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Unternehmensverkäufe

Die Preise sinken

Das Geschäft mit Unternehmensfusionen und -übernahmen leidet erheblich unter der Wirtschaftskrise. Dies zeigte sich auf dem „5. Mergers & Acquisitions Symposium“ in Nürnberg.

Seit Mitte 2006 sind Zahl und Wert der Transaktionen (sogenannte Mergers & Acquisitions, M & A) stark gesunken. Was können die Käufer und Verkäufer von (Familien-)Unternehmen aktuell vom Markt erwarten und wie können sie mit der richtigen Strategie Werte bewahren? Mit diesen Fragen beschäftigten sich rund 80 Besucher bei dem Fachsymposium in Nürnberg. Zu der Veranstaltung hatten die Sparkassen in Mittelfranken und die seneca Corporate Finance GmbH geladen, Kooperationspartner waren die IHK Nürnberg für Mittelfranken, der Bundesverband Kapital für den Mittelstand und die Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg.

Potenzielle Verkäufer von Unternehmen müssen nach Worten von Matthias Tröger, Geschäftsführender Gesellschafter der Nürnberger Beratungsgesellschaft seneca, weiterhin mit deutlich gesunkenen Preisen rechnen. Bei der Berechnung von Unternehmenswerten wird in der Regel die jährliche Ertragskraft vor Zinsen und Steuern zugrunde gelegt und anschließend ein Branchen-Multiplikator angesetzt. So traf die Finanzkrise den Maschinen- und Anlagenbau besonders hart. Während vor der Krise ein Multiplikator von 6,7 galt, beläuft er sich heute nach Trögers Angaben lediglich auf 5,4. Konkretes Beispiel: Der Preis eines Unternehmens mit einer Ertragskraft von einer Mio. Euro sank von 6,7 auf 5,4 Mio. Euro. Nach Trögers Einschätzung scheuen deshalb potenzielle Verkäufer vor der Veräußerung von Unternehmen zurück. Und potenzielle Käufer halten derzeit ihr Geld zurück, weil sie die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Jahre nur schwer einschätzen können. Tröger machte keine Hoffnung auf eine schnelle Besserung: Kurzfristig seien „keine riesigen Sprünge“ zu erwarten.

Um auf persönliche Notlagen dennoch gut vorbereit zu sein, rät Tröger Familienunternehmern gerade jetzt, die „Braut“ vorsorglich zu schmücken und in den sauren Apfel notwendiger Umstrukturierungen zu beißen. Besonders Augenmerk sollte dabei folgenden Aspekten gewidmet werden: Qualität des Managements, zu große Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten und Kunden, Controlling und Berichtswesen. Empfehlenswert ist es auch, sich von alten Maschinen und nicht gebrauchten Grundstücken zu trennen, die Pensionsrückstellungen auszulagern und die Investitionen auf ein vernünftiges Maß zu beschränken.

Holger Bahr, Chefvolkswirt der Frankfurter DekaBank, forderte die Unternehmer dazu auf, gerade in der Rezession an Innovationen zu denken: „Gerade in Rezessionszeiten ist der Kampf der Unternehmen um Kunden besonders intensiv, denn die Kaufkraft sinkt und die Ausgabenbereitschaft ist begrenzt. Vor diesem Hintergrund sind neue Ideen gefragt, um die verbliebene Kaufkraft auf sich zu ziehen.“ In diesem Zusammenhang erinnerte Bahr an den Begriff der „schöpferischen Zerstörung“, der durch den Ökonomen Joseph Schumpeter (1883-1950) geprägt wurde. „Damit dürfte ich mich sicherlich nicht bei den Betriebsversammlungen von Quelle oder Opel hören lassen“, sagt Bahr, aber er forderte von Unternehmern die notwendige Innovationskraft ein.

Dass aktuell zumindest die rechtlichen und steuerlichen Komponenten beim Kauf und Verkauf eines Unternehmens günstig geregelt sind, hoben weitere Referenten des Symposiums hervor. „Wenigstens veranlassen Änderungen bei der Erbschaftssteuer Unternehmer dazu, sich rechtzeitig darum zu kümmern“, sagte zum Beispiel Rechtsanwalt Rainer Kögel aus Stuttgart, der als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten inländischer Familienunternehmen tätig ist. Vor allem Stiftungen sieht er als gutes Instrument an, um das Lebenswerk eines Familienunternehmers zu sichern. Nach Kögels Einschätzung wird die Zahl von derzeit 700 bis 800 Familienstiftungen in Deutschland stark steigen. Denn in vielen Familienunternehmen stehe ein Generationswechsel an, den es sorgsam zu planen gelte.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2010, Seite 18

 
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