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Zahlen und Fakten

Polen
38,6 Mio. Einwohner, BIP 2002: 188,5 Mrd. Dollar, Wachstum 2002: 1,3 Prozent

Die Chancen liegen für Unternehmer vor allem im Bevölkerungsreichtum des Landes. Die 38,6 Mio. Einwohner decken ihren Bedarf gemessen am westeuropäischen Niveau nur zu 50 Prozent, außerdem hat das Image „Made in Germany“ ein hohes Gewicht. Risiken birgt der Auslandsmarkt durch Gesetzesänderungen, nicht kalkulierbare Zahlungsrisiken in Form von Strafen, Steuern und Abgaben. Bei einem geplanten Engagement im polnischen Markt sollten deutsche Unternehmer, laut Marko Walde, Leiter der Abteilung Rechtsberatung der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer, vergleichsweise mehr Zeit für Verhandlungen einplanen, da sie in Polen ein längeres Vorspiel beinhalteten. Polnische Unternehmer dächten zudem weniger strategisch als ihre deutschen Kollegen. Auf Grund einer geringeren Eigenkapitalausstattung orientieren sie sich mehr am Tagesgeschäft. Die Arbeitslosigkeit schwankt innerhalb des Landes zwischen fünf Prozent in Warschau und 28 Prozent auf dem Land. Wegen der starken familiären Bindung scheuen sich viele Polen, ihren Heimatort zu verlassen, um anderswo Arbeit zu suchen. Dies sollte bei der Standortauswahl in Polen berücksichtigt werden.

Slowakei
5,4 Mio. Einwohner, BIP 2002: 23,7 Mrd. Dollar, Wachstum 2002: 4,4 Prozent

Vorteile der Slowakei aus Sicht deutscher Unternehmer dürften die sehr geringen Gehaltskosten und gut ausgebildeten Fachkräfte sein. Starke Wirtschaftszweige sind die Automobil- und Zulieferindustrie sowie der Maschinenbau. Investitionen im Bereich Maschinenbau empfiehlt Ralf Sedlmayr, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in der Slowakei, jetzt, da der Markt langsam eng werde. Auch die Bereiche Elektronik und Elektrotechnik sowie Holz entwickelten sich positiv. Ein Thema für die nächsten zehn Jahre sei die Umwelttechnologie, da das Land einige Altlasten zu beseitigen habe. Zu bedenken gab er die großen Unterschiede bezüglich der Infrastruktur im Osten und im Westen des Landes. Problemfelder sind für ihn die Verwaltung, das Durchsetzen von Forderungen und innenpolitische Spannungen. Dennoch ist Deutschland für die Slowakei der größte und wichtigste Handelspartner.

Slowenien
Zwei Mio. Einwohner, BIP 2002: 22 Mio. Dollar, Wachstum 2002: drei Prozent

Für Slowenien ist ebenfalls Deutschland der größte Wirtschaftspartner und der wichtigste Investor. Das Durchschnittseinkommen der Slowenen liegt mit 1 060 Euro über dem Niveau von Griechenland und Portugal. Eine große Rolle spielt der Dienstleistungssektor. Im Vergleich zu den anderen mittel- und osteuropäischen Staaten zeigen die Slowenen ein hohes Konsumverhalten. So sieht Gertrud Rantzen, Leiterin der Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Slowenien, Chancen für deutsche Unternehmer vor allem im Bereich von Konsumgütern und technisch anspruchsvollen Produkten. Slowenien sei darüber hinaus ein guter Standort für eine Vertriebsbasis für Ex-Jugoslawien. Kritik äußern Unternehmen vor allem an der schleppenden Privatisierung und langen Genehmigungsverfahren, die allerdings auch deshalb so lange dauern, weil die Korruption hier relativ gering ist.

Tschechien
10,2 Mio. Einwohner, BIP 2002: 69 500 Mio. Dollar, Wachstum 2002: zwei Prozent

Als ein schwieriges Land mit junger Geschichte bezeichnet Dieter Mankowski, Geschäftsführender Vorstand der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer, das Nachbarland. Die Arbeitslosenquote beträgt im Schnitt zehn Prozent, in Prag und dessen näheren Umland sind es nur 3,5 Prozent, was die Suche nach qualifiziertem Personal (insbesondere im Sektor Finanzdienstleistung) in der Hauptstadt erschwere. Tschechien exportiert vor allem Kraftfahrzeuge, elektronische Erzeugnisse, Metallerzeugnisse und industrielle Maschinen und Anlagen nach Deutschland. Beim Import aus Deutschland spielen die gleichen Branchen eine große Rolle. Über 1 000 deutsche Unternehmen engagieren sich bereits in Tschechien. Knapp 60 Prozent davon beurteilen die Geschäftslage als gut, nur sechs Prozent als unbefriedigend. Große Probleme hat das Land bei Zahlungsmoral und Korruption. Mankowskis Empfehlung: Vor allem in der ersten Zeit Ware nur direkt gegen Geld liefern und sich nicht auf spätere Zahlungstermine einlassen. Die Tschechen denken und handeln nach seiner Erfahrung personenbezogener als deutsche Unternehmer. Das heißt bei der Einhaltung eines Vertrages spielt das Verständnis zwischen den Geschäftspartnern für sie eine größere Rolle als eventuell bevorstehende Konventionalstrafen bei Nicht-Einhaltung.

Ungarn
10,2 Mio. Einwohner, BIP 2002: 65 800 Mio. Dollar, Wachstum 2002: 3,3 Prozent

84 Prozent der Unternehmen, die in Ungarn investiert haben, würden dies wieder tun, nur ein Prozent sähe heute davon ab. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer. Die Motive für Investitionen sind u.a. wirtschaftliche und politische Stabilität, die Erschließung von Absatzmärkten, die hohe Qualifizierung der ungarischen Arbeitskräfte, niedrige Arbeitskosten, niedrige Steuerbelastung und die geographische Lage Ungarns. Bei Kritik bzw. Empfehlungen an die ungarische Regierung stehen die Punkte Verbesserung der Arbeit der Behörden und Rechtssicherheit ganz oben, gefolgt von wirtschaftspolitischer Stabilität, der Senkung von Steuern und Abgaben sowie der Bekämpfung von Korruption. Ilona Balogh, Leiterin der Abteilung Handelsförderung der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer, sieht Ungarn künftig vor allem als Technologie-, Forschungs- und Entwicklungsstandort.

Baltische Staaten
Estland: 1,4 Mio. Einwohner, Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2002: 6 400 Mio. US-Dollar, BIP-Wachstum 2002: 5,6 Prozent
Lettland: 2,3 Mio. Einwohner, BIP 2002: 8 400 Mio. Dollar, Wachstum 2002: 6,1 Prozent
Litauen: 3,5 Mio. Einwohner, BIP 2002: 14 700 Mio. Euro, Wachstum 2002: 5,9 Prozent

Die baltischen Staaten stellen in der Summe die wachstumsstärkste Region unter den neuen Mitgliedern. Estland, Litauen und Lettland sind junge Länder, in denen man eine starke junge Führungselite findet. „Das Auftreten deutscher Unternehmer im Baltikum ist vielfach nicht mehr adäquat“, weiß Dr. Ralph-Georg Tischer, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Estland, Lettland und Litauen. Vor allem technische Standards der in Wirklichkeit hoch entwickelten Gesellschaften würden unterschätzt. Für Investoren sei ein lokaler Auftritt wichtig, da es „das“ Baltikum nicht gebe. Ein wirtschaftliches Hemmnis sei in allen drei Ländern die häufig schwache Kapitalausstattung der Unternehmen.

Die Daten der nicht-osteuropäischen neuen Mitgliedsstaaten: Zypern erzielt mit einer Bevölkerung von 800 000 Einwohnern ein BIP von rund 15 000 Euro pro Kopf, Malta (400 000 Einwohner) ein BIP pro Kopf von etwa 12 000 Euro.

wb.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2003, Seite 26

 
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