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Pfadfinder zu den Sehenswürdigkeiten

In Deutschland ist die Ausbildung nicht gesetzlich geregelt. Doch der Berufsverband bemüht sich um einheitliche Qualitätsstandards.

Für die wissbegierigen Gäste der Stadt hat sich die Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale in diesem Jahr etwas Neues einfallen lassen. "Nürnberg zum Sehen, Hören und Staunen" – das bietet der neue Tomis Audioguide für die Stadt. Die Gäste brauchen nur noch ihr Handy und einen Stadtplan, um sich 20 Sehenswürdigkeiten am Telefon erklären zu lassen. Alternativ können die Erläuterungen auch im Internet heruntergeladen und dann mit einem mp3-Player angehört werden. Wer vor dem Beginn seiner nächsten Nürnberg-Reise nicht daran gedacht hat, kann die Audio-Dateien auch an den Ladestationen in den Nürnberger Tourist-Infos bekommen. Dieser Service ist kostenlos, während die Stadtführung per Handy mit der Verbindungsgebühr ins deutsche Festnetz abgerechnet wird.

Stadtführungen mit elektronischer Unterstützung, oder – wie die Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale im Internet wirbt – "ganz ohne Stadtführer und ohne Zeitdruck", stoßen nicht überall auf Begeisterung. Dazu gebe es "ganz unterschiedliche Meinungen", betont Bolko Grüll vom Verein der Gästeführer Nürnbergs e.V. Er und seine gut ausgebildeten Kollegen bevorzugen den menschlichen Kontakt und die direkte Kommunikation mit den Gästen der Stadt. Die Gästeführer haben zusätzlich zu ihrem Studium (u.a. als Historiker, Lehrer, Kunsthistoriker oder Dolmetscher) eine ca. zweijährige Ausbildung zum geprüften Stadtführer absolviert. Michael Weber, Geschäftsführer der Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale, der selbst während seines Studiums als Gästeführer aktiv war, betont: "Gästeführer prägen das Bild und das Image der Stadt ganz entscheidend. Sie sind häufig die Person, mit der sich die Stadtbesucher am längsten und intensivsten über die Stadt unterhalten."

Neben den Altstadtrundgängen, Stadtrundfahrten, kombinierten Stadtführungen per Bus und zu Fuß und Ausflugsfahrten in die nähere und weitere Umgebung Nürnbergs werden auch spezielle Themenführungen angeboten – und das nicht nur in deutsch, englisch und französisch, sondern auch in italienisch, polnisch, ungarisch und russisch.

Gut ausgebildete Gästeführer sehen sich als professionelle Dienstleister im Tourismus und gleichzeitig als Repräsentanten ihrer Städte und Regionen. Das Berufsbild des "Gästeführers" gibt es in allen europäischen Staaten, jedoch unter sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Derzeit arbeiten in Europa etwa 40 000 selbstständige Gästeführer, die vor allem von Reisebüros, Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben, anderen Tourismusunternehmen, Tourismusverbänden, öffentlichen Stellen, aber auch von privaten Interessenten beauftragt werden.

In einigen Ländern ist der Beruf gesetzlich geregelt und an einen Befähigungsnachweis gebunden, seine Ausübung rechtlich abgegrenzt. In anderen Ländern gibt es berufsständische oder organisationsinterne Qualifizierungssysteme, die jedoch rechtlich nicht bindend sind, und in einigen Ländern wiederum ist der Beruf weder berufsständisch definiert noch gesetzlich geregelt.

Da der Beruf des Gästeführers in Deutschland nicht staatlich geordnet ist, gibt es unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen, Ausbildungen und Qualifikationen. Deshalb hat der Bundesverband der Gästeführer in Deutschland (BVGD) ein Qualifizierungsmodell entwickelt, das inzwischen für viele Verantwortliche in der Tourismusbranche und Erwachsenenbildung zur anerkannten Grundlage der Aus- und Weiterbildung geworden ist. Auch in Nürnberg wird nach Webers Angaben bei der Qualifizierung der Stadtführer nach diesem Modell gearbeitet. Ziel des BVGD, der rund 4 000 Gästeführer in 130 deutschen Städten und Regionen vertritt, ist es, damit einen einheitlich hohen Standard zu schaffen, der mit einem Zertifikat und einem Button dokumentiert wird. In Nürnberg, so Manfred Weber, steigt die Nachfrage nach Stadtführungen seit Jahren. Auch immer mehr Bewohner Nürnbergs nutzen die Möglichkeit, sich in die historischen und aktuellen Geheimnisse ihrer Heimatstadt einweihen zu lassen.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2008, Seite 52

 
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