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Wieder auf Kurs

Der Kontinent ist auf der Bühne der Weltwirtschaft zurück: Für deutsche Unternehmen bieten sich gute Geschäftschancen.

Beim Lateinamerika-Symposium in der IHK gab Lutz Lütz, Vertriebsleiter Amerika des Stuttgarter Ingenieur- und Beratungsunternehmens Fichtner, das Motto vor: "Staunen, wundern und Lösungen finden". Wer dies berücksichtige, könne in Lateinamerika wieder gute Geschäfte machen. Lütz nannte öffentliche Ausschreibungen als Beispiel, wo man sich auf langwierige Prozesse und bürokratische Verfahren einstellen müsse. Nach seiner Erfahrung ist es vor allem in Mexiko schwer, öffentliche Aufträge zu erhalten, in Chile dagegen leichter. Zu Chile stellte Lütz fest: "Die Preußen Lateinamerikas haben etwa im Energiebereich eine Regulierungsbehörde, die europäischen Standard hat."

Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen gilt der Rat von Prof. Anton Kathrein, Chef der Kathrein-Werke KG, Rosenheim, "sich in jedem Land lokale Partner ins Boot zu holen". Als Gründe führte er u. a. die andere Mentalität, die gesetzlichen Besonderheiten, die lokale Bürokratie sowie persönliche Kundenkontakte an. Auch die Finanzierung sollte man am besten gleich mitbringen und dabei ebenfalls mit Partnern zusammenarbeiten. Geld zu bekommen, ist nach seiner Erfahrung aber auch in diesen Ländern kein allzu großes Problem. Kathreins aktueller Geheimtipp ist Kuba. Er erhofft sich Chancen dadurch, dass jetzt der als gemäßigt geltende Bruder von Fidel Castro, Raúl Castro, im Land das Sagen hat.

Für Automobilzulieferer ist mit Abstand Mexiko der wichtigste Markt. Für die ZF Sachs AG, Schweinfurt, gilt Mexiko als das Tor zur Nafta, sagte ZF-Marketingdirektor Walter Erke. Die Nafta-Länder USA, Kanada und Mexiko seien zusammengenommen der weltgrößte Automobilmarkt. Die mexikanischen Mitarbeiter würden intern geschult und hätten eine hohe Motivation. Allerdings war sich Erke mit den anderen Referenten einig: "Die Lohnkosten für qualifizierte Mitarbeiter, auf die man bauen kann, erreichen US-amerikanisches und europäisches Niveau." Das gelte auch für Brasilien, betonte Kathrein.

Von dem Linksruck in einigen Ländern dieses Halbkontinents sollten sich Investoren und Handelstreibende nicht bange machen lassen. Für Carsten Sommerfeldt, Direktor Lateinamerika der BrainLab AG, Feldkirchen, ist dies sogar eine Chance. Venezuelas Staatschef Hugo Chávez investiere sehr viel in den öffentlichen Bereich. In Kuba dauere es zwar etwas länger, Kontakte herzustellen, doch dann könne man dort ebenfalls gute Geschäfte machen, berichtete Sommerfeldt aus eigener Erfahrung.

Eines machten die Experten klar: Ohne Spanisch-Kenntnisse geht es in Lateinamerika nicht, in Brasilien sollte man Portugiesisch können. "Selbst studierte Leute in Lateinamerika sprechen kein perfektes Englisch", stellte Sommerfeldt fest. Und Lütz gab den Teilnehmern im voll besetzten Feuerbachsaal der IHK noch den grundlegenden Rat mit auf den Weg: "Mit einem Allerweltsprodukt werden Sie es in Lateinamerika kaum schaffen".

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2008, Seite 12

 
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