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Family Offices

Das Geld bleibt nicht in der Familie

Viele Unternehmerfamilien unterhalten eigene Büros, die sich um die Verwaltung ihres Vermögens kümmern. Diese Family Offices investieren auch gerne in Unternehmen mit Wachstumspotenzial. Von Florian Grabner

Die Familie Rockefeller hat es 1882 vorgemacht und ein Büro für die Verwaltung des Vermögens eröffnet. Schnell fand dieses Modell Nachahmer in den USA. In Deutschland ist die Zahl der Family Offices in den letzten Jahren deutlich auf jetzt etwa 450 gestiegen. Hierzulande war lange das sogenannte „Single Family Office“, das nur das Vermögen einer Familie verwaltet, die alleine vorherrschende Form. Vor etwa 15 Jahren wurden dann die ersten „Multi Family Offices“ ins Leben gerufen, die gleichzeitig mehrere Familien betreuen. Insgesamt steuern die exklusiven Geldverwalter heute in Deutschland ein Vermögen von über 180 Mrd. Euro. Ein Großteil davon stammt aus unternehmerischer Aktivität und wird wieder in Unternehmen investiert.

Family Offices sind so verschieden, wie die Familien, die dahinter stehen: Das Spektrum reicht vom junggebliebenen Unternehmer, der mit seinem Family Office wohltätige oder unternehmerische Projekte fördert, über die klassische, breit aufgestellte Vermögensverwaltung bis zur familieneigenen Industrie-Holding, die eine Unternehmensbeteiligung nach der anderen erwirbt.

Bei allen Unterschieden haben Family Offices folgende Punkte gemeinsam, die sie auch als Finanzierungspartner für mittelständische Unternehmen interessant machen:

  • Vorrangiges Ziel der Family Offices ist in aller Regel der Erhalt des Kapitals, nicht dessen Mehrung. Riskante Investments werden daher skeptisch betrachtet, relativ geringe Renditen werden dafür in Kauf genommen. Im Ergebnis führt dies zu klugen und ausgewogenen Investitionsentscheidungen, die in einer teilweise heiß gelaufenen Investmentbranche Vorbildcharakter haben.
  • Die Family Offices haben die Zeit auf ihrer Seite und können extrem langfristig - teilweise sogar generationsübergreifend - investieren. Es besteht kein Druck durch Quartalszahlen oder das nahende Laufzeit-ende eines geschlossenen Fonds.
  • Die Personen hinter den Family Offices haben einen unternehmerischen und keinen finanzwirtschaftlichen Hintergrund. Damit stehen für sie nicht schnelle Renditen im Mittelpunkt, sondern sie können interessante Unternehmen sorgfältig auf ihre langfristige Tragfähigkeit hinsichtlich Geschäftsmodell, Markt und unternehmerischem Potenzial überprüfen.

Family Offices können also ideale Investoren für mittelständische Unternehmen sein, sie sind es aber nicht immer. Unternehmer, die ein Family Office als Investor gewinnen wollen, müssen sich bewusst machen, dass die Familienbüros naturgemäß stark durch die Inhaberfamilie geprägt sind. Deshalb wird die Investition nur erfolgreich sein, wenn die „Chemie“ zwischen beiden Seiten stimmt. So mancher Unternehmer wird deshalb die neutrale Distanz einer Bank oder eines anderen Investors vorziehen.

Eine weitere Einschränkung ist, dass Family Offices meist sehr diskret agieren und keine Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Sie haben beispielsweise nicht einmal eine Internet-Seite. Allenfalls junge Multi Family Offices werben offen um Kunden und Anleger. Unternehmen, die sich ein Familienbüro als Investor vorstellen können, finden also oft nur mit Mühe einen Zugang. Dennoch ist festzuhalten: Family Offices bereichern das Spektrum der Unternehmensfinanzierung um eine interessante Facette, die in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen dürfte.

Autor/in: Florian Grabner, ist Geschäftsführender Gesellschafter der German Trustee GmbH in Nürnberg, die auf Family Office-Dienste, Eigenkapitalfinanzierungen und Unternehmenstransaktionen spezialisiert ist (www.german-trustee.de; grabner@german-trustee.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2012, Seite 32

 
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