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Mit Humor kommt man besser rüber

Finanzkrise der Stadt Nürnberg auf der einen Seite, wegweisende kulturpolitische Initiativen auf der anderen Seite. „WiM“ befragte Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner, wie dieser Spagat gelingen und wie Nürnberg als Kultur- und Dürerstadt profiliert werden kann.

Allein im Fernsehen hat sich die Zahl der ausgestrahlten Spots von 1990 bis heute von 300 000 auf 1,5 Mio. verfünffacht. Die Deutschen gucken aber nicht fünfmal so viel Fernsehen. Und wenn sie fernsehen, verlieren sie sofort das Interesse an Werbung: Vor zehn Jahren haben drei Viertel der Zuschauer einen Spot bewusst wahrgenommen, wenn sie ihn achtmal gesehen haben. Heute führen acht Kontakte nur noch bei 50 Prozent der Betrachter zu einer erinnerbaren Wahrnehmung. Bei Print-Werbung ist es nicht viel besser: Nicht einmal zwei Sekunden schenkt der Betrachter durchschnittlich einer ganzseitigen, farbigen Anzeige. Bei den ca. 3 000 Werbeimpulsen, die auf jeden Bürger tagtäglich einströmen, ist es kein Wunder, dass das meiste gar nicht mehr zur Kenntnis genommen werden kann.

Doch hier die gute Nachricht für alle Werbetreibenden: Die richtige Ansprache des Konsumenten sorgt für einen nachhaltigen Kommunikationserfolg. Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen: Werbung, die versucht, uns heimlich etwas unterzujubeln oder uns anbrüllt, ist nicht nur nervig, sondern kontraproduktiv. Gewitzte, geistvolle und originelle Werbung hingegen funktioniert!

Eigentlich ist es ganz einfach: Schmunzeln fördert Wissensvermittlung. Warum merkt man sich beispielsweise Witze? Sie sind kurz, unterhaltsam und haben eine überraschende Pointe, die verblüfft und keine Redundanz enthält. Ein guter Witz beinhaltet eine Art Mnemotechnik: Gerade das Außergewöhnliche prägt sich dem Gedächtnis ein. Das Besondere am Witz: Die Pointe muss erst „geknackt“ werden. Man freut sich beim Witz-Verstehen über die eigene Intelligenz, das Komische erkannt zu haben. Man lacht erst nach dem „Aha“-Effekt. Dieses Lachen fördert als „emotionale Energiequelle“ die bewusste Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Physisch und psychisch kann einem gar nichts Besseres passieren, als in dem Moment, in dem etwas gelernt werden soll, guter Laune zu sein. Gehirngerecht lernen heißt nämlich, ganzheitlich konzentriert zu sein. Konzentration hat etwas mit Konzentraten zu tun; und eine gute Pointe ist ein hochwirksames Konzentrat! Ähnliches gilt als Rezept für die inhaltliche Aufbereitung von Werbebotschaften: Produkte und Dienstleistungen, die in der Werbung angepriesen werden, sollten Probleme lösen oder das Leben einfacher machen können. Jede Problemlösung ist prinzipiell originell und eine angenehme Überraschung. Wenn es Werbung nicht gelingt, diese Überraschung zu kommunizieren, verfehlt sie ihr Ziel – wie Witze ohne Pointen!

Oliver Tissot
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2003, Seite 12

 
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