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BioFach

Fairer Handel und nachhaltiges Wirtschaften

Im Vorfeld der Nürnberger Weltleitmesse für Bio-Produkte, BioFach, und der Leitmesse für Naturkosmetik und Wellness, Vivaness, die Mitte Februar ihre Pforten öffnen, herrscht Optimismus.

Zwar wird die BioFach nach über 2 700 Ausstellern im Jahr 2009 erstmals ein Ausstellerminus von rund zehn Prozent verbuchen. Messechef Bernd A. Diederichs sieht aber nur eine Normalisierung angesichts des rasanten Wachstums in den Vorjahren: „Die Messe ist gelaufen, wie geschnitten Brot. Daher erleben wir nun eine Konsolidierung auf hohem Niveau.“

Zwei Ursachen gelten als Haupttreiber für den Rückgang beim Anmeldestatus: Zum einen hätten viele Staaten ihre Messeförderung für heimische Unternehmen im Zuge der Finanzmarktkrise drastisch zurückgefahren. Das treffe auch die Öko-Unternehmer, die bislang mit staatlicher Unterstützung zum größten Branchentreff nach Nürnberg gekommen sind. Zum anderen habe der vorgezogene Termin in diesem Jahr für Verstimmung bei einigen Ausstellern gesorgt. Diese hätten den Messesonntag als wichtigen Kundentag „gefühlt“, während die NürnbergMesse aufgrund ihrer Auswertungen die BioFach um einen Wochentag nach vorn gezogen hat.

Das anstehende Messe-Duo findet unter dem Motto „Organic + Fair“ statt. Fairer Handel und nachhaltiges Wirtschaften gehören zwar schon seit Jahren zum Selbstverständnis der Ökobranche. „Aber die Biobranche entwickelt sich weiter“, sagt Dr. Alexander Gerber, Vereinsgeschäftsführer des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Gerade in der aktuellen Diskussion zur Finanzmarktkrise, die auch eine Wertedebatte in der Wirtschaft ausgelöst hat, rücken CO2-Bilanz, Klimaverträglichkeit und fairer Handel von der Erzeugung bis zur Vermarktung in den Vordergrund.

Im vergangenen Jahr präsentierte die NürnbergMesse erstmals eine eigene Sonderschau Organic + Fair mit 62 Ausstellern und 125 Produktpräsentationen. Sie gaben einen Einblick in das Spektrum des fairen Handels unter internationalen, nationalen und regionalen Aspekten. In vier Wochen soll die Sonderschau mit mindestens 70 Ausstellern (plus zehn Prozent) zum zweiten Mal an den Start gehen.

Transfair ist zur besseren Entlohnung von Bauern und Landarbeitern in der Dritten Welt gegründet worden, die Produkte für die Industrienationen herstellen. Diesen Ansatz machen sich mittlerweile auch heimische Landwirte in der Milcherzeugung zu eigen: Eine Initiative der Upländer Bauernmolkerei aus Hessen gegen den Preisverfall für Biomilchbauern führte erfolgreich die sogenannte „Erzeuger Fair-Milch“ ein. Mit einem eigenen Aufkleber auf der Milchtüte kassiert der Handel fünf Cent extra an der Kasse und leitet sie direkt an den Erzeuger weiter.

In den Bioläden und Lebensmittelmärkten mit Bioprodukten herrscht eine „gute bis sehr gute Stimmung“, berichtet BÖLW-Chef Gerber. Für das abgelaufene Jahr prognostiziert er ein Umsatzplus von fünf Prozent – bei anhaltend steigender Verkaufsmenge sei das Preisniveau leicht rückläufig. So versuchten Großmärkte über Preisreduzierungen mehr Absatz und Marktanteil für sich zu erkämpfen. Bei den Verbrauchern, so hat Gerber beobachtet, sei nur „der eine oder andere zu preisgünstigeren konventionellen Produkten“ ausgewichen. Vielmehr habe die Wirtschaftskrise viele Menschen noch darin bestärkt, sich bewusst und gezielt für Bioprodukte zu entscheiden. Daher prognostiziert der BÖLW für das Jahr 2010 ein weiteres Wachstum im Biolebensmittelhandel. „Es gibt keine Anzeichen, dass eine Trendumkehr in Sicht ist.“

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2010, Seite 34

 
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