Telefon: +49 911 1335-1335

Trampolinhalle Nürnberg

Auf dem Sprung

Trampolinhalle Nürnberg © IHK

Airtime-Chef Harald Schäfer lässt sich in die Seilrutsche fallen, die ihn 75 Meter durch die Halle befördert.

Der Airtime-Trampolinpark im Nürnberger Norden entwickelt sein Angebot ständig weiter, um die vorwiegend jungen Besucher immer wieder in die Halle zu locken.

Hochrot sind die Köpfe einiger Kinder, die auf den Trampolinen auf und ab hüpfen. Emsig hasten sie zum nächsten Feld, springen weiter wie Popcorn in der Pfanne. Bald darauf haben sie das große Becken mit den Schaumstoffwürfeln ins Auge gefasst: Sie beschleunigen mit einem kurzen Anlaufspurt und segeln mit einem schwungvollen Hechtsprung in die weichen Kuben. Um die Nachmittagszeit würde man nicht so viele Kinder in diesen Hallen vermuten, sondern eher in ihren Klassenzimmern. Doch es sind Ferien und dementsprechend nutzen die Sprösslinge die Gelegenheit, um sich in der Trampolinhalle in der Klingenhofstraße auszutoben.

Mittendrin ist Harald Schäfer, Geschäftsführer der Trampolinhalle Nürnberg GmbH, die den Airtime-Park betreibt. Kinder und Jugendliche gehören zur Hauptzielgruppe seines Unternehmens, sie machen 90 Prozent der Kundschaft aus, die aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern stammt. Erwachsene seien schwerer vom regelmäßigen Springen zu überzeugen, erklärt er. Damit die jungen Gäste immer wieder zum Austoben vorbeikommen, stellt das Unternehmen stets neue Attraktionen bereit. Diese umfassen derzeit – neben der zentralen Anlage mit über 50 Trampolinen – unter anderem eine Halfpipe zum Springen, Trampoline mit Videospiel, bei denen man von der Kamera gefilmt und als Spielfigur auf einem großen Bildschirm erfasst wird, und sogar Sprunggeräte auf Olympia-Niveau, mit denen man sich bis zu sechs Meter in die Höhe bohren kann. Die Gäste haben auf insgesamt rund 3 000 Quadratmetern also ausreichend Möglichkeiten, sich zu verausgaben – so viel Platz steht als Aktionsfläche zur Verfügung. Damit ist der Airtime-Park nach eigenen Angaben der größte Trampolinpark in der Metropolregion. Insgesamt umfasst die 2017 eröffnete Trampolinhalle, die im ehemaligen Europalager von Puma beheimatet ist, rund 4 000 Quadratmeter. Die Gebäude sind allerdings schon wesentlich älter, sie wurden 1937 errichtet.

Über die Halle segeln

Weit oben, nahe der Hallendecke, thront der Hochseilparcours über den Trampolinen. Um zu diesem zu gelangen, muss man erst über einen Holzturm ein paar Stockwerke nach oben steigen. Von dort aus kann man sich – sofern man schwindelfrei ist – auf den Weg machen, um die zahlreichen Stationen zum Klettern, Hangeln und Balancieren zu absolvieren. Los geht es mit dem Flying Fox, einer Seilrutsche. Harald Schäfer führt sie gleich selbst vor: Er legt das Gurtgeschirr an, hängt es am Seil ein und begibt sich an den Rand des Turms. Langsam lässt er sich ins Leere kippen und schon übernimmt die Schwerkraft das Kommando: Mit einem surrenden Geräusch segelt er 75 Meter zum anderen Ende der Halle, über die Köpfe der hüpfenden und Salto schlagenden Trampolinfans hinweg. Nach einer Weile kehrt er über den Seilparcours wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Der Airtime-Chef ist selbst seit August 2018 im Unternehmen. Bereits zuvor war er in der Freizeitbranche tätig, genauer gesagt in der Hotellerie, in einem Indoor-Freizeitpark und in der Bäderbranche, bis ihm die Gesellschafter Max Kocher und Fabian Altrichter die Trampolinhalle "schmackhaft" machten. In einem Betrieb wie der Trampolinhalle hatte Schäfer zuvor noch keine Erfahrungen gesammelt. In der Klingenhofstraße war er dann zunächst als Betriebsleiter tätig, bis er im Dezember 2019 die Geschäftsführung übernahm. "Das Schwierige in der Freizeitbranche ist, dass Menschen in der Freizeit einen sehr viel höheren Anspruch an ihre Erlebnisse haben als im Alltag, da die Freizeit mit der Familie ein hohes Gut darstellt", sagt er. Das sei ein gänzlich anderer Anspruch als in anderen Dienstleistungsbranchen, so der Geschäftsführer.

Corona als Herausforderung

Eine ungleich größere Herausforderung kam aber – kurz nachdem er seine neue Position angetreten hatte – mit der bald darauf folgenden Corona-Pandemie auf den Airtime-Park zu. Denn als Freizeit- und Sportstätte war der Trampolinpark ebenfalls hart von den Corona-Einschränkungen und Lockdowns betroffen: Die Umsätze brachen um 97 Prozent ein. Das Unternehmen führte infolgedessen Kurzarbeit ein und nutzte die staatlichen Pandemie-Hilfen. "Wir konnten die Liquidität erhalten, sodass wir gut durch die Corona-Phase kamen", sagt Schäfer. "Und wir konnten den Großteil der Mitarbeiter halten." Durch den hohen Anteil an Minijobbern und Werkstudenten, die im Trampolinpark arbeiten, gebe es per se eine hohe Fluktuation, aber die Stammbelegschaft von etwa 20 festangestellten Beschäftigten sei geblieben. In der Zeit des Lockdowns, als keine Besucher in der Halle waren, konnten die Mitarbeiter diese für sich Corona-konform selbst privat nutzen. So konnte man auch den Kontakt zum Team halten, sagt Schäfer.

Gleichzeitig nutzte das Unternehmen die Corona-Zeit, um verstärkt Merchandise-Produkte zu verkaufen und den eigenen Betrieb weiterzuentwickeln: "Wir sind gereist, haben Ideen gesammelt, waren auf Messen und haben Planungen gemacht, die wir jetzt umsetzen", so der Airtime-Chef. Aktuell lägen die Umsätze wieder auf einem Niveau von etwa 80 Prozent der Vor-Corona-Zeit, in diesem Sommer sollen sie dann wieder gleichauf sein. Mit Blick auf die Corona-Situation im Herbst hofft Schäfer, dass der Betrieb offen bleiben kann: "Wenn wir wieder zumachen müssen, macht uns das nicht kaputt, aber es wird dann schwer, die Sichtbarkeit bei Kunden und Mitarbeitern zu halten."

Langfristig geht er davon aus, dass sich die Branche der Trampolinparks konsolidieren werde und von den derzeitigen Anbietern künftig nur noch 60 Prozent auf dem Markt sein werden. Für die Zukunft seines Betriebs hält sich der Firmenchef Optionen wie eine Vergrößerung offen, die Nachfrage sei vorhanden. Zudem ist Airtime immer wieder im Outdoor-Bereich sichtbar, etwa mit dem eigenen, zehn mal zehn Meter großen "Bag Jump" (Luftkissen). Damit sei man u. a. auf Festivals oder auch auf der Messe "Consumenta" unterwegs, um die Bekanntheit zu steigern und neue Zielgruppen anzusprechen. Auch soll das Angebot an Trampolinkursen erweitert werden. Und nicht zuletzt sollen auch die Erwachsenen stärker adressiert werden, z. B. über Firmen-Events. Bis dahin werden offenbar noch die jungen Hüpfer die Trampoline im Airtime-Park dominieren.

Autor/in: 

(jf.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2022, Seite 62

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick