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Puzzle-Teile für die Kompetenzfelder

Die Bayerische Staatsregierung will technologische Schwerpunkte im Freistaat bündeln. Die mittelfränkische Wirtschaft hat ihre Forderungen formuliert.

Cluster (engl. Traube, Bündel oder Haufen) sind Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen, Dienstleistern und Institutionen. Die Mitglieder stehen über Liefer- oder Wettbewerbsbeziehungen miteinander in Verbindung. Cluster sind beispielsweise die Konzentration der amerikanischen Automobilindustrie in und um Detroit, das Silicon Valley in Kalifornien oder auch die Medizintechnik in Erlangen.

Von einem Cluster spricht man in der Regel erst dann, wenn sich eine bestimmte Zahl von Unternehmen und Institutionen in räumlicher Nähe zueinander befindet, deren Aktivitäten sich entlang einer oder mehrerer Wertschöpfungsketten ergänzen oder miteinander verwandt sind. Erst unter dieser Bedingung kann ein Wachstumspol entstehen, der weitere Zulieferer, Fachhändler und spezialisierte Dienstleister anzieht und Wettbewerbsvorteile für alle beteiligten Firmen schafft. Einige dieser Vorteile sind verbesserte Arbeitsteilung, Kooperation sowie Konzentration der einzelnen Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen.

In der Wirtschaftsförderung wird der Aufbau von Clustern als aktive Innovationsförderung verstanden. Deshalb setzt die technologieorientierte Wirtschaftsförderung in Bayern auf dieses Instrument. Die bayerische Cluster-Politik nennt bislang 19 Cluster-Themen und unterscheidet zwischen drei Cluster-Typen, bei denen die Region Nürnberg bereits über großes Potenzial verfügt:

  • High-Tech-Cluster: Medizin-, Bio-, Satellitennavigations-, Informations- und Kommunikations-, Luft- und Raumfahrt-, Umwelttechnologie.
  • Produktionsorientierte Cluster: Automobil, Chemie, Energie, Elektrotechnik, Ernährung, Finanzdienstleistungen, Medien, Logistik, Bahntechnik, Holz.
  • Querschnittstechnologien: Neue Materialien, Mechatronik, Nanotechnologie.

Im Prinzip betreibt die Region Nürnberg bereits seit über zehn Jahren Clusterpolitik: Unter Federführung der IHK Nürnberg für Mittelfranken entstand das Entwicklungsleitbild der Wirtschaftsregion Nürnberg, das vor kurzem fortgeschrieben wurde und das sich auf technologische Kernkompetenzen konzentriert (vgl. WiM 12/2005, Seiten 12/13). Kompetenzfelder sind im Einzelnen: Verkehr und Logistik, Information und Kommunikation, Medizin und Gesundheit, Energie und Umwelt, Neue Materialien sowie Automation und Produktionstechnik, die durch regional bedeutende Querschnittstechnologien wie Mechatronik, Leistungselektronik, Optik / Laser / Photonik, Nanotechnologie, Biotechnologie sowie Verfahrens- und Prozesstechnik ergänzt werden. Ein weiteres Kompetenzfeld des überarbeiteten Entwicklungsleitbildes sind „innovative Dienstleistungen“ mit den Schwerpunkten Finanzdienstleistungen, Marktforschung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung.

Resolution der IHK-Vollversammlung
Die IHK-Vollversammlung hat vor kurzem eine Resolution verabschiedet, in der sie Empfehlungen aus Sicht der regionalen Wirtschaft an die Bayerische Staatsregierung und an die Entscheidungsträger der Metropolregion Nürnberg abgibt:

Regionale Kompetenzen angemessen berücksichtigen: Die sechs technologischen Kompetenzfelder sowie die genannten fünf Querschnittstechnologien sollen sich in der bayerischen Cluster-Struktur wiederfinden. Vor allem bei den Themen „Optik / Laser / Photonik“ und „Automation“ gibt es noch Handlungsbedarf. Außerdem setzt sich die IHK bei der Staatsregierung für die Aufnahme der Bereiche Finanzdienstleistungen, Marktforschung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung ein.

Wichtige regionale Aspekte der Cluster-Politik sind Ausbau bzw. Schaffung von Netzwerken, projektorientierte Forschungsförderung, verstärkte Aus- und Weiterbildung sowie technologieorientiertes Standortmarketing.

Keine parallelen Strukturen: Durch die bayerische Cluster-Politik dürfen keine parallelen Strukturen zu den schon vorhandenen Instrumenten in der Region Nürnberg aufgebaut werden. Eingebunden werden müssen u.a. die Kompetenzinitiativen (z.B. Automation Valley Nordbayern, Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft (NIK), EnergieRegion Nürnberg, CNA Neuer Adler), „Medizin / Pharma / Gesundheit“, das Technologie- und Innovationsnetz Mittelfranken („tim“), die Interessengemeinschaft Hochschulen Region Nürnberg („igh“) sowie die IHK-High-Tech-Anwenderclubs und IHK-eForen.

Innovationsinfrastruktur ausbauen: Der Ausbau von Forschungseinrichtungen und Hochschulen in der Region Nürnberg muss weitergehen.

Überregionale Kooperationen: Die Ernennung zur Metropolregion Nürnberg muss dazu führen, dass die Zusammenarbeit in Nordbayern (z.B. zwischen den IHKs) verstärkt wird.

„Leuchtturm“-Projekte: Regionale Projekte, die als „Leuchttürme“ über die Region hinausstrahlen und deren besondere wirtschaftliche und wissenschaftliche Kompetenz zum Ausdruck bringen, müssen gefördert werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2006, Seite 13

 
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