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Die EU mitgestalten!

Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), zum IHK-Jahresthema 2006.

Europa steht mehr denn je im Wettbewerb mit anderen Weltwirtschaftsregionen: Mehr als eine Mrd. Chinesen und Inder drängen neu in die internationale Arbeitsteilung – mit allen Konsequenzen für Arbeitsmärkte, Investitionen und Wachstum. Die USA und Asien wachsen wesentlich stärker als Europa und haben so mehr Spielraum für die notwendigen Anpassungen ihrer Gesellschaften an den weltweit zunehmenden Wettbewerb. Europa wird die Herausforderungen und Chancen dieses Umfeldes nur bestehen und nutzen können, wenn Politiker, Bürger und Unternehmer gemeinsam auf mehr Arbeit, mehr Bildung und mehr Innovation setzen: Jedes Mitgliedsland für sich und in Brüssel als Europäische Union.

Das ist der Hintergrund, vor dem die IHK-Organisation im Jahr 2006 ihr Jahresthema Europa angeht: Wir sehen Europa als einmalige Chance für die Unternehmen in Deutschland und wollen deshalb das Thema Europa stärker in die Unternehmen hinein tragen. Der gemeinsame Binnenmarkt bietet viele Vorteile: Größere Märkte für mehr Arbeitsplätze, eine gemeinsame Währung mit mehr Geldstabilität und nicht zuletzt Raum für mehr Investitionen in Bildung und Forschung.

Die Unternehmer und Bürger müssen jedoch auf dem Weg zu einem wettbewerbsfähigen und zukunftsfähigen Europa besser mitgenommen werden, damit sie die Herausforderungen der Globalisierung und den notwendigen Ausbau des EU-Binnenmarktes annehmen. Dazu müssen auch wir als IHK-Organisation vermitteln, dass sich Europa nicht allein im fernen Brüssel abspielt, sondern ganz konkret vor unserer eigenen Haustür.

Die Unternehmer selbst sollten zudem ihre Möglichkeiten wahrnehmen, über die IHK-Organisation die europäische Politik mit zu gestalten. In vielen Bereichen wird der Rechtsrahmen der Wirtschaft durch die EU vorgegeben und dann – manchmal erst Jahre später – für und in Deutschland verbindlich umgesetzt. Daher ist es wichtig, die Abläufe und Entscheidungsträger zu kennen und sich schon heute aktiv in die europäische Politik einzubringen.

Ein großes Reformthema bleiben die EU-Institutionen. Wenn Europa demokratischer, weniger bürokratisch und verständlicher werden soll, muss Brüssel effektiv, effizient und transparent arbeiten und vor allem das Subsidiaritätsprinzip wahren. Es muss klar sein, welche Themen auf der europäischen, der nationalen oder der regionalen Ebene behandelt werden. Die IHK-Organisation will auch hier notwendige Reformen in Europa nicht nur einfordern, sondern soweit wie möglich auch mitgestalten.

Unternehmen brauchen unternehmensfreundliche Wirtschaftsbedingungen. Eine zentrale Aufgabe ist die Befreiung von der Bürokratie. Die EU-Kommission hat mit ihrer Initiative „Bessere Rechtssetzung“ begonnen, um die für Unternehmen belastenden Vorschriften und Regelungen zu durchforsten und zu vereinfachen. Die Mitgliedstaaten müssen ihre Reformen für Wachstum und Beschäftigung vorantreiben, um die in Brüssel gemeinsam vereinbarten Ziele zu erreichen.

Die beste Antwort Europas auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt besteht darin, das Potenzial seiner Unternehmen voll auszuschöpfen. Die IHK-Organisation lädt alle Mitgliedsunternehmen ein, unter dem Jahresmotto: „Mehr Wissen, mehr Wettbewerb, mehr Wohlstand – Unternehmen Europa“ gemeinsam für ein wettbewerbsfähiges, dynamisches und wissensbasiertes Europa einzutreten.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2006, Seite 18

 
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