sich ein "Entschlacken der Bauvorschriften" wünscht, um den Flächenverbrauch zu begrenzen. Es sei aber auch zu beobachten, dass viele Unternehmer aus der Not eine Tugend machen: Mit kreativen Planungs- und Architekturkonzepten gelinge es häufig, bestehende Standorte auf knapper Fläche nachzuverdichten.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2022, Seite 42

 
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