Das Spalter Unternehmen ist in der Faserverbundtechnologie tätig und produziert Verbindungselemente aus Carbon, Basalt und Glasfaser.
Fast schon idyllisch zwischen Hopfengärten, dem angrenzenden Wald und der Fränkischen Rezat liegt die Firma CG Tec Carbon und Glaserfasertechnik GmbH im Gewerbegebiet Hügelmühle bei Spalt im Landkreis Roth. 1996 in Gunzenhausen aus einem Geschäft für Angelgeräte heraus gegründet, ist CG Tec heute ein wichtiger Anbieter von symmetrischen Profilen aus Carbon, Basalt und Glasfaser in Deutschland und Europa. Zudem betreibt die Firma mit dem Online-Shop carbonscout.com einen Direktvertrieb für technische Verbindungselemente wie Rohre und Stäbe aus Glasfaser, Carbon und Basalt, die aus Eigen- und Fremdproduktion stammen. Das Unternehmen mit mittlerweile 70 Beschäftigten ist familiengeführt von den drei Geschäftsführern und Gesellschaftern Dieter, Oliver und Andrea Kipf. Mit Marcel Kipf ist auch einer der beiden Enkel des Senior-Gesellschafters Dieter Kipf kürzlich als Projektmanager ins Familienunternehmen eingestiegen. Im Sommer konnte die Firma ihr 25-jähriges Bestehen in der erst vor Kurzem fertiggestellten neuen Produktionshalle nachfeiern.
Doch wie kommt man vom Angelgeschäft zur Faserverbundtechnologie? "Unsere Vision war, dass in der Zukunft leichte und nicht rostende Materialen mit hoher Stabilität noch viel flächendeckender Verbreitung finden, als es zum damaligen Zeitpunkt der Fall war", erinnert sich Oliver Kipf. Die Idee sollte sich bewähren: Lag der Schwerpunkt anfangs im Bereich Automotive, stammt der größte Teil des Umsatzes von CG Tec heute aus Medizintechnik, Robotik sowie Kabel- und Messtechnologie. Das Unternehmen aus dem Spalter Hopfenland produziert Rohre, Stäbe, Platten und Bauteile aus Leichtstoffen. Von der speziellen Einzelanfertigung bis hin zur Serienproduktion – das Angebotsportfolio von CG Tec umfasst neben der Prepreg-Wickeltechnik, Pultrusions-Technologie, Platten-Presstechnik und Baugruppenmontage auch die Entwicklung und Konstruktion von Verbindungs- und Bauteilen.
Vom Zahnarzt bis zum Freizeitsport: Die Produkte von CG Tec finden sich in vielen Bereichen des Lebens wieder. Das Material Glasfaser etwa sei nicht nur beliebt in der Telekommunikation, wo es für die schnelle Übertragung von Datenmengen sorgt, sondern komme immer öfter auch in der Zahnheilkunde zum Einsatz, verrät Oliver Kipf. Als Material für Zahnimplantate, sogenannte Komposit-Wurzelstifte, findet es dort Anwendung und biete den großen Vorteil, dass es – im Gegensatz zu üblichen Metall- oder Carbon-Stiften – auch bei Röntgenbestrahlung sichtbar sei.
Forschung an nachhaltigeren Materialien
Das Angebot und Sortiment aus dem Online-Shop ist am Firmensitz in der "Carbonscout World" begeh- und erlebbar. Geschäftsführer Oliver Kipf führt dort das Paddel eines Herstellers vor: Paddel und Griff werden durch ein besonders leichtes und dennoch stabiles Carbonrohr von CG Tec verbunden. "Carbon, Glas und Basalt sind Materialien mit Zukunft", ist er sich sicher. Zusammen mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft arbeitet das Unternehmen ständig an der Weiterentwicklung der Materialien und unterstützt Forschungsprojekte. Wichtige Aspekte sind dabei Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit. Man versuche, den heutigen Anforderungen gerecht zu werden, nicht nur leichtere Materialien herzustellen, sondern auch mit möglichst geringem Rohstoffaufwand und geringen Schadstoffemissionen zu produzieren. In aktuellen Forschungsprojekten, unter anderem mit dem Zentrum für Faserverbunde und Leichtbau sowie der Hochschule Magdeburg-Stendal, wird mit alten und biobasierten Fasern aus Naturmaterialien wie Hanf, Cellulose und Flachs experimentiert.
Den Rang als Weltmarktführer kann CG Tec übrigens seit über einem Jahrzehnt im Bereich Medizintechnik für sich behaupten: Mittels sogenannter externer Fixateure kommen weltweit bei komplizierten Knochenbrüchen immer häufiger spezielle Carbonstäbe zum Einsatz. Rund 30 Prozent des gesamten Umsatzvolumens generiere man mittlerweile in diesem Bereich. "Ein weltweiter Wachstumsmarkt, Gesundheit kennt keine Krise", ist Oliver Kipf überzeugt. Auch im Bereich der Pick-and-Place-Robotik, bei der mittels Greifarm Gegenstände aufgenommen und am Zielort platziert werden, sei die Stabilität und Leichtigkeit des hochwertigen Carbon-Materials gefragt.
Neue Niederlassung in den USA
Doch auch an dem Hersteller und Vertriebspartner für Faserverbundteile sind die Corona-Krise und der russische Angriffskrieg in der Ukraine nicht spurlos vorbeigegangen: Man habe wie viele Industrie- und Handwerksunternehmen mit schwerwiegenden Problemen bei den Lieferketten und in der Materialbeschaffung zu kämpfen, sagt Martina Kipf, Leiterin des Carbonscout-Online-Shops. Immerhin könne CG TEC sich als Mittelständler, der Nischenprodukte anbietet, gut vom Markt abheben. Man wolle sich nicht auf dem Erfolg der letzten 25 Jahre ausruhen, sind sich die Geschäftsführer einig. "Wir arbeiten in der Gegenwart, denken und entwickeln aber für die Zukunft", sagt Oliver Kipf. Noch in diesem Jahr wird CG Tec mit Carbon & Glasfiber Technology USA LLC die erste Niederlassung in den USA gründen. Dort werden mit einem Partner Composites-Produkte direkt über die Niederlassung vertrieben.
Bei CG Tec setzt man auch künftig auf die Kraft der Verbindung. Und das nicht nur in Form von Faserverbundteilen, sondern im übertragenen Sinn zusammen mit Partnern, Kunden und Beschäftigten. So legt die Geschäftsführung nach eigenen Angaben besonders viel Wert auf eine gute Unternehmenskultur und bietet neben flexiblen Arbeitszeiten in Büro und Produktion bereits mehrfach ausgezeichnete Programme und Aktionen in den Bereichen Ausbildung, Mitarbeiter- und Gesundheitsförderung: kostenfreies und gesundes Mittagsangebot, Getränke, gemeinsames Sportprogramm, "Jobrad", Teambuilding-Maßnahmen, Firmenausflüge und ein Masseur für die Beschäftigten.
Auch beim Thema Nachwuchs ist das Unternehmen aktiv: CG Tec bietet drei Ausbildungsberufe (Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Maschinen- und Anlagenführer sowie Industriekaufleute) sowie "gute Chancen zur Übernahme in ein Angestelltenverhältnis", wie Andrea Kipf betont, die bei CG Tec den kaufmännischen Bereich und die Personalverwaltung verantwortet.
