Telefon: +49 911 1335-1335

Der digitale Atlas

Karten dürften fast so alt wie die Menschheit selbst sein. Früher mögen Steinzeitmenschen mit simplen Zeichnungen an den Höhlenwänden die nächste Wasserstelle oder den Weg zum Jagdgebiet beschrieben haben. In der Folgezeit wurden die Karten dann immer detaillierter und genauer, etwa mit dem ersten Globus aus Nürnberg. Heute sind Karten digitalisiert und mancher Autofahrer fände sich wohl ohne GPS und Navigationssystem längst nicht mehr zurecht. Doch die Möglichkeiten digitaler Karten sind nicht annähernd ausgeschöpft. Die Firma planquadrat mit Sitz im Innovations- und Gründerzentrum IGZ in Erlangen-Tennenlohe ist mit ihrem digitalen Atlas dank seiner Multifunktionalität ihrer Zeit voraus.

Seit 1990 führt das Unternehmen planquadrat Geoinformation Umweltgutachten auf der Basis von geografischen Informationssystemen durch. Um ihren Kunden neben den üblichen Berichten und gedruckten Karten die zahlreichen digitalen Daten in einem nutzerfreundlichen Paket zur Verfügung zu stellen, entwickelte das Team Dr. Cyrus Samimi, Dr. Christoph Dreiser und Sönke Birk das Konzept des Digitalen Atlas. Mit der Aufwertung zur Online-Fähigkeit ergaben sich zahlreiche weitere Einsatzfelder und so wurde aus dem ursprünglichen Nebenprodukt ein Kernstück der Produktpalette.

Während immer noch viele Internet-Angebote kaum mehr als auf den Monitor gebrachte Printprodukte sind, reizt planquadrat die Möglichkeiten des Mediums aus. Wie verschiedene Inhalte miteinander agieren, sinnvoll verknüpft werden und verschieden-ste Medientypen zum Nutzen des Anwenders optimal eingesetzt werden können, zeigt sich am Beispiel der digitalen Atlanten aus dem Hause des Erlanger Unternehmens und verschiedener Modellanwendungen. Den Tüftlern im IGZ ist es gelungen, die Rohdaten auf einer intuitiv zu bedienenden Benutzeroberfläche zu visualisieren. Die nackten Zahlen und Fakten der Geo-Datenbank wurden in anschauliche Grafiken umgesetzt und mit zahlreichen Zusatzinformationen und Verlinkungen versehen. Beispiel Tourismus: Der Nutzer plant eine mehrtägige Radtour; mittels des digitalen Atlasses begibt er sich auf eine virtuelle Reise in das gewählte Gebiet, findet Videoclips zu ausgesuchten Orten und kann sich dank des Hotelreservierungssystems dort auch gleich ein Zimmer sichern. Für die geplante Radwanderung lässt sich eine Strecke einzeichnen, für die sogleich das Höhenprofil berechnet wird, anschließend kann die gewählte Route mit einem 3-D-Flug erkundet werden, der Link zur Wetterstation verrät sogar die Aussichten für den geplanten Ausflug.

Umweltschutz und Stadtplanung
Die digitalen Atlanten lassen sich aber nicht nur für den Tourismus einsetzen. „Die Möglichkeiten sind nahezu unendlich“, schwärmt Dr. Christoph Dreiser, „ständig fallen uns neue Einsatzgebiete ein.“ Im Umweltschutz kann man durch das Übereinanderlegen verschiedener Karten und Fotos Veränderungen über beliebige Zeiträume hinweg bestens darstellen. Mittels Orthofotos ist beispielsweise zu sehen, welche Verwüstungen der Sturm „Lothar“ im Schwarzwald hinterlassen hat. Erst so werden dessen Ausmaße anschaulich nachvollziehbar.

Auch für die Stadtplanung eignen sich digitale Atlanten. Interessierte Investoren können sich virtuell im Gewerbegebiet einer Gemeinde umsehen und alle notwendigen Informationen erhalten, ohne selbst vor Ort sein zu müssen. Vom Satellitenbild bis zu einzelnen Daten über ein Grundstück, Haus oder sonstiges Objekt ist alles vorhanden. Verknüpfungen können hergestellt werden zu Kontaktdaten oder bei Geschäften zum Online-Shop. Bleistift, Lineal und Taschenrechner sind auch überflüssig, denn es genügt, eine gewünschte Fläche mit der Maus auszuwählen und in Echtzeit berechnet das System die genaue Größe. Das spart auch den Verwaltungen Zeit und Geld, sobald die Daten einmalig eingeben wurden. Sämtliche Ämter und sonstige Interessenten haben dann darauf Zugriff, langwierige Anfragen bei verschiedenen Behörden werden überflüssig. Entscheidend ist, dass alle denkbaren Informationen hinterlegt und mit den jeweiligen geografischen Punkten auf der Karte verknüpft sind, je nach Wunsch kann man dann die relevanten Ebenen ein- oder ausblenden.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2004, Seite 56

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick