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„Automation Valley“

Die Region Nürnberg nimmt mit mehr als 200 Unternehmen und mit über 20 000 Beschäftigten in der Automatisierungstechnik bundesweit einen Spitzenplatz ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der IHK Nürnberg für Mittelfranken und der Stadt Nürnberg, die am Rande der Fachmesse „SPS/IPC/Drives“ im Messezentrum Nürnberg vorgestellt wurde.
Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Hans Spitzner erklärte, in Bayern seien 65 000 Arbeitnehmer in der Automation tätig, die als typische Querschnittstechnologie eine „beträchtliche Hebelwirkung auf andere Branchen“ habe. Schwerpunkte der Automatisierungstechnik im Freistaat seien die Bereiche Antriebe und Aktoren, Schaltgeräte und Steuerungen sowie Mess- und Prozessleittechnik.
Die Region Nürnberg stellt nach Aussage von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer knapp zehn Prozent der insgesamt 230 000 Beschäftigten in der deutschen Automatisierungstechnik. Sie entwickeln und produzieren elektrische Antriebstechnik (Elektromotoren), Messtechnik, Sensorik, Prozessleittechnik sowie Schalt- und Steuerungstechnik für Fertigungsmaschinen und Produkte. „Die Unternehmen der Automatisierungstechnik wandeln sich vom klassischen Gerätehersteller zum umfassenden Lösungsanbieter“, so Riesterer.
Allein die Siemens AG beschäftigt in ihrem gesamten Arbeitsgebiet „Automation and Control“ in Mittelfranken rund 16 000 Mitarbeiter (davon der Siemens-Bereich A&D 10 000). 800 Personen sind in Nürnberg für die Baumüller-Gruppe tätig, die zu den führenden Anbietern von Systemen der elektrischen Antriebstechnik gehört. Die Heitec AG (150 Mitarbeiter in Erlangen) zählt zu den führenden europäischen Systemhäusern für die Automatisierung. Weitere wichtige Firmen sind Diehl Controls (Steuerungen für Geräte; 550 Mitarbeiter in Nürnberg), Bühler Motor (elektrische Antriebe; 470 Mitarbeiter in Nürnberg), E.T.A. (Mess- und Schalttechnik; 550 Mitarbeiter in Altdorf), Gossen Metrawatt (Mess- und Regelungstechnik; 450 Mitarbeiter in Nürnberg), Schuler Automation (300 Mitarbeiter in Hessdorf), ProLeit (Prozessleitsysteme; 150 Mitarbeiter in Herzogenaurach) und Zeitlauf (Antriebstechnik; 150 Mitarbeiter in Lauf). Dazu kommen etwa weitere 200 meist kleine und mittlere Firmen, die eindeutig dem Bereich Automatisierungstechnik zuzurechnen sind.

Projektinitiative
Riesterer kündigte bei einem Pressegespräch die Gründung einer „Projektinitiative Automatisierungstechnik in der Region Nürnberg“ an. Sie soll Anbieter und Anwender von Automatisierungstechnik zusammenbringen und verstärkt zu Kooperationen in Forschung und Entwicklung, in Einkauf oder Marketing führen.
Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck wies darauf hin, dass die Automatisierungstechnik als Querschnittstechnologie nicht einer bestimmten Branche allein zuzurechnen ist. Es gebe eine große Zahl von Anwendungsgebieten, etwa in der Energietechnik und Leistungselektronik. Diese Felder decke bereits der Verein „EnergieRegion Nürnberg“ ab. „Ich sehe es deshalb als sinnvoll an, den Automatisierungsbereich als Geschäftsfeld in den Energieverein zu integrieren und als Trägerplattform für eine Vernetzung zu nutzen“, so Fleck.
Die Leitung der „Projektinitiative“ wird Günter Baumüller übernehmen, Inhaber der Nürnberger Baumüller-Gruppe und Vizepräsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Die Firmen der Antriebs- und Automatisierungstechnik tragen nach Worten Baumüllers bereits jetzt wesentlich zum Kompetenzprofil der Region als High-Tech-Standort bei. „Die Projektinitiative wird die Region noch stärker als Kompetenzregion für die Automatisierungstechnik profilieren.“ Von innovativen Automatisierungskonzepten werde gefordert, dass sie Maschinen und Anlagen flexibel und erweiterbar machen. Maschinen müssten schnell an veränderte Fertigungsgrößen angepasst werden können. Ein weiterer technologischer Trend sei, dass mechanische und hydraulische Lösungen zunehmend durch intelligente elektrische Antriebssysteme ersetzt würden.


21 000 Fachbesucher informierten sich auf der SPS/IPC/Drives, die von dem Stuttgarter Messeveranstalter Mesago organisiert worden war, über aktuelle Trends in der Automatisierungstechnik. Von den 715 Ausstellern kamen 83 aus dem Ausland. Nach Aussage von Wolfgang Tondasch, dem Vorsitzenden des Ausstellerbeirates, ist Nürnberg wegen der starken Kompetenz in der Automatisierungstechnik und wegen der hervorragenden Verkehrsanbindung und des gastronomischen Angebots der optimale Ort für diese Fachmesse.
„Die deutsche Automatisierungstechnik ist im Jahr 2001 wieder gewachsen, doch ist der Zuwachs geringer ausgefallen als im sehr guten Vorjahr“, so Helmut Gierse, neuer Vorsitzender des Fachverbandes „Automation“ im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Insgesamt habe die Branche einen Produktionswert von 50,4 Mrd. DM erzielt, davon entfielen 33 Mrd. DM auf den Export. Das Wachstum werde immer noch stark vom Auslandsgeschäft getragen (plus elf Prozent gegenüber dem Jahr 2000), wobei besonders die Zunahme mit Geschäft mit Mittel- und Osteuropa sowie mit Südostasien augenfällig sei. Eine nachhaltige Erholung des Gesamtgeschäftes erwarte die Branche, die bundesweit 233 000 Personen beschäftigt, jedoch frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2002.
In diesem Jahr findet die „SPS/IPC/Drives“ vom 26. bis 28. November wieder im Messezentrum Nürnberg statt. bec.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2002, Seite 14

 
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