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VGN

Bei Freizeit-Linien bundesweit führend

Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg GmbH (VGN) konnte im Geschäftsjahr 2011 rund eine Mio. neue Fahrgäste gewinnen. Mit 222,83 Mio. Fahrten hat der VGN das Rekordergebnis des Vorjahres leicht übertroffen. Die Einnahmen legten um 4,6 Prozent auf 267,4 Mio. Euro zu.

Besonders hohe Zuwachsraten waren bei den Freizeittickets, den Studententickets und im Berufsverkehr zu verzeichnen. Seit 2005 beobachtet der VGN einen Anstieg bei den Jahres-Abos, die vor allem von Pendlern genutzt werden: Über alle Varianten dieser Fahrkartenkategorie (Jahresabo, Firmenabo, Abo 3, Abo 6) legten die Verkaufszahlen 2011 um 3,5 Prozent zu. Dieser Aufwärtstrend sei vor allem der guten Konjunkturlage und den rasant steigenden Spritpreisen geschuldet, die mehr Menschen zum Umsteigen auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) motiviert haben, so VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler.

Haasler nutzte die Jahrespressekonferenz des VGN für eine Entschuldigung an die Adresse der Pendler, die wegen der Schwierigkeiten bei der S-Bahn, vor allem auf der Linie S1, verärgert gewesen seien. Er versprach den Fahrgästen im Namen des VGN, sich mit Nachdruck für eine Verbesserung einzusetzen, dämpfte jedoch die Hoffnung auf schnelle Abhilfe: Die notorische Verspätungsanfälligkeit der S1 von Bamberg nach Hartmannshof werde erst dann ein Ende haben, wenn die Strecke nördlich von Fürth viergleisig ausgebaut ist. Nach Einschätzung der DB-Projektbau ist dies erst 2017 zu erwarten.

Immerhin hatte Andreas Mäder, der für die Infrastrukturplanung zuständige Geschäftsführer des VGN, auch eine gute Nachricht für S-Bahn-Nutzer: Bei der Auslieferung der neuen Triebfahrzeuge ET 442 des Herstellers Bombardier wird die Region Nürnberg vorrangig berücksichtigt. Bis Juni 2012 sollen die Linien S1 und S3 (Nürnberg-Neumarkt) sukzessive auf den Betrieb mit den neuen ET 442 umgestellt werden; bis Dezember 2012 soll die Umstellung der S4 (Nürnberg-Ansbach) erfolgt sein. Den Passagieren bringen die neuen Triebfahrzeuge mehr Komfort: Die Wagen bieten mehr Platz (Kapazitätssteigerung um 44 bzw. 27 Prozent), sind klimatisiert und barrierefrei zugänglich.

Nicht nur für Pendler, sondern auch für Ausflügler wird der ÖPNV im rund 14 000 Quadratkilometer umfassenden Verbundgebiet immer attraktiver: Der VGN hat 2011 erneut eine zunehmende Nachfrage im Freizeitverkehr registriert. „Renner im Sortiment“ ist das TagesTicketPlus, die Verkaufszahl dieses klassischen Freizeittickets bezifferten die Geschäftsführer auf 1,4 Mio. Beim verbundweit gültigen TagesTicketPlus stieg der Absatz gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent. Mit diesen Zuwachsraten kann der VGN die Früchte umfangreicher Vermarktungsaktivitäten ernten: Insgesamt haben Kunden die Qual der Wahl unter 200 Freizeittipps für Wander-, Rad- und Städtetouren, deren Beschreibungen der VGN als gedruckte Broschüren (Auflage 500 000) oder zum Download anbietet. Hinzu kommen 22 Freizeitbuslinien. Mit diesem Angebot nehme der VGN bundesweit einen Spitzenplatz ein, sagte Haasler.

Der Freude über neue Fahrgäste unter den Berufspendlern und im Ausflugsverkehr steht die Sorge um die Entwicklung der Schülerzahlen gegenüber. Im vierten Quartal 2011, also mit Beginn des Schuljahres 2011/2012, haben die Fahrten im Schülerverkehr im Verbundgebiet um 3,2 Prozent abgenommen. Damit spiegelt sich in der VGN-Statistik erstmals der demografische Wandel wider: Bis 2020, so die Prognosen des VGN, werden die Schülerzahlen verbundweit um fast 14 Prozent zurückgehen, in den Landkreisen wird sogar mit einem Rückgang um 18,5 Prozent gerechnet.

Diese Aussichten sind vor allem für den ländlichen Raum bitter, denn hier ist der Schülerverkehr das Rückgrat des Fahrtenangebots. Bricht es ein, wird sich die ÖPNV-Anbindung des „flachen Landes“ weiter verschlechtern. Um dies zu verhindern, sieht die Geschäftsführung des VGN langfristig nur einen Weg: den Ausbau des bedarfsgesteuerten Verkehrsangebots. Dank moderner IT-Lösungen lassen sich die technischen Hürden bei der Umsetzung solcher Konzepte nehmen. Dennoch ist die Entwicklung bedarfsgesteuerter Ansätze eine enorme Herausforderung für die VGN-Verkehrsplaner, wie Andreas Mäder erklärt: Um Zugangshemmnisse für die Kunden abzubauen, müssen einheitliche Lösungen gefunden werden. Bei 109 Verkehrsunternehmen, die dem VGN derzeit angehören, ist dies eine Herkulesaufgabe.

Autor/in: 
aw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2012, Seite 62

 
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