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Social Design Days 2023

Design verbindet Menschen

Kommunikationskonzept © DrAfter123/GettyImages.de

Symposium in Nürnberg: Design kann dabei helfen, Menschen zu vernetzen und kreative neue Lösungen zu finden.

Wie finden wir Fachkräfte? Wie gelingen Transformationsprozesse und wie werden wir fit für die Zukunft? Bei den „Social Design Days“, die vom 11. bis 13. Oktober erstmals in Nürnberg stattfanden, wurden viele für Unternehmen drängende Fragen angesprochen. Noch wichtiger: Es wurden mit Hilfe von Design-Methoden konkrete Lösungen erarbeitet, die sich sofort umsetzen lassen. Die Tagung im Neuen Museum Nürnberg wurde von der Bayern Design GmbH – dem internationalen Kompetenzzentrum für Gestaltung des Freistaates Bayern mit Standorten in Nürnberg und München – veranstaltet und von der IHK Nürnberg für Mittelfranken unterstützt.

Bei vielen Unternehmen herrsche derzeit große Frustration, sagte Claudia Weber, Geschäftsführerin der Deinzerconsult GmbH in Nürnberg: Sie fänden nur schwer geeignete Mitarbeiter oder wüssten nicht, wer die Firma übernimmt. Als Gesellschafterin in einem Betrieb für Metallverarbeitung, weiß sie, wovon sie spricht, und war umso mehr überrascht von den Lösungsansätzen, die bei den „Social Design Days“ erarbeitet wurden: „Normalerweise denke ich bei Design eher an die ansprechende Gestaltung von Produkten. Ich habe unterschätzt, wie Design bei Dingen, die nicht greifbar sind, also zum Beispiel der Arbeitswelt, Nutzen bringt und die Arbeitsergebnisse enorm verbessert.“

Wie Claudia Weber dürfte es vielen gehen. Design macht Dinge hübsch und funktional, so denken die meisten. Doch Design kann auch Prozesse leiten, Menschen miteinander ins Gespräch bringen und sie mit Kreativstrategien befähigen, auf neue Lösungen und Ideen zu kommen. Das Besondere an der Design-Perspektive ist, dass sie zwar immer lösungsorientiert ist, aber ergebnisoffen. Man lernt also, andere Blickwinkel einzunehmen und Neues auszuprobieren. Wer mit Design-Methoden an Probleme herangeht, findet oft überraschende Lösungen. Das kann besonders wertvoll sein, wenn man merkt, dass die bisherigen Strategien nicht mehr funktionieren.

Genau hier setzten die „Social Design Days“ an: Ziel war es, Wissen zu vermitteln, lokale Entscheidungsträger zu aktivieren und sie zum Mitmachen anzuregen. Das Motto in diesem Jahr orientierte sich an den „Sustainable Development Goals“ der UN und lautete „Angemessene Arbeit für alle“. Ein Workshop war deshalb der „Arbeitswelt einer jungen Generation“ gewidmet. Dort wurde gefragt, was für die sogenannte Generation Z wichtig ist und wie Unternehmen ein Umfeld schaffen können, das für junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiv ist. In einem weiteren Workshop wurden Ansätze entwickelt, wie man durch das eigene Tun positive Veränderungen in der Gesellschaft bewirken kann. Beide Arbeitskreise fanden in den Räumen der Agentur Krieger des Lichts statt. Für Jungunternehmer Julian Kreiselmeyer, der in dritter Generation die Firma Kreiselmeyer Umformtechnik GmbH & Co KG in Nürnberg mitleitet, war es wichtig, einmal aus der eigenen Blase herauszukommen: „Bei den Workshops habe ich auch viel über Gruppenleitung gelernt. Wenn man feststeckt, heißt es sonst oft, das bringt doch nichts. Hier wurden wir durch die Moderation immer wieder animiert, aufzustehen und weiterzumachen. So sind wir in kurzer Zeit zu vielen guten Ergebnissen gekommen.“

Konkrete Anwendungen von Social Design

Über eineinhalb Tage hinweg versammelten sich Interessierte zudem bei einem „Design Jam“. Dafür konnten Unternehmen und Institutionen im Vorfeld Themen einreichen, für die sie Lösungen suchten. Die Bundesagentur für Arbeit wollte beispielsweise wissen, wie sie Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf die Berufsfelder der Zukunft vorbereiten kann. Im Rahmen des „Design Jams“ entstand hier das „Job-Tasting“ – eine Plattform, die Menschen aufgrund ihrer Soft-Skills die Möglichkeit gibt, neue und bisher vielleicht noch unbekannte Berufsfelder auszuprobieren.

„Wir beobachten immer wieder, dass Unternehmen versuchen, ihre Probleme zu lösen, indem sie neue Software kaufen“, sagte Claudia Weber. Aber es werde darüber vergessen, mit den Menschen in Kontakt zu treten. Gerade die stillen Stimmen würden oft überhört. Sie seien aber oft die Menschen, die Firmen operativ am Laufen halten. Im „Design Jam“ wollte man herausfinden, wie man diesen „stillen Stimmen“ in den Unternehmen Gehör verschaffen kann. Als Lösung wurde „Der Entscheidungsweg“ erarbeitet: Dabei handelt es sich um einen Parcours, der Personalverantwortliche dabei unterstützt, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und ganzheitliche Entscheidungen zu treffen. Eine weitere Arbeitsgruppe des „Design Jams“ beschäftigte sich mit diesen Fragen: Wie kann man jungen Leuten zeigen, dass Unternehmensführung Spaß macht, und wie motiviert man sie, den elterlichen Betrieb vielleicht doch zu übernehmen? Erarbeitet wurde dafür der Lösungsansatz „Beautiful Economy“: Dieses „Festival für Transformation“ soll dazu ermutigen, Erfahrungen aus der Praxis zu teilen. Das kann beispielsweise wertvoll sein, wenn es Generationenkonflikte oder Uneinigkeit bei Fragen der Diversität in Familienunternehmen gibt. Ziel ist es dabei, mit sogenannten Sharing- und Open-Source-Ansätzen für eine größere Akzeptanz von Veränderungen zu sorgen.

Am dritten Tag der „Social Design Days“ stand ein Symposium auf dem Programm mit Impulsvorträgen zum Thema „Social Design“ und zwei Panels, bei denen Fachleute aus dem Designbereich engagiert mit Unternehmerinnen und Unternehmern diskutierten. Es ging um die Frage, wie Design als Katalysator für den Kulturwandel in Firmen dienen kann, und um „Netzwerke der Zukunft“. Außerdem wurde auf der Tagung erstmals der „IHK-Innovationspreis Fachkräfte“ verliehen, der anhand von Beispielen aus der Praxis zeigte, was Unternehmen bei der Fachkräftesicherung tun können (siehe Artikel Seite 20).

Claudia Weber zog nach der Tagung dieses Fazit: „Alleine durch die Welt zu gehen, das wird in Zukunft nicht mehr gehen.“ Formate wie die „Social Design Days“ könnten ein Schritt sein, um sich zusammenzuschließen, zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Überrascht hat die Unternehmerin vor allem dies: „Mir war nicht bewusst, wie viel Design bewirken kann und wie positiv es die Stimmung verändert. Design ist ein Booster.“ Auch Julian Kreiselmeyer wird wieder kommen, denn der Austausch war auch für ihn ein Ansporn, Dinge in Zukunft anders anzugehen: „Für uns kleine und mittlere Unternehmen ist es wichtig, Anreize für die Jugend zu schaffen und unsere Außenwirkung zu optimieren. Nach meiner Rückkehr habe ich als erstes meinen Vater gefragt, ob er bereit für Veränderung ist.“

Laut Christian Fayek aus dem Organisationsteam von Bayern Design sind nach dem Symposium viele Besucher auf ihn zugekommen, um nach einer Folgeveranstaltung im kommenden Jahr zu fragen. Unter welchem Motto die „Social Design Days 2024“ stattfinden werden, steht noch nicht fest. Sie sollen aber wieder eine Gelegenheit geben, um sich zu vernetzen und auf kreative Art Probleme zu lösen.

Autor/in: 

Christine Moosmann

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2023, Seite 66

 
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