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Plastal

Schwedisch-deutsche Allianz

Nach Ansicht von Christer Palm ist es „die perfekte Ehe“: Etwa ein Jahr ist es her, dass der schwedische Plastal-Konzern die deutlich größere Dynamit Nobel Kunststoff GmbH (DNK) mit Standorten in Weißenburg und Pappenheim übernommen hat. „Für uns war das ein großer Gewinn“, zog der Plastal-Präsident nun eine erste positive Bilanz. Und auch die einstige DNK-Sparte habe profitiert und heute einen höheren Wert als vor einem Jahr.

Aus den fusionierten Firmen, die 2004 mit 5 000 Mitarbeitern etwa 915 Mio. Euro (DNK) bzw. mit 2 300 Mitarbeitern etwa 510 Mio. Euro (Plastal) umsetzten, ist ein Konzern gewachsen, der seinen Umsatz auf 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2006 steigern konnte. Plastal ist nicht nur der nach wie vor der größte Arbeitgeber in der Region Weißenburg (600 Mitarbeiter in Pappenheim und gut 400 in Weißenburg), sondern auch das wohl größte Unternehmen, das von hier aus seine weltweiten Geschäftsaktivitäten lenkt. Der 59-Jährige Christer Palm steuert aus Mittelfranken die Geschicke des gesamten Plastal-Konzerns mit seinen weltweit 7 500 Beschäftigten - die Firmenzentrale sitzt aber nach wie vor im schwedischen Kungälv. In Weißenburg laufen zudem die Fäden der sogenannten „Business Area Center“ zusammen - grob gesagt ist damit das Geschäftsgebiet Zentraleuropa gemeint, das früher von DNK beliefert wurde.

Zu den beiden mittelfränkischen Standorten sieht Palm keine Alternative. Gerade die Stoßfänger, die eines der wichtigsten Produkte im Plastal-Portfolio darstellen, seien sehr große und komplexe Teile. Die Automobilbauer erwarten, dass diese pünktlich und in der richtigen Reihenfolge geliefert werden. Deshalb müsse Plastal nah am Kunden sein. Weißenburg und Pappenheim seien ideal, weil Audi, BMW und Mercedes gut erreichbar sind. Vor der Übernahme belieferte der Konzern hauptsächlich Volvo, Saab, Opel, Volkswagen und Fiat sowie den Lkw-Hersteller Iveco, mit DNK sind jetzt die genannten Premiumhersteller hinzugekommen, inzwischen steht auch Porsche auf der Referenzliste. Die Schweden hatten schon vor der Übernahme von DNK (Palm spricht selbst lieber von einer Fusion) versucht, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Doch die Verkäufer saßen damals in Italien und taten sich schwer. „Heute verhandeln Deutsche mit Deutschen, das macht es einfacher“, sagt Palm.

Die Zukunft für Plastal sieht der Unternehmenspräsident weiterhin in der Automobilbranche. Plastikstühle für Ikea zu produzieren, sei weder mit deutschen noch mit schwedischen Löhnen möglich, sagt Palm. Außerdem sieht er im Autosektor weitere Wachstumschancen. Neben Stoßfängern, Spoilern und Innenausstattung können immer mehr Teile, die früher aus Stahl waren, inzwischen aus Kunststoff gefertigt werden. Heckklappen und Kotflügel nennt der Manager als Beispiele. Das Material ist leichter, rostet nicht, überträgt Vibrationen nicht so stark und bietet zudem Designern neue Möglichkeiten, weil es leichter formbar ist.

Umstrukturierungen durch die Übernahme habe es bei der einstigen DNK nur im kleineren Umfang gegeben. Das Unternehmen wurde in jeweils etwa zehn Mann starke Teams aufgeteilt, die eigenverantwortlich für einen bestimmten Bereich zuständig sind. Wenn an den Abläufen etwas verbessert werden soll, können sie das machen, ohne die Vorgesetzten zu fragen. Das Projekt nennt sich „Plastal growing together“ und hat das Unternehmen nach Ansicht von Palm „viel kraftvoller“ gemacht.

Für die einstige DNK-Führungsebene ist zudem neu, dass sie nun an dem Unternehmen beteiligt ist. Zehn Prozent gehören dem Management, der Rest liegt in Händen der Nordic Capital, einer vor allem in Nordeuropa aktiven Kapitalgesellschaft.

Autor/in: 
mau.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2007, Seite 47

 
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