Nicht einmal vier Jahre nach ihrer Gründung ist die KTW Kunststofftechnik Weißenburg GmbH & Co. KG als Partner der Industrie gut im Geschäft: Ihre Kunststoffteile und Baugruppen gehen in Fahrzeuge der Marken Audi, BMW, Porsche und Opel ein. Für das Unternehmen, das 1997 ins Handelsregister eingetragen wurde, sind 44 Mitarbeiter tätig, davon zwei Azubis. Als erfolgreiche Unternehmensgründung im Produzierenden Gewerbe gewann KTW den IHK-Gründerpreis 2001.
Die Rahmenbedingungen, unter denen KTW startete, waren alles andere als einfach: Denn in den letzten fünf Jahren
war die europäische Kunststoffindustrie von einem heftigen Preiswettkampf geprägt, die Folge waren zahlreiche
Betriebsschließungen, Produktionsverlagerungen und Insolvenzen. Zwar hat sich der Markt mittlerweile beruhigt,
doch die mittelständischen Anbieter sehen sich fusionierten Großunternehmen gegenüber, die als Systemlieferanten
für Großserien auftreten. Nach Aussage von Gesellschafter Karl Heinz Durst, der wie die Mitgesellschafter Ernst
Meyer und Klaus Jesch ein Drittel der Anteile hält, ist die Marschrichtung klar: KTW will sich als
Nischenanbieter durch Innovationskraft, hohe Flexibilität und weitgehende Automatisierung profilieren.
Die Chancen für mittelständische Unternehmen der Kunststoffbranche bezeichnet Durst als vielsprechend: Zum einen
hat sich bei den Kundenunternehmen von KTW (neben der Automobilindustrie sind das beispielsweise die Branchen
Hausgeräte, Unterhaltungselektronik, Elektro und Medizintechnik) der Modellwechsel beschleunigt, weshalb der
Bedarf an Kunststoffteilen steigt. Zum anderen wächst der Anteil der Kunststoff-Komponenten etwa in
Kraftfahrzeugen stetig. Als weiteren Trend nennt Durst, dass die Kunststoffteile im Innenraum von Autos immer
stärker auch ästhetischen Ansprüchen genügen müssen: Sichtbare Kunststoffkomponenten werden lackiert oder
kaschiert, um einen hochwertigen Eindruck zu vermitteln. Nur flexible Mittelständler könnten sich schnell auf
diese komplexen Wünsche einstellen, ist sich Durst sicher. Nicht ohne Grund arbeiteten die „global
player“ der Kunststoffindustrie häufig mit kleineren Firmen wie KTW zusammen, um schwierige
Zulieferaufträge überhaupt erfüllen zu können.
Als Partner der Industrie empfiehlt sich KTW nicht zuletzt deswegen, weil die gesamte Leistungskette von der Produktentwicklung über Werkzeugtechnologie, Produktion, Veredelung bis zur Logistik abgedeckt wird. Das umfassende Angebot wird dadurch möglich, dass KTW eine „strategische Partnerschaft“ mit der Jesch Industrielackierungen GmbH eingegangen ist, die die Veredelung der Teile und Baugruppen übernimmt (z.B. Lackierung, Konfektionierung und Montage von Teilen). Geschäftsführer Klaus Jesch gehört zu den Gesellschaftern von KTW und hatte 1997 ebenfalls den IHK-Gründerpreis gewonnen.
KTW entwickelt gemeinsam mit den Kunden unterschiedliche Kunststoffprodukte und hat dabei Zugriff auf die Daten
des betreuten Unternehmens („Simultaneous Engineering“). Die Mitarbeiter konstruieren auch die
Spritzgießwerkzeuge, die zur Produktion dieser Artikel benötigt werden. Die eigentliche Produktion der
Kunststoffprodukte geht hauptsächlich in Maschinen mit großen Schließkräften und mit automatischen
Entnahmesystemen vonstatten. Der Schwerpunkt liegt auf zwei relativ neuen Produktionsverfahren, mit denen nicht
jeder Hersteller aufwarten kann: Beim 2-K-Verfahren (steht für „zwei Komponenten“) entstehen
Kunststoffartikel, die aus zwei unterschiedlichen Materialien bestehen. Meist handelt es sich dabei um ein festes
Trägerteil mit einer weicheren Dichtungslippe. Ein Beispiel: Pkw-Kotflügel aus hartem Kunststoff werden mit einer
Gummilippe versehen, die das Eindringen von Spritzwasser verhindert. Mit dem GID-Verfahren
(Gas-Innendruck-Technologie) lassen sich Hohlräume in großflächige Teile einbringen. Bestimmte Produkte für
Heckklappen-Verkleidungen für Pkw oder Filtergehäuse für Lkw werden dadurch stabiler und
widerstandsfähiger.
Weißenburg als Zentrum der Kunststofftechnik
Anteil am geschäftlichen Erfolg hat nach Aussage Dursts der Standort Weißenburg: Der liege zum einen
zentral zwischen den wichtigen Kunden in Bayern und Baden-Württemberg. Zum anderen dürfe sich der Landkreis als
eines der deutschen Zentren der Kunststofftechnik betrachten. Deshalb gebe es im Raum Weißenburg sehr viele
Kunststoff-Fachleute, auf die die KTW zurückgreifen konnte. Trotzdem herrsche im Allgemeinen ein Mangel an
qualifizierten Fachkräften. Außerdem finde ein Austausch mit anderen Unternehmen der Branche statt. Zu den
wichtigen Kunden von KTW zählen die zahlreichen Werkzeugmacher der Region, die ihre Formen auf großen Maschinen
mit einer kleinen Serie testen müssen. Wertvoll ist nach Aussage Dursts die Nachbarschaft zu einer Reihe kleiner
Kunststofffirmen, die bei vorübergehenden Kapazitätsengpässen als Lieferanten einspringen können.
Durst und seine Gesellschafter-Kollegen Meyer und Jesch sehen äußerst zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn sie im Frühjahr dieses Jahres einen herben Schicksalsschlag zu verkraften hatten: Georg Köppel, der ebenfalls zum Kreis der Gründungsgesellschafter gehörte, verstarb völlig unerwartet im Alter von 41 Jahren. Obwohl nun dessen Erfahrung fehlt, hat sich das Unternehmen für das laufende Geschäftsjahr ehrgeizige Ziele gesteckt: Der Umsatz, der sich im Jahr 2000 auf 11,3 Mio. DM annähernd verdreifacht hat, soll weiter steigen. Die Investitionsplanung sieht Anschaffungen im Wert von 2,5 Mio. DM vor. Und nicht zuletzt ist die Einstellung von zwölf weiteren Fachkräften und Azubis geplant.