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Einen Zahn zulegen

Die IHKs in Bayreuth, Coburg, Nürnberg, Regensburg und Würzburg fordern einen schnelleren Ausbau der europaweit bedeutenden Verkehrsachsen in Nordbayern.

Bei der IHK-Konferenz am 16. Mai 2007 in Nürnberg, die erstmalig gemeinsam mit allen zur Metropolregion gehörenden IHKs durchgeführt wurde, wurde ein 12-Punkte-Forderungskatalog an die Vertreter des Landes und des Bundes übergeben.

Wichtiger Beweggrund der Initiative ist der zunehmende Verkehr in der Region: Bis 2020, so Nürnbergs IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer, werde sich der Lkw-Verkehr-Transitverkehr in Ost-West-Richtung nahezu verdoppeln. Staatssekretär Georg Schmid aus dem Bayerischen Innenministerium betonte, dass die Verkehrsbelastung der Autobahnen und Bundesstraßen in der Metropolregion Nürnberg bereits deutlich über dem bayerischen Durchschnitt liege. Der Investitionsrahmenplan des Bundes vom April 2007 sehe bis zu Jahr 2010 für die Metropolregion Nürnberg Investitionen von 350 Mio. Euro für neue Bundesfernstraßen vor. Bayern fordere zusätzliche 60 Mio. Euro. Joachim Hunger, Hauptgeschäftsführer der IHK Bayreuth, sprach sich dafür aus, einen Teil der Steuermehreinnahmen für die Verkehrsinfrastruktur zu verwenden.

Das 12-Punkte-Programm im Einzelnen:
Zwingend erforderlich ist aus Sicht der Wirtschaft der Ausbau der Transeuropäischen Autobahn-Projekte A 3 Brüssel – Wien und A 6 Paris – Prag. Auf der A 3 [siehe nebenstehende Karte, Projekt Nr. 1] macht der zunehmenden Personen- und Güterverkehr dringend einen sechsstreifigen Ausbau zwischen Aschaffenburg und Nürnberg und im Bereich Regensburg erforderlich. Auf der A 6 [2] benötigt die gesamte Achse Nürnberg bis Heilbronn schnellstmöglichst zwei weitere Fahrstreifen. Zudem müsse die A 73 [3] weiter ausgebaut werden, um ihrer neuen Rolle als Verbindungsachse zwischen Franken und Thüringen gerecht werden.

Parallel zur A 6 soll im Norden der Metropolregion mit der Verlängerung der A 70 am Autobahnkreuz Bayreuth [4] eine neue direkte Linie (B 303 neu) in Richtung Prag entstehen, die die A 6 entlasten kann.

Ein Straßenverkehrsprojekt, zu dem sich alle fünf IHKs bekannt haben, ist die direkte Anbindung des Flughafen Nürnberg an die Autobahn A 3 [5]. Mit Aufnahme in den Investitionsrahmenplan sei das Projekt finanziell gesichert. Wenn das Planfeststellungsverfahren zügig durchgeführt werde, kann laut Staatsminister Dr. Günther Beckstein am 1. September 2008 der Spatenstich erfolgen.

Vier Schienenprojekte haben Eingang in das 12-Punkte-Programm Verkehr gefunden. Der Aus- und Neubau der ICE-Strecke Nürnberg-Berlin [6] soll nach Worten von Ministerialdirigent Claus-Dieter Stolle aus dem Bundesverkehrsministerium ab 2016 fertiggestellt sein. Vordringlich sei darüber hinaus die Beseitigung des Engpasses zwischen Nürnberg und Fürth, die schon jetzt zu massiven Verspätungen im Personen- und Güterverkehr führe. Zuwächse haben vor allem die Eröffnung der ICE-Strecke Nürnberg-Ingolstadt-München und der wachsende Schienengüterverkehr bewirkt. Neben der Trassierung der Strecke sei im Bereich Fürth der Bau eines Güterzugtunnels dringend erforderlich.

Verbessert werden muss die Schienenverbindung Nürnberg über Regensburg-Passau-Linz nach Wien [7]. Diese europäische Achse braucht kurzfristig eine bessere Vertaktung, mittelfristig einen Ausbau, damit ICEs im Eiltempo die Strecke bis Wien befahren können.

Ein weiteres wichtiges Schienenverkehrsprojekt ist für die IHKs die Achse Nürnberg-Marktredwitz-Prag [8]. Als Projekt 22 der Transeuropäischen Netze (TEN) hat diese Achse eine europäische Dimension. Die IHKs bedauern, dass es auf deutscher Seite kaum vorankomme, während die tschechischen Partner die Strecke weiter forcieren. Auch die deutsche Seite müsse baldmöglichst mit dem Ausbau beginnen. Darüber hinaus sei es wichtig, die Franken-Sachsen-Magistrale als Teil dieser Verbindung in einen integrierten Taktfahrplan einzustellen und die Qualität der Züge weiter zu verbessern.

Schulterschluss üben die IHKs auch beim Ausbau des S-Bahnnetzes [9]. Spätestens 2010 müssten die S-Bahnen in Betrieb gehen - nicht zuletzt, um Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Darüber hinaus müsse zeitnah die nachfolgende Stufe 3, sprich der Ausbau in Richtung Würzburg und die rechte Pegnitzstrecke, vorbereitet werden.

Übereinstimmend plädierten die Vertreter der Wirtschaft und der Politik für den Ausbau von Main und Donau [10] zur Verbesserung der Befahrbarkeit der Rhein-Main-Donau-Wasserstraße. Der Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen mit mindestens einer Staustufe ist erforderlich, um die fast 3 000 Kilometer lange Wasserstraße quer durch Europa ganzjährig befahrbar zu machen. Während der Freistaat schon seit Jahren den Ausbau mit Staustufen fordere, so Dieter Wellner, Ministerialdirigent im Bayerischen Wirtschaftsministerium, lehne der Bund diese Ausbauvariante ab.

Zwei Querschnittsprojekte runden das 12-Punkte-Programm ab: Angesichts der wachsenden Gütermengen müssen die Güterumschlagszentren in der Metropolregion [11] wie am Nürnberger Hafen weiter ausgebaut werden. Endlich will nun auch die Bahn in das Güterverkehrszentrum Nürnberg umziehen. Ab Oktober 2007 soll gebaut und der Standort Austraße Ende 2008 aufgegeben werden.

Das zweite Querschnittsprojekt widmet sich dem Flugverkehr für Geschäftsreisende. Die IHKs setzen sich dafür ein, dass dafür sowohl im Zentrum der Metropolregion als auch in der Peripherie geeignete Standorte zur Verfügung stehen. Sie sollen für Firmenmaschinen und für Businessjets regionaler Luftverkehrsunternehmen geeignet sein.

IHK-Broschüre
Das detaillierte 12-Punkte-Programm mit erläuternden Karten kann bei der IHK kostenlos als Broschüre bezogen werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2007, Seite 20

 
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