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GfK-Jahrestagung

Klimaschutz birgt Chancen

Bei der Diskussion um den Klimawandel stehen meist Horrorszenarien im Vordergrund. Von einem veränderten Bewusstsein können jedoch Industrie, Handel und Verbraucher stark profitieren, so eine Erkenntnis der Jahrestagung des Marktforschungsunternehmens GfK in Nürnberg.

Prof. Dr. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, zählt die Bauindustrie zu den Gewinnerbranchen. Die Bauwirtschaft sowie verwandte Sektoren wie Bauhandwerk, Ingenieure, Architekten, Hersteller von Dämmstoffen, Fenster- und Fassadenbauer könnten durch die Sanierung vorhandener Gebäude Umsatzzuwächse erzielen. Mildere Winter in Europa würden zudem die Bedingungen für die Bauwirtschaft verbessern. Naturgemäß profitieren auch die Unternehmen, die sich mit erneuerbaren Energien beschäftigen. Jedoch hält Walter wenig davon, sich beim Wandel des Energiesystems auf staatliche Förderprogramme zu verlassen. Global gesehen bleibe auch die traditionelle Kraftwerkstechnologie ein Wachstumsmarkt und zumindest noch für eine Generation die Kernenergie. Für besseren Klimaschutz seien, so Walter, auch die Problemlöser des Maschinenbaus und der Elektrotechnik wichtig, für die sich hier große Exportchancen ergeben.

Dass auch die USA als Abnehmerland für deutsche Umwelt- und Energietechnik einen hohen Stellenwert hat, bestätigte "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow, der lange in den USA gearbeitet hat. Vor allem Kalifornien sei zu einem "grünen" Staat geworden. Die europäische elektrisch-technische Industrie trägt bereits viel zu besserer Energieeffizienz bei. Die Hersteller von Kältegeräten, berichtete Kurt-Ludwig Gutberlet, Chef der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, konnten in den vergangenen 15 Jahren den Stromverbrauch ihrer Produkte um bis zu zwei Drittel reduzieren. Europäische Technik werde deshalb derzeit in den USA zum Standard. Noch nutzen allerdings deutsche Verbraucher die Chance der Energieeinsparung durch effiziente Haushaltsgeräte nur unzureichend. Kühlschränke werden laut Gutberlet hierzulande im Durchschnitt erst nach fast 15 Jahren ausgetauscht.

Thomas Bachl, Geschäftsführer GfK Panel Services ConsumerScan, verwies auf eine Untersuchung, wonach bei einer realistischen Umrechnung der Kohlendioxid-Emissionen Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren beim privaten Konsum zu den größten Verursachern von Treibhausgasen gehören. Hersteller und Lebensmitteleinzelhandel böten den Verbrauchern in dieser Hinsicht aber bislang nur wenig Orientierungshilfe für klimaschonendes Konsumverhalten. Eine Analyse der GfK habe ergeben, dass Unternehmen ein hohes Risiko eingehen und sich Marktchancen verbauen, wenn sie bei der Markteinführung ihrer Produkte umweltrelevante Themen nicht genügend berücksichtigen.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2008, Seite 44

 
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