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Das Fränkische Seenland ist ein Renner unter den Feriengebieten

Die anhaltende Konsumschwäche macht auch dem heimischen Tourismus zu schaffen. Auf der Suche nach neuen Strategien trafen sich Tourismusmanager in Gunzenhausen.

Für IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt war es fast ein Heimspiel. Bei der Eröffnung der Tagung „Bayern goes Tourismus“, die von der Bayerischen Akademie für Verwaltungs-Management in Zusammenarbeit mit der IHK im Zentrum des Neuen Fränkischen Seenlandes veranstaltet wurde, erinnerte sich Schmidt gern an seine Kindheitstage im nahen Altmühltal. Für die rund 85 Tagungsteilnehmer aus ganz Bayern hatte der IHK-Präsident jedoch nicht nur positive Nachrichten parat. Zwar sei die Tourismusbranche mit 2,8 Mio. Beschäftigten und 100 000 Ausbildungsplätzen bereits heute ein erfolgreicher Wirtschaftsbereich, der mit acht Prozent (so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung) eine besonders hohe Wertschöpfung aufweise, doch auf ihren Lorbeeren dürfe sich die Branche keineswegs ausruhen: „Wenn sich Rahmenbedingungen und Reisegewohnheiten ändern, zwingt das zu innovativen Angeboten, mit denen sich neue Zielgruppen und Märkte erschließen lassen.“

Noch müssen sich die Vertreter von Tourismusverbänden und Verkehrsämtern im Fränkischen Seenland keine Sorgen machen, denn unter den bayerischen Ferienlandschaften gilt das Gebiet rund um Altmühl- und Brombachsee weiterhin als Renner. Während das Tourismusgeschäft 2003 bayernweit um 1,9 Prozent zurückging (in Franken um 1,7 Prozent), ist das Seenland mit einem geringen Plus von 0,5 Prozent gut über die Runden gekommen. Bei den Camping-Übernachtungen gab es ein leichtes Wachstum von 3,5 Prozent, die Zahl der Tagesbesucher stieg sogar um 10,5 Prozent. So konnte Horst Bieswanger, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland, für 2003 von rund 1,3 Mio. Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, mehr als 500 000 Übernachtungen auf Campingplätzen und 4,2 Mio. Tagesbesuchern berichten. Bieswanger führt den Erfolg auf „bewährte Werbestrategien“ und auf die Qualitätsoffensive der Touristiker in der Region zurück. In dem noch jungen Tourismusgebiet Fränkisches Seenland, das sich in den letzten Jahren überdurchschnittlich entwickelt hat, hätten, so Matthias Böhlein, Vorsitzender des örtlichen IHK-Gremiums, die meisten Verantwortlichen inzwischen verstanden, dass zum Erfolg eine „hohe Veränderungsbereitschaft“ und eine ausgeprägte Servicekultur gehörten. Und Landrat Georg Rosenbauer erinnerte an die Landwirte, die dem Bau des Brombachsees skeptisch gegenüber gestanden hätten. Mittlerweile sei offensichtlich, dass sich die Investition gelohnt habe.

Attraktive Angebote im Tourismus seien gefragt, betonte auch Hermann Lück vom Bayerischen Wirtschaftsministerium, und legte den Teilnehmern der Tagung ans Herz, ihren Job mit Kreativität, Flexibilität und Innovationskraft anzugehen. Genau daran aber, so Prof. Dr. Harald Pechlaner von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, mangele es vielen Tourismus-Profis. Sich nur an den Wünschen der Gäste und Kunden zu orientieren, ist nach Pechlaners Meinung eine Sackgasse, statt dessen müssen die Verantwortlichen die ungenannten Probleme und Wünsche ihrer Klientel erkennen und entsprechende Lösungsansätze entwickeln. Pechlaner machte seine Strategie am Beispiel Wellness fest, ein Sektor, ohne den heutzutage kein Feriengebiet auszukommen glaubt. Aber Wellness können man nur anbieten, wenn man auch wirklich etwas davon verstehe. „Von chinesischer Medizin verstehen wir nun mal nichts“, meinte Pechlaner und prangerte die Ayurveda-Angebote von vielen Hotels an.

Fertige Konzepte konnten auch die anderen Fachreferenten der Tagung, die fest in Gunzenhausen etabliert werden soll, den Teilnehmern nicht präsentieren. Auf die Verantwortlichen in den zahlreichen Tourismusorten der Region warten schwierige Herausforderungen, wenn sie den künftigen Ansprüchen und Vorstellungen der zahlungskräftigen Urlaubsreisenden gerecht werden wollen.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2004, Seite 21

 
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